"Ich hoffe dieses Jahr gibt es nicht so viele Erstklässler, damit wir schnell essen können." Neville hinter mir seufzte, er hatte sich bestimmt schon fünf mal beschwert, dass er heute kaum etwas gegessen hatte.
Eine Woche war ich nun schon hier. Die anderen halfen mir, wo sie konnten. Ich lernte auch immer mehr Leute kennen, der Großteil von ihnen war auch wirklich nett.
Dank Hermine kannte ich einige Abkürzungen, um schneller in den Unterricht zu kommen und auch die Bibliothek hatte sie mir gezeigt. Viele Fächer waren für mich schwierig, sogar ziemlich unlogisch, doch mit der Zeit verstand ich immer mehr. Einige der Professoren halfen mir einen vernünftigen Lernplan aufzustellen, womit ich gut klar kam.Draco hatte ich in der Zeit allerdings selten gesehen. Wir hatten einige Fächer zusammen, doch die verließ er oft vor mir, da ich noch Dinge abklären musste, oder er war mit Freunden aus seinem Haus unterwegs, die mir nicht wirklich sympathisch aussahen.
Trotzdem schenkte er mir öfter ein kleines Lächeln, wenn wir uns begegneten.Die anderen hatten mir erklärt, dass es normalerweise üblich war, dass die Schüler der ersten Klassen auch am ersten Tag des Schuljahres eingeschult wurden. Doch durch die Umstände im letzten Jahr und die hohe Anzahl an Schülern, die ihr letztes Schuljahr nachholen würden, hatte sich das alles um eine Woche verzögert.
In der großen Halle angekommen nahmen wir schnell am Gryffindor-Tisch Platz. Die vielen Schalen und Teller, die sonst schon immer bereit standen, waren noch nicht da. Zu Neville's Entäuschung. Er hatte sich mir gegenüber gesetzt und warf mir einen bedrückten Blick zu.
Leise lachend schob ich ihm einen Schokoladen-Riegel herüber, den er mit großen Augen sofort auspackte und verschlang.
"Ohne deine Muggel-Süßigkeiten wäre er schon lange gestorben." scherzte Ron, hatte seinen Blick aber fest auf das zerknüllte Papier gerichtet.
"Ist ja gut, ich habe noch einen dabei." Grinsend zog ich den zweiten Riegel aus meinem Umhang, welcher, genauso schnell wie bei Neville, nun in Ron's Mund verschwand.Geduldig schauten wir dabei zu wie die Neuankömlinge vom sprechenden Hut in die verschiedenen Häuser verteilt wurden. Alle jubelten, wenn jemand zu uns kam.
Ich spürte immer wieder, wie ich beobachtet wurde. Die anderen ausblendend blickte ich mich in dem großen Saal um, viele Schüler der anderen Häuser kannte ich noch nicht.
Es dauerte einen Augenblick, bis ich Draco sah. Er stütze seinen Ellenbogen auf den Tisch, blickte sich kurz um, zog seinen Ärmel ein paar Zentimeter runter und deutete auf das Gegenstück des Armbands, was er mir geschenkt hatte.
Irritiert legte ich auch mein Handgelenk frei, musste feststellen, dass ich es heute nicht trug. Ich schob es auf den Stress, den ich heute morgen hatte, weil wir alle verschlafen hatten.
Entschuldigend sah ich wieder zu ihm auf, er verstand es, als ich ihm meinen leeren Arm zeigte. Seine Lippen zogen sich zu einer Linie.
"Warum?" Kam es tonlos aus seinem Mund und ich zuckte unsicher mit den Schultern. Sein Kopf fiel kurz in den Nacken. Ich konnte seinen Stimmungswechsel förmlich spüren.
Draco nahm seine normale Sitzposition wieder an, schüttelte den Kopf und begutachtete dann das Geschehen am Lehrertisch.
Ich fühlte mich komisch. Anscheinend hatte er mich falsch verstanden, aber wie konnte ich ihm denn auch über die Distanz erklären, dass ich heute morgen einfach nicht den Kopf dafür hatte, daran zu denken?Ich konnte Draco das ganze Essen über nicht aus den Augen lassen. Ich fühlte mich verpflichtet, ihm zu erklären, warum ich sein Armband heute nicht trug. Die letzten Tage hatte ich seine Hilfe nicht benötigt, also hatte ich es auch nie genutzt.
Viel bekam ich nicht runter. Als der Blondschopf seinen Platz verließ und in Richtung Ausgang lief würdigte er mich immer noch keines Blickes.
"Wir sehen uns oben." sagte ich schnell, stand auf und verließ schnellen Schrittes die große Halle. Die meisten Schüler waren noch nicht fertig mit ihrem Essen, sodass es im Korridor ziemlich leer war.
"Draco!" Er hatte schon eine kleine Strecke hinter sich gelegt, sehen konnte ich ihn aber noch. Der Blondschopf drehte sich kurz um.
"Was ist, Edwards?!" Er wandte sich wieder in Laufrichtung und schlenderte weiter. Ich musste mich bemühen ihn einzuholen. Er war nur einen Kopf größer als ich, doch im Gegensatz zu ihm hatte ich ziemlich kurze Beine.
"Bitte bleib stehen..." Ich erreichte ihn, hielt ihn am Arm fest. Draco stoppte und blickte zu mir herunter.
"Warum trägst du es nicht?" Es war nicht mehr als ein Zischen, doch ich konnte in seinen Augen sehen, dass es ihn irgendwo verletzte.
"Ich habe es vergessen, tut mir leid."
"Vergessen?!" Er entzog sich meinem Griff.
"Ja, Ginny und ich haben heute morgen verschlafen, normal trage ich es jeden Tag. Bitte glaub mir. Es war nur so stressig und nach dem Duschen habe ich es wohl auf meinem Bett liegen lassen."
Seine Muskeln entspannten sich langsam, seine Gesichtszüge wurden versöhnlicher.
"Es ist nur dazu da, dich zu schützen... Ich weiß, was hier passieren kann. Ich selber hatte kein Jahr ohne irgendeinen Vorfall, frag Potter." Ich nickte langsam, konnte unseren Augenkontakt einfach nicht lösen. Es bedeutete mir viel, dass er sich Sorgen um mich machte, auch, wenn ich ihn kaum kannte.
"Bitte trag es in Zukunft und ruf mich damit, falls irgendetwas sein sollte oder du jemanden zum reden brauchst." Ich wiederholte meine Kopfbewegung. "Gut, wie geht es dir? Sind Potter und seine Freunde nett zu dir? Brauchst du Hilfe bei einem Fach?"
"Das ist nett, aber Hermine hilft mir beim Lernen... Und die anderen sind wirklich nett."
Draco nickte und beobachtete kurz etwas hinter mir. Er hielt mich davon ab, mich umzudrehen indem er seine Hände auf meine Schultern legte.
"Pass auf dich auf."
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show me your side // Draco Malfoy FF
FanficNach dem Tod ihrer Eltern enthüllte Ava ein paar alte Familiengeheimnisse. Sie stammte von einer weitreichenden Zaubererfamilie ab, was Professor McGonagall als Antrieb sah, die junge Frau nach den Sommerferien zu sich nach Hogwarts einzuladen. Eine...