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Es ging relativ schnell meine Habseligkeiten einzupacken. Da die neuen Pullover schon vorher von meiner Tante gewaschen wurden, entschied ich mich dazu, schon heute in so einen hinein zu schlüpfen. Ich wusste nicht, wie das Wetter bei den Weasleys sein würde, hier schneite es allerdings und wir waren alle froh, dass wir heute nicht das Haus verlassen mussten.
Die anderen beiden zumindest.

"Hast du alles?" Lu lehnte im Türrahmen, eine Hand am Ellenbogen, die andere bedenklich an ihrer Wange.
"Ich denke schon..." Ich blickte mich noch einmal schnell im Gästezimmer um, schnappte mir dann meine Tasche und drehte mich zu ihr.
"Gut..." Sie stieß sich vom Türrahmen ab. "Wenn es doch nicht so funktioniert, kannst du gerne hier her zurück kommen, das weißt du, oder?"
Ich nickte und lächelte sie dankbar an. Sie strich mir kurz über die Wange, ihre Augen schimmerten wässrig.

Doch bevor ich darauf eingehen konnte, wandte sie sich ab und lief die Treppe hinunter. Ich folgte ihr, schlüpfte an der Haustür in meine Stiefel und die Winterjacke.

Ein letztes Mal schlenderte ich voll bepackt zu den beiden ins Wohnzimmer.
"Es ist eine Weite Strecke, die du hinter dich legen musst, Liebes. Bist du dir sicher, dass du diese apparieren kannst?" Mein Onkel erhob sich von dem Sofa und kam mit zusammen gezogenen Augenbrauen zu mir. Er hatte keine Zweifel daran, dass ich apparieren konnte. Jedoch kannte ich genug Geschichten von ihm, wie er oder seine Schulfreunde dabei öfters zersplittert sind.

Um ehrlich zu sein, hatte ich davor Angst, doch daran wollte ich nicht denken.
Also nickte ich und wurde in eine feste Umarmung gezogen. Ich erwiderte diese, nahm nochmal einen tiefen Atemzug von dem Duft seines Aftershaves und Lebkuchen. Das hatte ich schon immer bewundert. Mein Onkel roch das ganze Jahr über nach Weihnachten.
Das war wahrscheinlich auch immer der Grund, warum ich so gerne als Kind bei ihnen war.
Weihnachten war schon immer mein Lieblingsfest.

Obwohl es diese Jahr ein wenig aus den Fugen geraten war.

Nachdem ich auch meine Tante umarmt hatte klingelte das Telefon. James wurde ein Einbruch in seinem Geschäft berichtigt, er entschloss sich, diesem sofort auf den Grund zu gehen und zog sich ebenfalls warme Schuhe und eine Jacke an.
"Soll ich mitkommen?" harkte ich nach, doch er schüttelte den Kopf.
"Mach dir darum keine Sorgen. Das ist wahrscheinlich nur wieder ein Fehler im System." Er lächelte zuversichtlich. "Du verschwindest jetzt und klärst das. Und wenn er dann immer noch so ein Arsch ist, lässt du ihn links liegen. Du hast was besseres verdient."

Mit einem schnellen Kuss an meine Tante verschwand er auch schon.

Lu's Blick verriet allerdings, dass auch sie dieser Ansicht war.
"Ich schreibe, wenn ich etwas neues weiß." erklärte ich und zückte meinen Zauberstab. Die Regel, außerhalb von Hogwarts nicht zu zaubern, hatte ich schon lange verdrängt. Es erleichterte einem so manche Dinge am Tag, wenn man Magie besaß.

Meine Tante nickte, wank mir ein letztes Mal bevor ich den Zauber aussprach und kurz darauf auf einem, mit Schnee bedeckten Feld stand.
Verwirrt blickte ich mich um. Ich wollte doch zu Hermine!

Es dauerte etwas, bis ich das verschobene Haus in der Ferne entdeckte. Hoffnungsvoll lief ich großen Schrittes darauf zu. Meine Zehen frierten selbst durch die dicken Stiefel. Hier draußen lag vermutlich doppelt so viel Schnee wie bei meiner Familie.
Ich bereute es keine Handschuhe angezogen und mehr Zeug als nötig in meine sowieso schon zu kleine Tasche gesteckt zu haben.

Dort angekommen klopfte ich schnell an der Haustür, meine Finger schmerzen vor Kälte.
Da es mitten am Tag war dauerte es nicht lange bis die Tür geöffnet wurde. Eine ältere, kleine, mollige Dame stand vor mir. Sie hatte mehr Fragezeichen im Gesicht wie jeder den ich vor ihr gesehen hatte.
"Kann ich dir helfen, Liebes?" Ihr Kopf legte sich zur Seite.
"H-Hallo, ich suche... H-Hermine...?" Meine Stimme zitterte, kleine Wolken bildeten sich vor meinen Lippen.
Sie trat einen Schritt zu mir heraus, griff mir unter den Arm und zog mich einfach mit rein ins Haus.
"Jetzt wärm dich erstmal auf." meinte sie, setzte mich auf einen Stuhl, an einem Tisch an dem wohl zwanzig Leute Platz hatten, und rieb mir kurz über die Arme. "RON! HERMINE!" rief sie die krumme Treppe hinauf und machte sich dann in der Küche zu schaffen. "Wie heißt du, Liebes?"

Ich nahm einen tiefen Atemzug der wärmenden Kaminluft, bekam von der rothaarigen Dame noch eine dicke Decke um die Schultern gelegt und ruckzuck eine große Tasse Schokolade in die Hände gedrückt. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie diese gemacht hatte.

"Mein Name ist Ava Edwards, Ma'am." Durch die Wärme hatten sich meine Stimmbänder wieder etwas entspannt.
"Ah, die Neue." Sie lächelte und stützte sich mir gegenüber auf dem Tisch ab. "Ich bin Molly Weasley, die Mutter von Ron... Und noch so einigen anderen hier." Ihr Lachen erfüllte den Raum, doch es hatte auch etwas trauriges an sich.

Ein lautes Gepolter, gefolgt von schnellen Schritten war zu hören. Der Rotschopf war der erste, der unten ankam.
"Ava...?!" Er schien mehr als nur verwirrt.
Hermine erschien hinter ihm, ihre Augen wurden groß, bevor sie auf mich zu lief und mich so gut es ging umarmte.
"Ava! Was machst du schon hier? Ich meine... Wir freuen uns, dass du hier bist. Aber was machst du hier?!" Sie nahm auf dem Stuhl neben mir Platz.

"I-Ich... Naja... Du hast mir geschrieben." murmelte ich und nahm einen vorsichtigen Schluck von der flüssigen Süßigkeit.
"Ja, aber Errol kam ohne einen Brief von dir wieder nach Hause." Ron setzte sich auf meine andere Seite.
"Ich weiß, ich hatte leider keine Zeit zu antworten. Tut mir leid..." Ich sah die beiden entschuldigend an. Sie nickten kurz.

"Wie bist du hier her gekommen? Hast du die ganze Strecke appariert?!" Hermine's Augen wurden wieder so groß wie Golfbälle. "Geht es dir gut?!"
"Ja, mir geht es gut. Ich hab es gemacht, wie du es mir gesagt hast... Ich hab an dich gedacht, nur irgendwie wurde ich gefühlte zehn Kilometer entfernt abgesetzt..." Ich lachte leicht, obwohl es dabei nicht wirklich komisch war. Sie seufzte leise, schüttelte mit dem Kopf und umarmte mich noch einmal.
"Wie konntest du das so schnell mit Draco klären? Was hat er gesagt?"
"Was meinst du?" Meine Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Der junge Mann ist vor einer Stunde ungefähr abgereist." erklärte Mrs. Weasley, die beiden anderen stimmten ihr zu.

Ich verstand die Welt nicht mehr. Jetzt, wo ich da war, war er weg?!

"Wo wollte er hin...?" Es war nicht mehr als ein Flüstern, was mir über die Lippen kam.
"Zu dir, Ava... Er meinte, er will es an dem Ort versuchen, an dem ihr euch das erste Mal gesehen habt."

"Der Laden meines Onkels..."

show me your side // Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt