Etwas verunsichert lief ich auf die Tür des Hogwarts-Expresses zu. Ich kam mir schon blöd vor gegen eine Wand zu laufen, um überhaupt hier her zu gelangen. Onkel James und meine Tante hatten mich zum Glück begleitet. Allerdings nur nach langen Überredungsversuchen meinerseits. Mein Onkel hatte sich geschworen nie wieder in die Zauberwelt einzutauchen. Ich wusste bis heute nicht, was damals passiert war, warum er inmitten seines vierten Schuljahres einfach abgebrochen hatte und sogar meine Eltern es bis zu ihrem Tod vor mir verheimlichten, dass ich so war, wie sie.
Ich wusste aber schon immer, dass etwas an mir anders war. Die Kinder in meiner Spielgruppe früher konnten zum Beispiel nicht die Puppen durch die Luft fliegen lassen wie ich. Aber selbst da hatten meine Eltern mir nichts verraten.
Ich seufzte bei den ganzen Gedanken an die letzten Jahre. Ein letztes Mal schweifte mein Blick zu meinen Begleitern, die mich aufmunternd anlächelten und wanken. Tante Lu ähnelte meiner Mutter, ihrer Schwester, sehr, was das alles für mich noch ein bisschen schwerer machte.
Trotzdem lächelte ich die beiden kurz selbstbewusst an und stieg endlich in den Zug. Das Abteil war leerer als ich gedacht hatte, die Flure zumindest. Die ersten Kabinen waren schon besetzt, also schleifte ich meinen Koffer weiter nach hinten durch und öffnete die letzte Kabinentür.
Ein blondes Mädchen saß auf der rechten Bank und blickte zu mir auf. Ihr Zauberstab steckte hinter ihrem Ohr, was ziemlich sonderbar wirkte."Eh... Hallo, ist hier noch frei?" Ich war mir unsicher, ob sie nicht doch noch jemanden erwartete. Doch sie nickte und lächelte mich warm an.
"Setz dich. Ich bin Luna. Du bist neu hier, oder? Ich habe dich vorher noch nie gesehen." Sie legte ihren Kopf schief. Nickend schob ich meinen Koffer in den kleinen Raum und verstaute ihn auf der Gepäckablage über den Bänken.
"Ja, meine Eltern waren auch in Hogwarts." erklärte ich und nahm ihr gegenüber Platz. "Achja, ich bin Ava." Luna nickte.
"Von welcher Schule kommst du denn?"
"Von der St. Paul's in London." Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Aber das ist doch eine Muggelschule, oder nicht?" Zum Glück hatte Onkel James erklärt, was 'Muggel' oder ähnliche Wörter bedeuteten.
"Ja, das war alles ein bisschen schwierig die letzten Jahre..." Ich fand meine Finger plötzlich ziemlich interessant. Luna wirkte sehr vertrauenswürdig, doch wollte, oder besser gesagt, sollte ich meine Lebensgeschichte gleich der erstbesten Mitschülerin erzählen?"Falls du jemanden brauchst, der dir beim Lernen hilft, ich bin da." Sie lächelte sanft und blickte dann aus dem großen Fenster. Ich bedankte mich und folgte ihrem Blick. Wir waren schon unterwegs, London lag weit hinter uns schätzte ich. Das Grün der Wiesen und Wälder wurde dunkler, die Sonne ging bald unter.
Luna und ich unterhielten uns zwischendurch, sie erklärte mir, wie manche Dinge in Hogwarts ablaufen würden.Als wir am nächsten Bahnhof anhielten, war es draußen schon stockdunkel.
Luna stand auf, öffnete die Kabinentür und beobachtete die anderen Schüler, die vorbei liefen. Viele beachteten sie nicht wirklich. Einige grüßten sie, umarmten sie auch, doch gingen dann weiter.
Die Blondine fing an zu grinsen als sie einen großen jungen Mann erkannte und schloss auch diesen sofort in ihre Arme. Er erwiderte die Umarmung sofort und zog seinen Koffer in unsere Kabine.
Man konnte sehen, dass die beiden eine tiefe Verbindung hatten. Zuerst dachte ich, sie seien zusammen, doch Paare küssten sich zur Begrüßung und umarmten sich nicht nur, oder?"Ava, das ist Neville. Einer meiner besten Freunde." stellte Luna ihn dann vor und er hob seine Hand als Begrüßung. Seine braunen Haare waren kurz, oben etwas gestylt. Er hatte einen lockeren, legeren Kleidungsstil.
"Du bist neu hier?" erkundigte auch Neville sich und nahm neben Luna Platz, sie stand jedoch noch an der Tür, wartete wohl noch auf jemand anderes.
Ich bejahte seine Frage, lächelte freundlich. Vielleicht war es ja doch nicht so schwer ein paar Freunde zu finden.Luna schloss die nächste Person in ihre Arme. Es war ein Mädchen.
Beinahe hätte ich wegen ihren schönen, roten Haaren nicht den jungen Mann hinter ihr erkannt. Sein Blick schweifte erst nur kurz zu den beiden Frauen, Neville und mir, fand seinen Platz dann wieder auf seinem Vordermann. Die Augenbrauen zogen sich zusammen. Mein Herz setzte einen Moment aus.
Seine blauen Augen trafen schnell wieder auf meine grünen. Sie glitten über meinen Körper, bis sie wieder in meinem Gesicht ankamen. Es war, als wäre die Zeit für einen Moment eingefroren. Er wirkte genauso geschockt und überrascht wie wohl auch ich.
Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, welches aber sofort wieder verschwand, als er von der Person hinter sich angerempelt wurde.
Der Blondschopf warf ihr einen vernichtenden Blick zu, sah mich noch kurz einen Moment an und lief dann wortlos weiter den Gang hinauf.Es dauerte etwas bis mir auffiel, dass ich vielleicht wieder atmen sollte, da ich dies vorher anscheinend gestoppt hatte. Seine Augen hatten sich in mein Gedächtnis gebrannt.
Und ich hatte gehofft ihn nie wieder zusehen.
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show me your side // Draco Malfoy FF
FanficNach dem Tod ihrer Eltern enthüllte Ava ein paar alte Familiengeheimnisse. Sie stammte von einer weitreichenden Zaubererfamilie ab, was Professor McGonagall als Antrieb sah, die junge Frau nach den Sommerferien zu sich nach Hogwarts einzuladen. Eine...