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Harry war nicht der einzige, der sich bereit erklärte, mich zu begleiten. Hermine und Ron standen ihm bei. Neville, Ginny, Luna und George wollten auch zuerst, entschieden sich dann aber doch dagegen, da das alles zu viel Aufsehen erwecken würde.

Da wir nicht Apparieren konnten, weil ich sonst wahrscheinlich komplett auseinander fallen würden, blieben uns nicht viele andere Möglichkeiten. Wir konnten das Flohnetzwerk nutzen, doch mir gefiel die Vorstellung, vom Feuer verschlungen zu werden, nicht sonderlich. Die Reise mit einem Portschlüssel durchzuführen würde zu lange dauern, da der nächste fünf Stunden entfernt war. Zu allerletzt blieb uns noch der Flug mit dem Besen.
Dank Draco hatte ich es geschafft mit meinem Nimbus ein paar Meter vom Boden abzuheben, doch ich hasste es.

Aber da mir nichts anderes übrig blieb als im Feuer zu verbrennen oder meine Höhenangst zu quälen, musste ich mich wohl oder übel entscheiden.

"Habt ihr alles gepackt?" Harry kam zu Hermine und mir ins Zimmer. Sie hatte meine Klamotten getrocknet, da die wohl durch den Stoff der Tasche vom Schnee nass geworden waren. Wir schafften es gerade so den Reißverschluss zu schließen.
Auch die beiden hatten sich je ein paar Utensilien eingesteckt, sie wussten ja nicht, wie lange sie letztendlich bei mir bleiben würden.

"Wo genau müssen wir hin, Ava?" Ich stolperte den beiden hinterher die Treppe herunter.
"Clitterhouse Road 91." Wir zogen uns unsere Stiefel und die Jacken an.
"Gut, ich weiß, das wird dir nicht gefallen. Aber das Flohnetz ist nicht so praktisch so spät am Abend. Deshalb werden wir fliegen." Harry sah mich eindringlich an. Ich hatte es befürchtet.
"Ich bin noch nie so eine Strecke alleine geflogen..." murmelte ich und folgte ihnen nach draußen. Der Rest der Familie hatte sich größtenteils hier versammelt, um sich von uns zu verabschieden.
"Du wirst nicht alleine fliegen. Harry wird dich mitnehmen, er ist gut." erklärte Hermine und lächelte mich aufmunternd an.

Also nickte ich. Das Gepäck fand seinen Platz an Ron's Besen. Er verabschiedete sich von seinen Eltern, gab seiner Freundin einen Kuss und grinste.
"Flieg vorsichtig, da draußen sollen ganz schöne Rowdys unterwegs sein."
Hermine verdrehte nur lachend die Augen und war die erste, die in die Luft stieg. Der Rotschopf folgte ihr. Bei einer bestimmten Höhe stoppten die beiden und warteten auf Harry und mich.

Er verabschiedete sich ebenfalls von seinen Lieben und stieg auf seinen Besen.

"Zeig ihm, dass du so nicht mit dir umspringen lässt!" rief Molly. Es lag schon ein Hauch Ironie darin. Immerhin war ich diejenige, die ihm im Moment hinterher jagte, nur um sicher zu gehen, dass es ihm gut ging.

Ich nickte, bedankte mich für alles und hockte mich dann zögernd hinter Harry.
"Halt dich an mir fest. Du willst nicht wissen, wie es ist, von so einem Ding herunter zu fallen." Scherzend zog er meine Arme um seinen Oberkörper. In mir stieg Hitze auf. Die Panik, gleich von einem fliegenden Besen zu fallen wurde immer größer.

"Mir tut es jetzt schon leid, wenn deine Rippen morgen blau sind." entschuldigte ich mich und klammerte mich fest an ihn. Er lachte leise.
"Entspann dich, du wirst sehen, es gibt nichts schöneres, als von oben auf alles herab zu blicken."

Ich brummte. Der Brillenträger wartete nicht lange, ließ uns langsam den festen Boden unter unseren Füßen verlieren.
Meine Augen kniffen sich wie von selbst zu. Ich beschloss, sie so lange geschlossen zu lassen, bis ich wieder normal gehen konnte.

Der Flugwind sauste nur so durch meine Haare, mein Herz pochte wild in meiner Brust. Da mein Vordermann sich auf das Fliegen konzentrierte, sprach er nicht viel mit mir. Einerseits gut, da wir so weniger in Gefahr abzustürzen geraten könnten. Andererseits schrecklich, weil es mich nicht ablenkte.
Ich hatte bereits angefangen die Sekunden zu zählen. Die drei meinten, es würde in etwa vierzig Minuten dauern, bis wir ankamen. Ich war bei Sekunde 1072. Die wohl höchste Zahl, die ich je gezählt hatte.
Und es würden nochmal mindestens genauso viele werden.

"Ava? Kannst du das Haus sehen?" Ich spürte Bewegung in seiner Figur.
Nur zögerlich traute ich mich ein Auge zu öffnen.
Die Panik war immer noch vorhanden, doch ich konnte nicht anders, als über die Aussicht zu staunen. Ich fühlte mich, als könnte ich über halb London blicken.
Die Straßenlaternen bildeten schmale Linien, ein paar Autos waren noch unterwegs.

Einen Augenblick suchte ich die näheren Häuser ab. Erkannte nur Dächer, die dunklen Gärten brachten mir auch nicht viel mehr.
"Es müsste da hinten weiter sein. Können wir etwas tiefer, damit ich es besser erkennen kann?"
Harry nickte und tat, um was ich ihn gebeten hatte. Ron und Hermine folgten uns.

Es dauerte nicht allzu lange, da erkannte ich das End-Reihenhaus meiner Familie. In der Küche brannte noch Licht. Ich war froh, dass wir die beiden nicht wach klingeln mussten.

"So schlimm war es doch gar nicht, oder?" Ron grinste spöttisch und stieß mir mit dem Ellenbogen gegen den Arm.
"Purer Horror." antwortete ich, streckte ihm die Zunge raus und lief dann auf die Haustür zu.
Kurz bevor ich klingelte entschied ich mich doch lieber dafür, nur zu klopfen. Falls doch schon einer der beiden schlief, wollte ich denjenigen sicher nicht wecken.

Das Licht im Flur ging an, die Tür wurde geöffnet.

show me your side // Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt