Alator

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Ich lief auf dem Bordstein auf und ab, lauschte die ganze Zeit auf die verheißungsvollen Sirenen. Sie kamen nicht. Immer wieder schaute ich auf meine Handyuhr, es kam mir vor, als würde die Zeit stehen bleiben. Ich war gefangen in einer Sanduhr, die mich quälend langsam mit ihrem Sand zu ersticken versuchte, während das Mädchen hilflos einem Irren ausgesetzt war.

Mittlerweile war ich zu nervös um noch über den Asphalt zu tigern und setzte mich auf den Bordsteinrand. Immer wieder blickte ich nach links und rechts und gab die Hoffnung langsam auf. Ich legte die Hände über mein Gesicht und schloss die Augen, dachte darüber nach, was dem Mädchen da drin wohl passieren könnte. Überlegte, einfach in das Haus zu gehen. Plötzlich schreckte ich hoch, als ich Sirenen hörte. Na endlich. Ich sprang auf und rannte ihnen entgegen. Bedeutete ihnen, die Sirenen auszustellen, damit der Mann nichts mitbekam. Erst jetzt sah ich, dass einer der Polizisten im Wagen saß, der damals bei meiner Verhaftung gefahren ist. Er schien mich ebenfalls zu erkennen. Er war der nettere gewesen.

Nachdem die Polizisten ausgestiegen waren, versuchte ich sie zum Haus zu führen, doch sie stoppten mich und wollten eine ausführliche Schilderung der Situation. Genervt ballte ich die Hände zu Fäusten und presste die Zähne aufeinander.

„Junger Mann", versuchte es einer der Bullen, „bevor wir handeln können, benötigen wir Informationen."

„Reicht es nicht, wenn ich sage, dass ein Mädchen da drin misshandelt wird?", knirschte ich und deutete immer wieder zum Haus. Ich wusste nicht, wie lange ich versuchte die Bullen zum Handeln zu bringen. Mittlerweile hatte ich die Stimme erhoben. Letztlich gewannen doch die uniformierten Männer und ich schilderte ihnen kurz und knapp, weshalb ich sie angerufen hatte.

„Warum denn nicht gleich so?", hörte ich einen der Männer murmeln. Der sollte meinen Faden nicht überspannen ...

Ich folgte den Bullen zur Haustür, wo sie stehen blieben und tatsächlich auf die Klingel drückten. Als ob der Irre einfach die Tür öffnen würde, wenn er dabei war – wenn er sonst was mit meinem Mädchen anstellte?!

Eine Weile standen wir einfach da und es geschah nichts. Stille legte sich über uns, wie eine Decke. Ich ballte die Hände zu Fäusten, wartete auf irgendeine Reaktion der Bullen. Während nichts passierte, hörte ich im Inneren des Hauses, wie etwas zu Bruch ging. Vermutlich Glas. Wenn die Bullen nicht gleich irgendwas machen, würde ich die Tür eintreten. Einer der Bullen drückte erneut auf die Klingel, während der andere von der kleinen Veranda zurücktrat und um das Haus ging. Ich spürte, wie meine Gesichtsmuskeln zu zucken begannen, weil ich die Kiefer so fest aufeinander presste. Der Polizist, der ums Haus ging, griff nach seinem Funkgerät und gab irgendetwas an das Gegenstück weiter. Dann kam er zurück zu uns und sprach irgendwelche Worte und Zahlen, woraufhin sein Kollege nickte und kurz darauf die Tür eintrat. Mit lautem Scheppern ging das Holz zu Bruch und öffnete uns den Weg ins Innere. Die Polizisten gingen vor mir ins Haus und begannen sofort alles abzusuchen. Kurz danach trat ich ein. Das erste, was ich roch, war Aschenbecher und Alkohol. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schob ich meine Ärmel nach oben und machte mich in der Miefbude auf die Suche nach meinem Mädchen.

***

Ich dachte mir, ich nehme mir jetzt einfach die Zeit für meine Geschichten. Hoffe, euch hat das etwas kurze Kapitel gefallen ♥

Neverland3r xoxo

Mute [*Abgeschlossen*]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt