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"Ava! Bitte!" Seine Schritte waren mir dicht auf den Fersen. Die Tränen liefen mir nur so über die Wangen. Sie verschwimmten mein Augenlicht.
Trotzdem kam ich kurz darauf in seinem Schlafzimmer an, wo ich mir sofort meine Tasche schnappte und meinen Zauberstab aus meinem Stiefel zog.

"Liebling, ich kann dir das wirklich erklären!" Er blieb im Türrahmen stehen, musterte mich einen Moment. "Bitte geh nicht..."
"Was soll ich sonst deiner Meinung nach tun?! Mit einem Verräter wie dir und seinen Eltern, die wahrscheinlich mit Schuld sind an dem Tod meiner Eltern, unter einem Dach bleiben?! Erwartest du das von mir?!" Meine Stimme war nicht mehr als ein Schluchzen. Ich hasste mich dafür, dass ich ihm nicht klar in die Augen sehen konnte.

"Nein, Ava... Bitte lass es mich erklären..." Er trat ein paar schnelle Schritte auf mich zu.
Sofort hob ich meinen Zauberstab und richtete ihn auf den jungen Mann vor mir.
"Bleib da stehen!" Meine Hand klammerte sich nur noch mehr um den Griff meiner Tasche.
Ich wollte ihm nie weh tun. Allerdings hatte ich auch immer gedacht, dass auch er mich nie verletzen wollen würde. Anscheinend hatte ich mich getäuscht.

Draco blieb abrupt stehen und sah mich flehend an.
"Ich liebe dich, Ava. Und das tue ich nicht, weil deine Eltern tot sind..."
"Sondern, weil du ein schlechtes Gewissen deswegen hast."
"Nein! Bei Merlin! Ich weiß, wie das gerade für dich aussehen muss, aber so ist es nicht!"
Mein ganzer Körper zitterte. Ich wusste nicht mehr, was ich ihm noch glauben konnte. Ob sein Vater das extra gesagt hatte, um mich los zu werden. Ob er wirklich nur aus Mitleid mit mir zusammen war.

"Ich werde jetzt gehen." entschied ich und machte ein paar langsame Schritte um ihn herum. Meinen Zauberstab immer auf ihn gerichtet.

"Ich komme mit dir."
Doch ich schüttelte den Kopf.
"Ich gehe alleine." Die Tränen hatte ich wieder etwas unter Kontrolle, sogar meine Stimme klang gefestigter.
"Aber..."
"Leb wohl, Draco." flüsterte ich, lief rückwärts aus seinem Zimmer.
"Ava..." Sein Gesicht war qualvoll verzogen, seine Augen wässrig, als ich mich wegdrehte und so schnell ich konnte den langen Flur und die Treppe entlang lief.

Mein Herz schmerzte. Ich hätte auf die anderen hören sollen.

Mit Schwung öffnete ich die schwere Eingangstür, atmete durch und trat heraus.

"Ava? Wo gehst du hin?" Es war Mrs. Malfoy, die plötzlich hinter mir stand.
Erschrocken drehte ich mich zu ihr um, taumelte ein paar Schritte die Stufen herunter.

"Weg von hier." murmelte ich. "Ich gehöre hier nicht hin."

Sie seufzte leise und sah mich traurig an.
"Es tut mir leid, was mein Mann gesagt hat. Und was mit deinen Eltern passiert ist. Wirklich, Ava... Wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen." Es wirkte ehrlich. Doch das brachte mir in dem Moment nicht viel. "Ich möchte, dass du weißt, dass unsere Tür immer für dich offen steht. Draco hat in seinem Brief mit keinem Wort erwähnt, dass er das mit deinen Eltern wusste. Er hat nur geschrieben, wie sehr er möchte, dass wir dich kennen lernen... Glaub mir, auch, wenn es in der Vergangenheit nicht immer so gewirkt hat, aber ich weiß, was meinem Sohn gut tut... Und das bist du."

Ich schluckte leicht, spürte wieder die ersten Tränen unter meinen Augen.

"Bitte pass auf dich auf, Ava." bat sie dann und versuchte ein sanftes Lächeln.

Ich nickte nur, hörte weitere Schritte hinter ihr.
Der junge Blondschopf blieb auf der vorletzten Treppenstufe stehen, hatte mich genau im Blick. Ich konnte erkennen, dass auch er seine Tränen nicht zurück halten konnte. Ich wollte ihn umarmen, ihm sagen, dass alles gut wird.

Aber ich konnte nicht.

"Apparte." flüsterte ich und befand mich im nächsten Moment vor der Haustür meiner Familie.

Ich wusste, Hermine würde mich wahrscheinlich töten, weil ich nicht zu ihnen gekommen war, doch ich hatte keinen Kopf dafür, ihnen zu erklären, was passiert war. Noch nicht.

Also klopfte ich an der einfachen Haustür, wartete ein paar Sekunden.
Es war meine Tante, die mich mit einem erschrockenen 'Ava...' herein ließ und sofort in ihre Arme schloss.
Sie stellte keine Fragen, nahm mir nach der langen Umarmung nur die Tasche ab und führte mich in die Küche, wo sie mir einen Tee kochte.

"Dein Onkel ist noch unterwegs." erklärte sie nebenbei. Ich nickte stumm, setzte mich auf einen der Küchenstühle und starrte auf meine Hände.

Das war es also.
Meine Beziehung und Freundschaft zu Draco Malfoy basierte auf einer großen Lüge.
Und ich doofe Kuh bin darauf reingefallen und habe mich verdammt in diesen Idioten verliebt.

show me your side // Draco Malfoy FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt