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"Möchtest du Toast?" Draco nickte, horchte aber auch gleichzeitig den Geschichten der anderen zu. Er hatte mir schonmal erzählt, dass er das, was vor der Schlacht war, gerne mal von der anderen Seite aus gesehen hätte. Er wollte nie zu den Bösen gehören. Er wusste selbst, dass er eitel und überheblich war, doch was hätte er anders machen sollen, wenn es ihm so vorgelebt wurde?

Da der Heiler aus dem Minesterium noch nicht angekommen war, versuchte ich ihm bei so vielen Dingen wie möglich zu helfen. Angefangen beim anziehen und fertig machen, die Treppe herunter gehen, hinsetzen und nun eben sein Frühstück machen. Man merkte ihm zwischendurch immer wieder an, dass es ihm unangenehm war solche Kleinigkeiten nicht allein zu bewerkstelligen.

Ich strich ihm etwas Butter und Konfitüre auf das geröstete Toastbrot und legte es ihm dann auf seinen Teller.

"Tee, Malfoy?" Hermine war noch immer skeptisch, versuchte trotzdem freundlich zu sein. Ich schätzte es sehr.
"Sehr gerne. Danke, Hermine." Ihr Blick fand blitzschnell meinen. Noch nie hatte er sie bei ihrem Vornamen genannt. Ich sah ihr an, dass es gemischte Gefühle in ihr weckte.
Doch trotzdem nahm sie seine Tasse und schenkte ihm etwas von der dampfenden Flüssigkeit ein.

Wir frühstückten alle in Ruhe zuende, Draco benötigte nicht mehr viel Hilfe, da er sich die meisten Dinge ertastete oder ich ihm schon von vorne rein alles direkt in die Hände gab.
Gestern Abend hatten wir nicht mehr viel gesprochen, wir waren beide zu müde und hatten uns schlafen gelegt. Aber uns war beiden klar, dass wir bald ein vernünftiges Gespräch darüber führen müssten, wie es nun weiter ging.

"Du wirkst entspannt." Ich zuckte zusammen und sah Hermine neben mir an. Die anderen waren gerade dabei ihr Zusammensein auf die Couchen zu verlagern. Harry und Ron waren anscheinend noch lange nicht fertig mit ihren Geschichten. James und Lu, aber auch Draco, hingen förmlich an ihren Lippen.
"Habt ihr über alles geredet?" Sie sprach so leise, dass nur ich es hören konnte. Allerdings glaubte ich nicht, dass die anderen das bei einer normalen Lautstärke überhaupt wahr nahmen.
"Zum Teil... Es ist erstmal wichtig, dass es ihm wieder besser geht, dann sehen wir weiter." erklärte ich und lächelte leicht, Hermine nickte verständlich. Ich war zuversichtlich. Natürlich würde das Gespräch nicht gerade angenehm werden, ich wusste ja, was für ein Sturkopf er sein konnte. Aber auch ich hatte meine Standpunkte, von denen ich nicht abkommen werden würde.

Es vergingen ein paar Stunden, die Stories aus der Vergangenheit waren zuende erzählt, nun war meine Kindheit an der Reihe.
Ich war für einen Moment froh, dass Draco meine Babybilder nicht sehen konnte. Über die Erzählungen darüber lachte er aber umso mehr.
Etwas verwundert beobachtete ich Harry dabei wie er dem Blondschopf aufhalf und ihn zum Bad führte. Die beiden verschwanden darin, schlossen die Tür hinter sich.
Hermine zuckte nur mit den Schultern.

"Ava, Schatz, kannst du die Kekse aus der Küche holen?" kam es nach ein paar Minuten von Lu. Ich nickte, fragte mich innerlich immer noch, was die beiden so lange im Bad machten.
Beim Verlassen des Wohnzimmers schnappte ich ein paar Gesprächsfetzen der jungen Männer auf. Sie sprachen nicht wirklich leise, lachten sogar.
"Wenn Snape uns so sehen könnte..." warf Draco ein und ich konnte sein Grinsen förmlich vor mir sehen.
"Snape hätte so viele Dinge nicht verstanden, die in den letzten Wochen passiert sind." gab Harry zurück, Geraschel war zu hören.
"Wie meinst du das, Potter?"
"Naja, dich und Ava... Du lachst und hast Spaß, sogar mit uns zusammen..."
Einen Augenblick war es still, keiner der beiden sprach. Ich war kurz davor ein paar Schritte weiter zu gehen, um den Gefallen zu erledigen, um den Lu mich gebeten hatte.
"Ich... Ich liebe sie einfach, Harry... Ich würde alles für sie tun. Sie macht einen komplett neuen Menschen aus mir. So... So wollte ich immer sein... So glücklich."

Mein Herz setzte aus. Ich konnte nicht mehr atmen. Meine Wangen wurden knallrot.

Er hatte mir schon öfter gesagt, was er für mich empfand, aber dass er es so vor Harry aussprach, das befreite die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder.

Ich wurde von einem Klingeln aus meiner Schockstarre gerissen. Stoßartig atmete ich aus, lief auf die Haustür zu und öffnete diese.

"Hallo Ava... Es tut mir leid, dass ich so einfach hier her komme, aber ist mein Sohn da...?"
Für ein paar Sekunden steckte ich in der nächsten Schockstarre fest.

Narcissa Malfoy stand vor der Haustür meiner Familie.

show me your side // Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt