show me your side // Draco Malfoy FF

•6•

"Draco und ich. Er hatte mir mit meinem Koffer geholfen, ihr ward schon weg." Mein Blick fiel wieder auf Ginny. Es sollte kein Vorwurf sein, eher eine Erklärung.
"Malfoy hat dir einfach so geholfen?" harkte der Brillenträger wieder nach und hob eine Augenbraue. Ich nickte.

"Er ist wie ausgewechselt, Harry... Als wir gemerkt haben, dass Ava nicht mehr hinter uns war, wollte Neville nochmal in den Zug und nachsehen, aber Draco ist dazwischen gesprungen und hat gemeint, dass er das machen würde, weil er sie kennt..." Aus der Perspektive hatte auch ich diese Geschichte noch nicht gehört. Draco meinte zwar, er hatte gesehen, dass ich nicht bei den anderen dabei war, doch dass er sich so breit gestellt hatte, hätte ich nicht gedacht.

"Und woher kennst du Draco?" Harry's Augen wurden kleiner, prüfender. Verunsichert blickte ich zu Ginny.
"Ich kenne ihn nicht wirklich. Er war mal im Geschäft meines Onkels, mehr auch nicht." erklärte ich ihm und legte meine Stirn in Falten.
Der Dunkelhaarige nickte leicht und legte einen Arm um das Mädchen neben ihm.
"Verstehe mich nicht falsch, Ava, es ist nur so, dass man Draco Malfoy schlecht einschätzen kann. Er war in den letzten Jahren nicht immer der netteste und vertrauenswürdigste Zauberer."
"Aber er hat auch bewiesen, dass er anders sein kann." warf Ginny ein und piekste Harry in die Wange.
"Er hat Hogwarts wieder mit aufgebaut, weil das seine Strafe gemildert hat."
Ginny seufzte, anscheinend war sie die gutmütigere von den beiden.
"Wie auch immer... Ich rate dir nur, vorsichtig zu sein. Vielleicht hat er sich geändert, was super wäre. Vielleicht aber auch nicht." Sein Ton wurde weicher, er lächelte sogar etwas aufmunternd.
Ich nickte, wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Natürlich wirkte Draco manchmal komisch auf mich und ich war oft zu gutgläubig. Aber ich wollte ihm eine Chance geben.

"Komm, Ava... Bei Hermine und mir ist noch ein Bett frei." lenkte Ginny ein und half mir dann meinen schweren Koffer die Treppen hoch zu unserem Schlafsaal zu tragen. "Hast du da Steine drin?!" fragte sie lachend und stieß die Tür mit ihrem Rücken auf.
"Ich hab nur alles eingepackt, was ich brauchen könnte." rechtfertigte ich mich grinsend und blickte mich dann im Raum um.
Ein Mädchen mit braunen Locken saß auf einem der drei Betten, den Kopf tief in ein Buch gesteckt.

"Hermine, das ist Ava." stellte mich die rothaarige vor und Hermine hob ihren Kopf. Ein Lächeln bildete sich auf ihren Lippen.
"Hallo" sagten wir beide gleichzeitig, kicherten kurz. Sie stand auf und wir gaben uns die Hände.
"Ginny hat mir schon viel von dir erzählt." erklärte sie und brachte das Mädchen zum grinsen.
"Ich hoffe nichts schlechtes."
"Quatsch! Nur gutes!" lachte Ginny und setzte sich auf ein anderes Bett. "Naja, viel hast du ja noch nicht erzählt. Das Bett da drüben ist übrigens deins! Also... nur wenn du willst?"
Ich nickte lächelnd und hiefte meinen Koffer auf das besagte Möbelstück. Im Augenwinkel bekam ich mit, wie die beiden sich grinsende Blicke zuwarfen.
Entweder sie waren zufrieden, oder sie hatten einen Plan ausgeheckt, wie sie mich qualvoll umbringen könnten. Es gab keine Möglichkeit dazwischen. Ich hoffte inständig ersteres.

Nachdem auch mein letztes Paar Socken ihren Platz in der Kommode neben meinem Bett gefunden hatte, verstaute ich meinen leeren Koffer unter meinem Schlafplatz und nahm darauf Platz. Das alles wirkte noch so irreal.

"Sag mal, Ginny, was läuft da eigentlich zwischen dir und diesem Harry?" Meine Frage war riskant, doch ich wollte auch ein paar Dinge über die beiden Mädchen wissen, bevor ich in irgendein Fettnäpfchen treten würde.
"Ja, genau, Ginny! Was läuft da zwischen euch beiden?" grinsend klappte Hermine ihr Buch zusammen, Ginny wurde rot.
"Das weißt du ganz genau, Granger!" Hermine fing das Kissen beinahe schneller auf als es geworfen wurde. Ginny's Blick schweifte zu mir. "Harry und ich... Wir sind zusammen." Diese Aussage ließ ihren Kopf nur noch roter werden, doch man sah ihr an, wie stolz sie darauf war. Sie musste den Brillenträger wirklich sehr lieben.

"Verrate du lieber mal, was da bei dir und meinem Bruder los ist!" forderte die Rothaarige schnell und stemmte ihre Hände in die Hüfte.
"Dein Bruder und ich sind... also wir sind..." Hermine schürzte die Lippen. Sie suchte eine passende Anwort.
"Seid ihr nun endlich zusammen oder habt ihr immer noch nicht darüber gesprochen?" stocherte Ginny weiter und hob eine Augenbraue.
Hermine seufzte.
"Ich weiß es doch auch nicht... Immer, wenn wir versuchen darüber zu reden kommt irgendetwas oder jemand dazwischen. Das frustriert mich."

Ich hörte den beiden noch etwas länger zu, Ginny und ich berieten Hermine dabei, wie sie am besten an die ganze Sache heran gehen sollte. Obwohl ich nicht wirklich eine große Hilfe war, ich hatte ja schließlich selbst noch nie einen Freund.