Probleme, die die Welt nicht braucht

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Minervas Hände zitterten . Glücklicherweise saß sie, sonst hätten ihre Beine möglicherweise ihren Dienst versagt und sie wäre zusammengebrochen . Der Gedanke daran, dass sie eine Tochter hatte und diese schon verstorben war, bevor Minerva sie richtig kennenlernen durfte war unerträglich . Ihr nächster Gedanke war, dass Harry Potter somit ihr Enkel war  und er nicht bei seinen ‚Verwandten‘ hätte bleiben müssen . Einen Moment überlegte sie, ob sie Harry einen Brief schreiben sollte  oder nicht. Dann entschied  sich Minerva dazu, einen Brief an Severus und Harry zu schreiben, da sie nicht daran dachte, dass ihre Kollegen auch einen hätten schreiben können und Severus somit schon informiert wäre. 

Minerva verfasste also einen Brief an Severus, in dem sie ihm mitt eilte, dass Dumbledore gestorben war. Aus einem Bauchgefühl heraus schrieb sie auf den selben Brief eine Notiz an Harry, und das er sich doch bitte bei ihr melden solle . Die neue Schulleiterin schickte den Brief per Eileule ins Manor, da der Tränkemeister ihr einmal berichtete, dass er die meiste Zeit der Ferien dort verbringe . Das geschah aber nur, da Minerva einmal eine dringende Eule nach Spinners End geschickt hatte, diese ihren Empfänger aber nicht antraf. 

Schweigend blieb sie noch einige Stunden hinter dem Schreibtisch im Schulleiterbüro sitzen und dachte nach. Dachte über alles nach, was sie gesehen hatte, über alles, was sie erlebt hatte. Dachte über Lily und James nach. Vor allem, aber über Lily. Wäre die kluge Gryffindor zu ihr gekommen, wenn sie es gewusst hätte ? Hatte sie überhaupt jemals davon erfahren , oder wurde zum Schweigen verpflichtet? Wohl eher hatte sie es nicht gewusst. Es hätte die Welt dieses jungen Mädchens komplett zerstört. Wurde es ihr nach Hogwarts erzählt? Wie hatte Harry reagiert ? Minerva wusste ja über die Tränkeprüfung des letzten Jahrganges B escheid , doch sie hatte keine Veränderung an ihm festgestellt. Eher bei Miss Granger. Immerzu wirkte sie gestresst und gehetzt. Sie hatte ein leichtes, fast unsichtbares Schimmern um sich gehabt .

Auch Filius hatte es bemerkt und hatte Minerva gefragt, ob sie wüsste, was mit ihrer Schülerin gewesen wäre, und warum diese eine Illusion trüge. Minerva konnte nur mit den Schultern zucken und „Nein“ sagen. Sie wusste es genau so wenig wie er, doch wusste Minerva, dass Hermione von sich aus kommen würde hätte sie ein Problem. Das war schon immer so gewesen und mit Sicherheit würde sich daran nie etwas ändern .


Während Minerva noch vor sich hin sinnierte, traf bei Severus die erste Eule ein. Es war die Eileule von Minerva. Er war geschockt über die Nachricht, dass Albus nun gestorben war. Trotzdem hatte die Nachricht auch etwas B efreiendes an sich. Nun musste der alte Mann nicht mehr gegen den Fluch kämpfen, denn egal was man sagte, es war immer ein Kampf gewesen, auch wenn Albus es nicht zugeben wollte. Er hatte schwer gelitten, das war bei einem solch schwarzmagischen Trank nicht verwunderlich, aber  er hatte sich gut geschlagen. Verwunderlich an dem Brief war jedoch erstens, das s Minerva jetzt mit dem Potter-Jungen sprechen wollte und zweitens, dass sie überhaupt wusste, dass er bei Severus in der Nähe war. 

Nachdem der Dunkelhaarige Lucius  und Narcissa mitgeteilt hatte, was in dem Brief stand , lief er sogleich aus dem Salon und hinauf zu Dracos Zimmer. Er wollte ihn fragen, ob er wusste , wo sich seine Magengeschwüre  aufhielten. Immerhin hatte Severus weder Zeit noch Lust, das ganze Manor nach den dreien abzusuchen. Zu seiner Überraschung fand er alle vier auf einmal. Und zwar in Dracos Zimmer. Sie saßen alle auf seinem eigentlich viel zu großen Bett und redeten miteinander. Und da er nicht ohne Klopfen in das Zimmer eingedrungen war , wurde er nun erwartungsvoll angesehen. „Professor Dumbledore ist verstorben. Erst gestern. Mister Potter, Professor McGonagall will sie sprechen. So bald wie möglich.“

„Ja“, antworte Harry, doch mehr als das und betroffene Gesichter bekam er nicht mehr . Als Severus wieder auf der anderen Seite der Tür stand, schickte er einen Patronus an McGonagall in dem er sie bat , ihm Ort und Zeit zu nennen, damit er dies weiterleiten konnte. Im Zimmer fing Harry wieder an zu sprechen. Bevor Professor Snape sie unterbrochen hatte  wollte er seinen Freunden und Draco eigentlich noch etwas erzählen, doch jetzt wurde er sehr nervös. Harry wusste einfach nicht, wie er ihnen beibringen sollte, dass er mit dem Mörder seiner Eltern nicht nur irgendwie, sondern näher Blutsverwandt war.   Sein Großvater hatte seine Eltern getötet  und Harry selbst sollte seinen Großvater töten. Dann kam noch dazu, dass Professor McGonagall seine Großmutter war, aber keiner der beiden hatte je mit ihm über seine Familie gesprochen . 

Immer hatte Harry gedacht die schrecklichen Dursleys wären seine einzige Familie gewesen, doch sie tauchten  auf dem Prüfungsbogen nur verschwommen auf. Laut dem Buch, welches er sich zur Hilfe geholt hatte, standen verschwommene Namen für eine Adoption. Und dass wiederum bedeutete, dass er noch nicht einmal wirklich zur Familie gehörte. Sich selbst beruhigend atmete Harry tief durch und berichtete am Ende doch von seinem Wissensstand und den Zweifeln.

Der Mann, um den sich das Gespräch im Zimmer des jungen Malfoy drehte, saß nur einige Gänge weiter in einem gemütlichen Sessel . Er hatte im Potterbuch gelesen, so wie er es vorhatte, da Harry eigentlich alles über seine Familie wissen sollte , bei dem Umfeld, in welchem er aufwuchs. Doch anscheinend  wusste noch nicht einmal Tom selbst alles über sich selbst. Sein eigener Name stand in Verbindung mit Lily Evans und Minerva McGonagall . Das Buch zeigte ihn als Lilys Vater und sie als Lilys Mutter . Nur das Problem war, Tom konnte sich nicht daran erinnern, je etwas mit ihr unternommen zu haben, geschweige denn eine Tochter gehabt zu haben . Im nächsten Gedanken viel ihm auf, dass er seine angebliche Tochter getötet hatte, als sie sich zwischen ihn und ihr Kind gestellt hatte. 

Etwas anderes, dass Tom wusste war, dass schon berührte Todesengel als unrein galten und oft von ihren Engeln nicht akzeptiert wurden . Nur in der Überlegung, er hätte eine Tochter und diese einen Sohn, hieß das, er wäre Großvater. Großvater eines Jungen, der ihn wortwörtlich auf den Tod nicht ausstehen konnte und von seinem Glück vermutlich nicht einmal wusste . Aber wenn Minerva  es gewusst hatte, dass sie zusammen waren, warum hatte sie ihm die Schwangerschaft verschwiegen? Hatte sie Angst gehabt vor ihm? In Gedanken einige Jahre zurückblickend stellte der nicht so dunkle Lord  fest, dass er während der Zeit nach Hogwarts eigentlich noch ganz ruhig gewesen war.

Cassiopeia SnapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt