Es war mein dritter Tag in der Klinik und es machte mir sehr viel Spaß, mit den Menschen zu arbeiten. Jeder dieser Patienten war auf seine eigene Art speziell und immer wieder eine Nuss, die ich versuchte zu knacken. Bei einem Mädchen war es besonders schwer. Es kostete mich einige Stunden, um mich ihr überhaupt nähern zu können. Sie wirkte sehr verstört, konnte aber nichts Genaueres herausfinden. Heute wollte ich mich noch einmal um sie kümmern, nachdem ich bei einem neuen Patienten war. Mrs Pollux meinte, diese Person sei schwer zu Händeln, weshalb genau, wollte sie mir nicht sagen. Vielleicht um mich nicht gleich abzuschrecken. Eine Schwester führte mich die Korridore entlang zu einer Tür und wünschte mir viel Glück. Ich nickte lächelnd und trat vorsichtig ins Zimmer ein. Ein Junge saß an dem kleinen Tisch in der Mitte des sonst leeren Raums und malte mit Buntstiften auf ein Papier. Dabei kicherte er, wie ein kleines Kind. Leise schritt ich näher an ihn heran und beobachtete seine Bewegungen. Sie waren schnell, wie bei einem wirklichen Kleinkind. Ich überlegte kurz, ob ich mich bemerkbar machen sollte, doch der Junge hatte mich bereits wahrgenommen und schaute zu mir auf.
„Wer bist du?“, fragte er mich, wobei er genauso klang, wie ein fünfjähriger. Ich lächelte und stellte mich ihm vor. Auch er lächelt und begab sich wieder an sein Kunstwerk. Ich beobachtete ihn noch eine Weile, bis er inne hielt und sein Bild betrachtete. Plötzlich knurrte er, hob das Bild auf und zerriss es. Dann knüllte er die Papierfetzen zu einer Kugel zusammen und warf sie quer durch den Raum, wobei er mich beinahe traf. Der Tisch fand seinen Weg auf den Boden und der Stuhl flog ebenfalls durch den Raum, lediglich in eine andere Richtung. Verwundert schaute ich ihn an und versuchte herauszufinden, was mit ihm los war. Sofort stellte sich mir die Frage, warum mir niemand gesagt hatte, was der Junge hatte. Ich versuchte, ihn zu beruhigen, doch er wurde immer wütender und schlug beinahe die Wände ein. Wieder und wieder versuchte ich, ihn mit Worten zu beruhigen, bis ich um ein Haar seine Faust in meinem Gesicht gehabt hätte. Ab da wurde mir bewusst, dass ich entweder härter durchgreifen musste, oder ihn einer Fachkraft übergeben sollte. Ich entschied mich für Möglichkeit eins, da mein Herz viel zu groß war, um ihn einfach auszuliefern. Also packte ich den menschlichen Tornado und ließ ihn so zum stehen kommen. Ich suchte seinen Blick, doch er wehrte sich mit Händen und Füßen, zappelte wie wild und war kurz davor, mich zu beißen. Ruckartig ließ ich ihn los, woraufhin er zurücktaumelte und leicht gegen die Wand stieß. Er sank daran hinunter und begann zu weinen. Mit wahnsinnigen Schuldgefühlen, ging ich auf ihn zu und kniete mich vor ihn.
„Hab ich dir wehgetan?“, fragte ich besorgt, doch er weinte bloß, laut und schreiend. Ich stand vorsichtig auf und ging langsam zur Tür, wo ich mich noch einmal umdrehte und den Jungen, wie ein kleines Kind auf dem Boden sitzend sah. Ich lächelte leicht und verließ das Zimmer. Nachdem die Tür geschlossen war, lehnte ich mich etwas erschöpft dagegen. Ich vermutete auf eine Schizophrenie.
Ich war einen geschlagenen Vormittag im Zimmer des Jungen. Eine Schwester hatte mich im Flur abgefangen und mich mit in die improvisierte Kantine gebracht. Auf dem Weg dorthin, ist mir eine Ärztin entgegen gekommen. Sie sah müde aus, aber nichts im Vergleich zu dem Mädchen, welches sie an einem Arm führte. Ihre braunen Haare hingen matt und kraftlos herunter. Sie waren sogar ein wenig fettig. Anhand ihres Kittels, den beinahe jeder Patient trug, erkannte ich, wie mager sie war. Ihr Blick war gesenkt, sodass sie nichts anderes Wahrnahm, als den Boden oder ihre nackten Füße. Ihre freiliegende Haut war kreidebleich. Im Gesamtpaket, sah sie aus, wie eine Leiche.
Ich schob mir etwas von dem Fleisch in den Mund, dass es heute zu essen gab und suchte nach einer Ärztin, die mir vielleicht etwas über das Mädchen erzählen könnte. Während ich mich umschaute, setzte sich eine Helferin an meinen Tisch.
„Suchen Sie jemanden?“ Ich erschrak und drehte mich blitzschnell um. Ihre pinken Lippen lächelten, ihre braunen Augen strahlten. Sie liebte ihren Job, dass konnte man sehen.
„Ja“, sagte ich, „Vielleicht können Sie das.“ Die junge Frau schaute mich wartend an.
„Mir ist eben eine Ärztin entgegen gekommen und sie hatte ein Mädchen dabei.“ Ich beschrieb ihr schnell ihr Aussehen und sie schien das Mädchen zu kennen.
„Ja. Das ist eine unserer härtesten Fälle. Sie neigt oft zu Schreiattacken, isst kaum und bewegt sich nicht, nur wenn man sie zwingt. Außerdem lässt sie sich nur von Dr. Williams anfassen. Schräges Mädchen.“ Am Ende lachte sie kurz.
„Und man weiß nicht, was mit ihr ist?“, fragte ich neugierig.
„Sie spricht nicht. Mit niemandem. Wir fanden sie vor einigen Jahren auf der Straße. Sie war völlig fertig, aber da sie sich nicht zu irgendetwas äußert, tappen wir im Dunkeln. Dr. Williams ist dran, mit einer Therapeutin, zu versuchen, ihr Rätsel zu lösen, doch es ist schwerer als gedacht.“ Sofort machte ich es mir zur Aufgabe, diese Nuss in ihrem Kopf zu knacken.
„Kann ich vielleicht behilflich sein?“, wollte ich wissen und schob mir eine Gabel zerquetschter Kartoffeln in den Mund. Bitterlicherweise musste ich feststellen, dass es kalt geworden war.
„Ich schätze, das ist keine gute Idee.“
„Warum?“ Ich schob meinen noch halb gefüllten Teller ein Stückchen nach vorne.
„Sie ist nicht sehr gut auf Männer zu sprechen.“ Ein leises Seufzen entfloh mir, doch ich wollte nicht locker lassen. Ich würde diese Dr. Williams aufsuchen und sie darum bitten, mich dem stummen Mädchen helfen zu lassen.
***
ich weiß.. länger nicht mehr upgedatet.. aber ich hab im moment viel schulisches um die Ohren und da komme ich leider kaum zum schreiben .-.
auch wenn es etwas kurz geworden ist, hoffe ich, es hat euch trotzdem gefallen und ihr lasst mir ein Feedback da :)
zu letzt.. widme ich dieses Kapitel @TheOnlyLejla weil sie mein kleiner cupcake ist und mich gezwungen hat upzudaten ^^ ♥
bis dahin .. eure
Neverland3r xoxo
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Mute [*Abgeschlossen*]
Jugendliteratur»Und man weiß nicht, was mit ihr ist?« »Sie spricht nicht.« © Neverland3r 2014