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Draco öffnete die schwere Tür mit Leichtigkeit. Die Eingangshalle, in die wir traten, war heller als ich erwartet hatte. Ein paar Gemälde hingen an den blassen Wänden, der Boden war fast komplett von einem teuer aussehenden Teppich bedeckt. Wenn man es vorher nicht gedacht hatte, spätestens jetzt erkannte man den Wohlstand der Malfoy-Familie.

"Meine Eltern sind sicherlich im Salon." erklärte der Blondschopf und lief auf die nächste Tür zu. Ich war mehr als nur nervös. Nervös war gar kein Ausdruck.

"D-Draco..." Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Er drehte sich wieder zu mir um, zog die Augenbrauen zusammen.
"Was ist los?" fragte er ruhig, kam wieder auf mich zu und legte seine warme Hand an meine Wange. Seine Berührung beruhigte mich ein wenig.
"Was... Was wenn sie mich nicht mögen?" Ich hatte mehr als nur dieses Bedenken.

Mein Freund lachte leise, zog mich an seine Brust und setzte einen Kuss auf meinen Scheitel. Meine Arme schlang ich fest um seinen Oberkörper. Ich konnte jeden Funken Liebe gerade wirklich gut gebrauchen.

"Ich bin bei dir, okay?" Das war nicht das, was ich hören wollte, aber es war seine einzige Antwort. Er löste sich langsam wieder von mir, schnappte sich meine Hand und führte mich dann zu der hölzernen Tür, die er eben schon fast geöffnet hatte.

An seiner schwitzigen Hand konnte ich erkennen, dass auch er alles andere als entspannt war.

Wir beide atmeten hörbar aus, bevor er die Tür öffnete und wir in einen Raum mit dunkelroten Wänden traten. Ein großer Kristall-Kronleuchter hing an der Decke. Vor dem massiven Marmor-Kamin waren ein paar samtige Sessel platziert, auf denen zwei Personen saßen.

Ich hatte Angst vor der ersten Begegnung mit seinen Eltern.

"Mutter? Vater?" Draco räusperte sich.

Der Kopf seiner Mutter schnellte zu uns herum, ein warmes Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Sie stand sofort auf, nur um ihren Sohn in eine Umarmung zu schließen. Unsere Hände trennten sich einen Augenblick, als er die Geste zögerlich erwiderte. Man konnte erkennen, dass es ihm immer noch schwer fiel, seine Gefühle ihnen gegenüber richtig zu zeigen.

"Und du musst Ava sein!" rief Mrs. Malfoy aus und strahlte mich an.
"Ja, Ma'am. Danke, dass ich mit her kommen durfte." Ich wollte keinen schlechten ersten Eindruck hinterlassen, also strengte ich mich nur noch mehr an, freundlich zu sein.
Seine Mutter wank ab.
"Draco hat schon so viel von dir geschrieben, da musstest du einfach mit her kommen."
Ich wusste nicht, ob ich mich für die Aussage bedanken oder ob sie mich verunsichern sollte. Draco's Arm schlang sich um meine Hüften. Langsam fühlte ich mich ein wenig sicherer.

"Vater...?" Wir drei blickten zu dem anderen besetzten Sessel. Erst jetzt legte die Person ihre Zeitung, wahrscheinlich den Tagespropheten, aus der Hand und erhob sich. Die langen Haare lagen über seinem Jackett, welches er zu knöpfte, bevor er sich zu uns wandte. Seine Gestalt kam mir bekannt vor, doch die Dunkelheit des Raumes, die nur durch das flackernde Feuer im Kamin erhellt wurde, ließ mein Augenlicht etwas verschwimmen.

Der schlanke Mann kam mit bedachten Schritten auf uns zu.
"Ihr seid spät dran." stellte er fest und blieb vor uns stehen. Für einen Augenblick setzte mein Herz aus. Ich wusste, woher er mir bekannt war. Das konnte nicht sein.
"Entschuldige, Vater." Draco's Blick fiel kurz auf den Boden. Meine Finger streichelten sanft über die Seite seines Oberschenkels, was er mit einem liebevollen Zwicken in meine Hüfte beantwortete.
"Es ist trotzdem schön, dass ihr die Feiertage im Manor verbringen werdet." Mr. Malfoy ließ seine Augen zu mir gleiten, musterte mich kurz skeptisch von oben bis unten. "Und du bist die Hexe, die meinem Sohn den Kopf verdreht hat?"

In meiner Welt war 'Hexe' kein netter Begriff für die Freundin des Sohnes. Allerdings gab es diese Welt nicht mehr für mich.

"Ich bin Ava, Sir. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen." Ich nickte erst ihm, dann seiner Frau zu. Ich wollte zeigen, dass ich die beiden meinte, nicht nur Draco's Vater.
"Ich weiß, wer du bist, meine Liebe." Ein kleines, nicht gerade gefühlvolles Lächeln huschte über seine Lippen. "Mein Sohn hat einen ganzen Brief über dich geschickt. Dabei sollte er eigentlich wissen, dass wir unsere Mitmenschen gern selbst kennen lernen." Er warf meinem Freund einen vielsagenden Blick zu, war aber schon sichtlich entspannter als wie vor ein paar Augenblicken noch.

"Ich würde sagen, Draco führt dich ein wenig herum, zeigt dir, wo du schlafen kannst und wir sehen uns zum Abendessen in zwei Stunden hier wieder." Mrs. Malfoy streichelte Draco kurz über die Schulter, was etwas seltsam aussah, und schickte uns dann hinaus.

"Ist alles okay?" wollte ich leise von meiner Begleitung wissen, als sich die Tür hinter uns geschlossen hatte.
"Es tut mir leid. Ich hätte dich nicht her bringen sollen... Sie sind schrecklich." murmelte er ohne mich anzusehen.
Schnell stellte ich mich vor ihn, nahm sein Gesicht in meine Hände und blickte in seine Augen.
"Es ist alles gut, ja? Deine Mutter ist doch wirklich nett." Ich lächelte aufmundernd, Draco zuckte mit den Schultern. Wir wussten beide, dass er eigentlich nicht seine Mutter gemeint hatte. Doch ich wollte das alles etwas entschärfen.

Es reichte mir schon, dass der Mann aus der Kugel vor ein paar Minuten noch lebendig vor mir stand.

show me your side // Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt