Selbst ein Entspannungsbad am Morgen löste das schwarze Loch in meinem Kopf nicht auf. Vielleicht sollte ich die Sache aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Seit wann war sie wieder in ihr altes Muster gefallen? Seit dem Tag, an dem ich vermeidlich gegangen war. Aber warum? Ich war schließlich nicht ihr Vertrauter, so wie Dr. Williams, aber selbst sie ließ das Mädchen nicht richtig an sich heran. Seufzend erhob ich mich aus dem erkalteten Wasser und griff nach dem Handtuch. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Niall stand im Türrahmen. Starrte mich an.
„Alter!", rief ich und verdeckte mich schnell mit dem Handtuch. „Schon mal was von Klopfen gehört?" Niall jedoch lachte bloß sein typisches Lachen und ging ungestört zum Klo, wo er seinen Reisverschluss öffnete und ... pinkelte. Vor meinen Augen. Noch während er da stand, warf ich ihm ein Handtuch an den Kopf. Doch Niall lachte bloß und zog ab, nachdem er den Reisverschluss geschlossen hatte.
„Wird's bald?", stöhnte ich ungeduldig, denn so langsam wurde mir kalt und eine Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper.
„Ja doch, Payno", sagte Niall, während er sich die Hände wusch und abtrocknete. Dann bückte er sich und hob das Handtuch auf, das ich vor einigen Sekunden noch nach ihm geworfen hatte und warf es mir entgegen. Ich fing es geschickt mit einer Hand. Unterdessen verdeckte ich meinen Freund mit der freien Hand. Niall verließ Augenbrauenwackelnd das Bad und schloss die Tür. Erst dann begann ich mich abzutrocknen. Ich ließ das Wasser aus der Wanne und wickelte mir das Handtuch um meine Hüften, bevor ich ins Schlafzimmer ging. Glückerlicherweise war Niall im Wohnzimmer und schaute Fernsehn. Schnell zog ich mir Boxer, Jeans und ein Shirt über. Dann fuhr ich mir durch die Haare und gesellte mich zu Niall. Vielleicht würde mich der Fernseher auf andere Gedanken bringen. Mein bester Freund zappte sich durch die Kanäle, ohne wirklich hinzusehen, was lief. Immer wieder drifteten meine Gedanken zu dem Mädchen und so beschloss ich, heute Nachmittag nochmal hinzufahren. Zuerst musste ich jedoch einkaufen und kochen, so hatten wir es auf dem Plan aufgemacht. Nach einigen Minuten, die sich wie Stunden anfühlten, stand ich auf und machte eine Einkaufsliste. Dabei fragte ich Niall, ob er Wünsche fürs Essen hatte oder sonst was haben wollte. Als der Zettel fast ganz vollgeschrieben war, ging ich in den Flur und zog meine Schuhe an. Schnell verließ ich die Wohnung; die kalte Herbstluft schloss mich in ihre Arme, umwirbelte mich und ließ mich langsam los. Mit großen Schritten ging ich in Richtung des kleinen Ladens vier Blocks weiter. Ich hätte mir eine Jacke anziehen sollen, denke ich, als sich die abgekühlte Luft unter mein Shirt schleicht.
Leicht außer Atem erreiche ich den Laden, in dem ich durch die Gänge flitze und zur Kasse gelange. Ich will so schnell wie möglich zu Dr. Williams und dem Mädchen. Leider habe ich die falsche Kasse erwischt. Eine Auszubildende sitzt etwas überfordert hinter der Kasse und gibt dem Kunden sein Wechselgeld. Als ich endlich dran bin, kann ich die Sachen nicht schnell genug in die Tüten packen und den Laden verlassen.
Die Sonne ist schon längst am höchsten Platz vorbei gezogen und hüllte die Stadt in ein mattes Orange, welches bald am Horizont zu versinken drohte.
Meine Arme fühlen sich wie Wackelpudding an, als ich die Tüten in der Küche abstelle.
„Auch mal wieder da?", neckt mich Niall und schaut in die Tüten.
„Wäre schneller gewesen, wenn du geholfen hättest", lache ich und beginne, alles auszupacken. Niall erweist mir die Ehre und kocht mit mir zusammen, was sich als reinstes Chaos entpuppt. Wir schaffen es doch, etwas Essbares zu zaubern und essen gemeinsam an dem kleinen Tisch in der Küche. Ich schlinge das Essen förmlich in mich hinein, was mir fragende Blicke von Niall einhandelt. Ich habe aber keine Zeit für Erklärungen, weshalb ich ihn mit noch halb gefülltem Teller sitzen ließ und mich frisch machte. Danach sprintete ich durchs Treppenhaus und zum Wagen.
Ich erreichte die Klinik, als die Sonne sich schon beinahe von der Welt verabschiedet hatte. Nachdem ich geparkt hatte, führte mich mein Weg gradewegs zu Dr. Williams Büro. Doch dort traf ich sie nicht an, also ging ich zu dem Zimmer des Mädchens und wartete vor der Tür. Lange musste ich nicht warten und sie erschreckte sich, als sie beinahe in mich hineinlief.
„Junge! Was machst du denn schon wieder hier?", sagte Dr. Williams und schloss die Tür. Sie hatte sich wohl erschreckt, denn ihr Atem ging etwas schneller als normal, als sie sich eine lose Strähne hinters Ohr schob.
„Verzeihung, aber ich kann sie nicht im Stich lassen. Ich fühle mich dazu verpflichtet ihr zu helfen." Ich blickte sie tief an, doch sie seufzte bloß und ging in Richtung ihres Büros. Ich folgte ihr im Gleichschritt. Immer wieder versuchte ich, sie in irgendeiner Art umzustimmen; mich wieder voll und ganz mit dem Mädchen zu beschäftigen. Ich gab mir selbst die Schuld daran, dass sie den Rückfall hatte, schließlich war es passiert, als ich gegangen war. Ich war ihr also nicht so egal, wie ich anfangs dachte.
Auf dem Weg begegneten wir einigen Ärzten, die ich in mitten meiner Rede freundlich grüßte. Dr. Williams schloss ihr Büro auf und trat ein. Dabei ließ sie die Tür offen, sodass ich ihr folgen konnte. Hinter mir schloss ich die Tür wieder, um eine kleine Privatsphäre zwischen ihr und mir zu schaffen.
„Was tun Sie, wenn es ewig so bleibt? Wollen Sie ihr ganzes Leben mit ihr verbringen, bis sie sich irgendwann umbringen will?", frage ich und lasse mich vor ihr auf den Stuhl fallen, während sie irgendwelche Papiere durchblätterte und ausfüllte. Erst nach meinen Worten hielt sie inne. Ein Moment verstrich, ehe sie mich ansah, einen Stift in der Hand. Ich merke, wie sie meine Worte verarbeitet und die Worte gut abwägt, bevor sie nach etlichen Minuten die Stille zwischen uns bricht.
„Ich kenne dieses Mädchen, seit sie hier ist. Viele haben versucht, sie zu therapieren, aber sie haben nicht mal ihr Vertrauen gewonnen. Anfangs hat sie geschrien, wenn man ihr zu nahe kam. Ich weiß nicht, warum sie mir damals ihr Vertrauen geschenkt hat und ich weiß auch nicht, warum sie dir vertraut. Jeder Mann, der ihr über den Weg gelaufen ist, ließ sie beinahe einen Anfall erleiden. Sie haben etwas an sich, Liam, was ich ganz und gar nicht verstehe, aber das muss ich auch nicht. Hier geht es um das Wohl der Patienten. Wir versuchen, ihr zu helfen, also wenn du eine Möglichkeit findest, wie wir sie dazu bekommen, endlich etwas zu sagen, wäre ich dir sehr dankbar." Ich war beinahe fassungslos über ihre Worte. Sie gaben mir noch mehr Motivation, es zu schaffen, denn es machte mich neugierig, was ihr damals wiederfahren sein musste, dass sie seit diesem Tage an kein Wort mehr gesprochen hatte. Dr. Williams schickte mich dann raus. Bevor ich die Tür schloss, fragte ich Dr. Williams, ob ich morgen früh herkommen dürfe. Nachdem sie nickte, zog ich die Tür zu. Ich hatte den Restabend und eine ganze Nacht, um mir zu überlegen, wie ich morgen anfangen würde.
***
Hello People :/
es tut mir so wahnsinnig Leid, dass ich mal wieder so lange nicht geupdatet habe :(
ein kleiner Dank geht an toni0708 die mir sozusagen in den Arsch getreten hat, um endlich wieder hochzuladen :D
Ich werde diese Woche einfach vorschreiben (und hoffentlich auch endlich zu Ende) damit ihr nicht immer so lange warten müsst >-< Dazu möchte ich auch sagen, dass ich noch zur Schule gehe und im Moment viel auf dem Spiel steht, weshalb ich mich nicht zu 100% allen Storys widmen kann. Ich bitte um euer Verständnis ♥
Auch solltet ihr (insofern ihr es habt) vielleicht meine Facebook Seite verfolgen, da ich dort einige Informationen poste, die ich hier nicht poste :)
Neverland3r xoxo
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Mute [*Abgeschlossen*]
Novela Juvenil»Und man weiß nicht, was mit ihr ist?« »Sie spricht nicht.« © Neverland3r 2014