Kapitel 95

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Es sind nun drei Tage vergangen. Ich habe mit der Polizei gesprochen und kann nun endlich das Krankenhaus verlassen. Hattori blieb die ganze Zeit über bei mir, bis auf einzelne kurze Aussetzer. Aber ich hätte mir ja auch Sorgen gemacht, wenn es diese nicht gegeben hätte.

Wir verlassen gemeinsam das Gebäude und gehen in Richtung Parkplatz, wo uns Heijis Vater abholt.

Die Fahrt verläuft ruhig. Niemand sagt ein Wort, worüber ich sehr dankbar bin. Ich habe das Gefühl, dass wenn ich jetzt reden müsste, das meine ganzen Gefühle überströmen würden. Oder besser gesagt, ich bin mir sicher.

Ich kann regelrecht spüren, wie sich meine Emotionen anstauen und sich wie hinter einem grossen Damm anstauen, in dem sich allmählich auch Angst und Panik mit einmischt. Ich bin in Angst vor dem Zeitpunkt, in dem der Damm bricht und die Panik aufbricht. Was wird mit mir passieren? Wie werde ich reagieren? Wie werden die anderen mich sehen?

In mir sind Gefühle von Beschmutzung, von Schmerz, von Enttäuschung, von Vertrauensbrüchen, von abgrundtiefer Hilflosigkeit und weitere, die ich nicht einkategorieren kann. Ich habe abgrundtiefe Angst. Blanke Panik.

Ich sehe aus dem Fenster. Dabei habe ich habe meinen Kopf gegen die Scheibe gelehnt und beobachte wie die Regentropfen an der Scheibe entlangrinnen. Wie sie glänzende Spuren an der Scheibe hinterlassen und langsam ihren Weg nach unten finden. Ich blicke in meine Spiegelung. Mein Spiegelbild und die tränenartigen, glänzenden Tropfen, welche an der Fensterscheibe entlang, über meine Gesichtsspiegelung laufen und meine Tränen darstellen, welche ich nicht rauslassen kann. Es sieht aus als würde ich weinen. Weswegen meine Hand über meine Wange fährt und diese abtastet. Doch ich fühle nichts.

~Es ist bloss der Regen. Nur eine Täuschung~

Ich bemerke nicht wie Heiji mich beobachtet. Doch er sieht mich die ganze Fahrt über an. Und auch sein Vater wirft des öfteren einen Blick durch den Rückspiegel.

Beide sehen besorgt aus. Doch ich gehe bloss meinen eigenen Gedanken nach.

Als wir schliesslich vorsichtig anhalten, bewegt sich erstmal keiner. Wir bleiben still sitzen und warten. Doch keiner weiss worauf. Heiji ist der erste der sich rührt. Er legt seine Hand vorsichtig auf meine um mich nicht zu erschrecken, während ich noch immer aus dem Fenster sehe. Er fährt über meinen Handrücken und drückg meine Hand etwas, um mir zu signalisieren dass er hier ist.

Er lösst seine Hand wieder und lösst meinen Gurt.

Er schnallt mich ab, aber ich rühre mich noch immer nicht und sein Vater sieht länger in den Rückspiegel und beobachtet uns.

Zum erstenmal seitdem wir ins Auto gestiegen sind, löse ich meinen Blick von der Scheibe und blicke in Heijis Gesicht. Wir sehen uns tief in die Augen und seine Hand verweilt wieder auf meiner. Wir verharren in dieser Position und sehen uns bloss an.

Der Mann, welcher hinter dem Steuer sitzt bleibt ruhig sitzen und beobachtet uns stumm, um uns nicht zu stören und bildet sich allmählich seine eigene Schlüsse.

Doch nach einer Zeit, wende ich meinen Kopf ab und wende mich zur Tür, um diese zu öffnen und steige aus dem Wagen. Ich halte diese Stille nicht mehr aus. Alles in mir schreit und ich will einfach alles rauslassen. Weswegen ich kaum ausgestiegen ins Haus renne, wo ich aber von Hattoris Mutter am Arm festgehalten werde.

"Hey. Beruhig dich. Es ist alles in Ordnung, ich bin so froh,dass du wieder hier bist und, dass es dir gut geht", sagt sie und zieht mich in eine Umarmung.

~Nichts ist gut. Mir geht es auch nicht gut~

"Wie wärs, wenn ich dir einen warmen Tee mache und du uns erzählst was passiert ist?", lächelt sie freundlich, als die Hattori Männer neben uns zu stehen kommen.

"Können wir das verschieben? Ich fühle mich nicht in der Lage für sowas!", antworte ich wahrheitsgemäß.

Sie sieht mich überrumpelt und besorgt an. Nickt aber anschliessend und lässt meine Hände los, nach welchen sie gegriffen hatte.

"Okay. Dann geht nach oben", sagt sie an mich und Heiji gerichtet, woraufhin ich sie dankbar anlächle und schnell nach oben gehe, dicht von Heiji gefolgt. Ich reisse seine Zimmertüre auf und stürze mich auf seinen Schrank. Ich ziehe mir blind Klamotten heraus und ziehe die Kleidung aus, welche ich noch trage und werfe diese auf den Boden. Mir ist gerade total egal, dass ich in Unterwäsche vor Heiji stehe.

Ich bemerke wie mir immer heisser wird und mein Körper sich immer weiter aufheitzt, während ich mir verzweifelt die Kleidung überziehe. Den BH ziehe ich schlussendlich auch unter dem Pulli hervor und werfe ihn zu den anderen Klamotten ehe ich schmerzerfüllt und verzweifelt losschreie. Ich lasse alle Emotionen raus. Schreie und schlage um mich, während ich mir die Haare raufe.

Mir ist bewusst, dass mein Körper sich verwandelt. Immerhin will ich es so. Ich kann nicht länger in dieser Haut stecken bleiben in der ich misshandelt und vergewaltigt wurde.

Ich schreie ein letztes Mal laut auf und sinke auf meine Knie.

Mein Gesicht in meinen Händen vergraben, höre ich wie Heiji die Tür abschließt und sich vor mich ebenfalls hinkniet und mich in seine Arme zieht.

Er fährt mir beruhigend über den Rücken und flüstert mir beruhigende Worte in mein Ohr. Mein ganzer Körper zittert und Tränen Kullern über mein Gesicht.

Ich weine in meine Hände und lehne mich gegen Heiji der mich kräftig gegen seinen Körper drückt, während ich wimmere, schluchze und immer weiter weine, bis ich nicht mehr kann.

Als ich mich allmählich beruhige, höre ich auf zu weinen, dafür wird mein Zittern immer stärker und Heiji zieht mich näher an seinen Körper.

"Alles ist gut", flüstert er mir beruhigend ins Ohr.

Aber genau darum geht es doch. Nichts ist gut.

Mittlerweile liegen wir im Bett. Er hält mich noch immer im Arm, aber wenigstens hat mein Zittern nachgelassen.

Es ist schon eine Weile her, seit jemand etwas gesagt hat. Weswegen ich die Stille breche.

"Ich kann nicht hier bleiben."

Heiji nickt bloss, denn er weiss was ich meine. Ich bin wieder in meinem normalen Körper. Und meine Psyche hält es nicht aus, wieder zurückzuwechseln. Ich will den misshandelt Körper nie wieder sehen, erst recht nicht drin stecken.

"Und wenn wir uns einfach etwas für meine Eltern überlegen? Wir könnten sagen Sky ist nach hause gegangen und du wegen eines Falls hierher gekommen.

Ich zucke nur mit meinen Schultern und kuschle mich enger an seine Brust. Ich fühle mich, als hätte meine Persönlichkeit sich um 180 Grad gedreht.

Man ändert sich wohl, wenn man verletzt wird. Auch wenn man es gar nicht will. Aber naja, so ist es jetzt halt eben.

Ich schliesse meine Augen und konzentriere mich einfach etwas auf meine anderen Sinne.

Ich höre Hattoris Atem, spüre seine sich hebende und senkende Brust, rieche seinen Geruch.

Egal auf welchen Sinn ich mich konzentriere. Er lenkt sich immer auf ihn...

Ich merke wie ich immer ruhiger werde und somit bemerke ich, wie erschöpft ich doch durch meinen Ausbruch eben bin. Ich bin fix und fertig.

Ich kuschel mich nochmals gegen ihn bis es bequem genug ist und versuche einfach erneut zu schlafen. Wobei ich Heijis Blick auf mir nicht bemerke.

Er verstärkt seinen Griff um mich und zum ersten Mal seit einer viel zu langen Zeit fühle ich mich endlich wieder sicher. Ich weiss nicht woran es liegt...vermutlich ist es einfach der Stress, der nun endlich von mir gefallen ist.

Ich schlafe relativ schnell ein und bekomme somit nicht mit, wie Heiji mit roten Wangen meinen Kopf streichelt, durch meine kurzen Haare streicht und meinen Körper inspiziert, während meine Atmung regelmässig geht.

Weil Du Es Bist || Detektiv ConanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt