Prolog

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Draußen wurde es allmählich Dunkel. Meine Wachen standen vor der Tür. Seit ich vor ein paar Jahren Königin geworden bin, wurde die Bewachung immer strenger. Inzwischen konnte ich nirgends mehr hingehen, ohne dass nicht mindestens eine Wache dabei war. Somit wurde es immer schwieriger sich aus dem Schloss zu schleichen. Doch ein aller letztes Mal musste ich ihn noch sehen. Langsam glitt meine Hand auf meinen noch Flachen Bauch. Vor ein paar Tagen hatte mich die Neuigkeiten überrumpelt. Es war ein Schock. Inzwischen hatte ich mich etwas mehr dran gewöhnt. Doch mein Gatte durfte es nie erfahren. Es war von einem anderen. Er würde es nicht lieben. Dennoch sollte es so aufwachsen wie auch unsere gemeinsamen Kinder Katlain und Ethan, behütet und geschützt. Nicht in den schrecklichen Händen seines leiblichen Vaters. Doch vielleicht würde diese Neuigkeit ihn endlich ändern.

Ich schlich auf Zehenspitzen durch mein Gemach. Das Familien Gemälde hing schief an der Wand. Direkt neben ihn prangte eine Delle. Als ich meine Handfläche darauflegte und leicht drückte, erschien ein Klicken. Im nächsten Moment öffnete sich das Gemälde. Ein Geheimgang wurde offenbart. Es war der einzige im ganzen Schloss und führte nur vom Königinnenzimmer nach draußen. Er war dafür da den Herrscher bei Gefahren in Sicherheit bringen zu können. Ich war ihn schon tausendmal gegangen. Immer wenn ich mich rausschlich um ihn zu sehen. Diesmal standen mehr Wachen als sonst im Königlichen Garten. Jeden Moment wurde mit einem Angriff von Roy Sombre gerechnet. Wir waren eines der letzten Königshäuser die er noch nicht an sich gerissen hatte. Er wusste nicht, dass ich die Königin dieses Planeten war. Für ihn war ich eine Soldatin, die die Armee des Saturns anführte. Schon so oft standen wir uns auf dem Schlachtfeld gegenüber. Jedes Mal erkannte ich den Ausdruckslosen Blick, in dem sich der Schmerz spiegelte in seinen Augen. Immer besaß die Angst das er mich verletzten könnte, seinen Verstand.

Plötzlich ging einer der Wachen davon. Es war Zeit für den Wachwechsel. Ich schlich mich durch die Büsche, wobei sich das Tuch mit dem ich mein Gesicht verbarg in den Dornen und Ästen verhing. Schon nach kurzer Zeit ließ ich das Schlossgelände hinter mir. Mein Weg führte mich durch die Straßen von Tiluana. Sie waren voller Menschen. Strahlende, weinende, Senioren und Kinder. Manche waren in Eile, andere schlenderten einfach nur rum. Ich sah Paare die sich sinnlich küssten und Familien die in einem Streit verwickelt waren. Und doch waren es alle mein Volk. Es erfüllte mein Herz es so von nahem zu sehen. Einer Königin war es nur selten gestattet. Und wenn es doch einmal erlaubt wurde, verstellten sich alle. Einen Moment blieb ich stehen um mir zu erlauben diesen Anblick kurz zu genießen.

Doch dann erblickte ich in weiter ferne eine Wache. Schnell führten mich meine Füße weiter voran in den Wald. Er war riesig, lag direkt an der Stadt und beschützte sie. Der ganze Saturn war eigentlich ein riesiger Wald. Es gab nur wenige Länder die nicht voller Tannen waren. Ich entfernte mich immer mehr von den normalen Wanderwegen. Stattdessen ging ich in den Gefährlichen, wenn nicht sogar Verbotenen Bereich des Waldes. Irgendwann gelangte ich an den Rand einer riesigen, tiefen Schlucht, die in schauriger Finsternis lag. An ihrem Grund glitzerte ganz schwach ein tiefblauer See. Ich befand mich am „Reflecting Gorge". Die ganze Zeit während ich am Rand der Schlucht entlang ging, befürchtete ich jederzeit runter stürzen zu können. Als ich ungefähr die Mitte erreicht hatte erschien eine Brücke. Jedes Mal, wenn ich sie überqueren musste sammelte sich in mir ein mulmiges Gefühl.

Doch nachdem ich dies bewältigt hatte, erschien auf der anderen Seite eine Silhouette in der Dunkelheit. Elijah. Auf mein Gesicht stahl. Ich durfte so nicht empfinden. Er war nicht gut für mich. Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu. Er schlang mich in seine Arme, um mir direkt danach einen Leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen zu drücken. Es war kein sanfter. Eher im Gegenteil. Es war ein fordernder Kuss voller Verlangen. Er drückte mich an den Baum hinter mir. In seiner Hose spürte eine Beule, die langsam immer größer wurde. Auch meine Mitte begann zu kribbeln. Ich erwiderte den Kuss mit größter Sehnsucht. Wir hatten uns Wochenlang nicht mehr privat gesehen. Nur auf dem Schlachtfeld, auf dem wir uns bekämpfen mussten um den Schein waren. Meine Sinne waren wie benebelt.

Erbin der Elemente (Tales of Elements 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt