Die Frau führte mich durch einen endlos scheinenden Korridor, bis wir vor einer Tür stehen blieben. Sie war leicht zerkratzt und die Farbe war teilweise abgeblättert. Etwas Unbehagen machte sich in mir breit, als die Frau die Tür öffnete. Ich blickte in einen dunkeln Raum, in dem ich grade mal die Umrisse erkennen konnte. Eine Person saß ungefähr in der Mitte des Raumes und knibbelte an etwas. Die Frau ging an mir vorbei und knipste das Licht an, woraufhin das Mädchen erschrocken zusammenfuhr und uns mit einem tödlichen Blick strafte. Um ihre Handgelenke waren dicke Bandagen gewickelt, die an manchen Stellen rot gefärbt waren.
"Sie ist Suizid gefährdet", flüsterte mir die Frau zu. "Sie denkt, ihr Leben hat keinen Sinn mehr, dass sie wertlos ist" Ich schluckte einmal, nachdem die Frau mir einmal die Schulter drückte und verschwand. Langsam betrat ich das kleine, unmöblierte Zimmer und schloss die Tür hinter mir.
"Hey", sagte ich vorsichtig und setzte mich zu ihr auf den Boden.
"Sieh mich nicht an! Ich bin es nicht Wert, angeschaut zu werden!", blaffte sie mich an und drehte sich von mir weg.
"Du weißt genau, dass das nicht stimmt", sagte ich, diesmal ernst und etwas lauter. Sie wand sich wieder zu mir und schaute mir fest in die Augen. Vermutlich hoffte sie, sie könne mich einschüchtern, aber ich hielt ihrem Blick stand, bis sie wegsah.
"Warum denkst du so?", wollte ich wissen und suchte erneut nach ihrem Blick. Doch sie schaute weiterhin auf den farblosen Boden. Ich war mir nicht sicher, was ich auslösen würde, doch ich griff nach ihrer Hand. Sofort schnellte ihr Blick in meine Richtung und ihre Hand zuckte unter meiner zurück.
"Hey. Keine Angst.", versuchte ich sie zu beruhigen, was zu klappen schien, denn sie wurde ruhiger. Ich lächelte leicht, als sie mich ansah.
"Mein Vater meinte immer, ich wäre ein Nichtsnutz. Er hat es mir jeden Tag gesagt. Jeder hat es mir gesagt", murmelte sie. Dabei versuchte sie, ihre Tränen zurückzuhalten. Sanft strich ich über ihre Wange und fing so die herabfallenden Tränen auf. Daraufhin rutschte sie näher an mich heran, legte ihren Kopf auf meine Schulter und weinte richtig los. Etwas überfordert mit der Situation, legte ich meine Arme um sie und strich über ihren Rücken, versuchte, sie so zu beruhigen.Nach einer Weile löste sie sich von mir und schaute mich an. Ein kleines Lächeln zierte ihre Lippen, was mich ebenfalls zum Lächeln brachte.
"So. Und jetzt hörst du auf mit diesem Mist ok?", brach ich die Stille zwischen uns.
"Du verstehst das nicht", murmelte sie.
"Da magst du Recht haben. Ich verstehe nicht, wie du dich immer wieder aufs neue verletzten konntest"
"Ein hässlicher Kern hat nun mal eine hässliche Hülle." Erneut wandte sie sich von mir ab, dieses Mal jedoch stand sie auf und begann im Raum auf und ab zu gehen. Dabei schlang sie ihre Arme um ihren Körper.
"Ich bin nicht hässlich genug, um mir würdig zu sein", nuschelte sie immer und immer wieder. Ich seufzte leise und ging zu ihr. Als ich vor ihr stand, legte ich meine Hände auf ihre Schultern und zwang sie, mich anzusehen.
"Okay. Jetzt hörst du mir mal zu, ja? Wer auch immer dir so etwas eingeredet hat, muss blind sein. Du bist so ein wunderhübsches Mädchen. Sie nur, was sie mit diesen Worten mit dir angestellt haben. Du hast einen Wert. Jeder hat einen. Und nur, weil du denkst du bist hässlich oder zu nichts zu Nutze, sitzt du hier. Willst du vielleicht den Rest deines Lebens hier sitzen? Wenn das dein Wunsch ist, bitte. Mach so weiter. Aber erreichen wirst du hier in diesem Zimmer nichts. An deiner Stelle würde ich die Vergangenheit hinter mir lassen und nach vorne sehen. Das Leben ist schön und steckt voller Überraschungen. Du wirst neue Leute kennen lernen, die dich lieben werden, genauso wie du bist. Das sollte dein Ziel sein und nicht an Verblutung sterben." Ich hatte sehr ruhig und eindringlich gesprochen. Sie schaute mich mit großen Augen an als sei ich Gott höchstpersönlich. Nachdem ich sie eine Weile angesehen hatte, ließ ich sie los und ging zur Tür. Für mich war diese Sitzung beendet, wenn man es denn so nennt.Kurz bevor ich die Tür erreichte, hielt mich ihre Stimme davon ab, hinauszugehen.
"Warte" Ich blieb stehen und drehte mich zu ihr um.
"Kannst du mir ein solches Leben garantieren?"
"Wenn du dich darauf einlässt, warum nicht?", lächelte ich und öffnete dann die Tür.Ich schloss die Tür hinter mir und lief beinahe in die Frau, die anscheinend meine neue Chefin ist, hinein. Kurz bevor wir zusammen stoßen konnten, bremste ich ab. Ich blickte in ihr müdes Gesicht und fand recht schnell ihren Blick, da sie diesen an mich geheftet hatte.
"Ich wollte schon einen Suchtrupp losschicken", lachte sie leicht und klopfte mir leicht auf den Oberarm. "Wie ist es verlaufen? Hat sie dir gedroht oder ähnliches?"
"Nein. Ich denke, sie wird versuchen, ihr Leben zu ändern", erklärte ich lächelnd, da ich mich über meine angebliche Heilkunst freute.
"Sie verdienen meinen Respekt, junger Mann.", sagte sie mit wissendem Blick. "Ich habe bei ihrem Auftraggeber angerufen und ihn aufgeklärt. Er war zwar etwas verwundert, lässt diese Arbeit jedoch als Sozialarbeit gelten. Willkommen an Board, wenn auch nur kurz." Sie hielt mir ihre Hand hin, welche ich lächelnd annahm und drückte.Mrs Pollux führte mich durch die Personalräumlichkeiten und erklärte mir, wo ich hindurfte und wo nicht. Zu letzt zeigte sie mir den Aufenthaltsraum der Betreuer.
„Jeder Patient hat, je nach Problem, einen eigenen Pfleger. Diese Person ist die einzige, die sie zu Gesicht bekommt, neben dem Therapeuten. Dir, als eine Art Praktikant, werde ich keinen festen Patienten zuteilen. Du hilfst dort, wo grade Hilfe gebraucht wird. Wobei ich finde, dass du diese Arbeit sehr gut machst. Ein solches Talent besitzen nicht viele“, erzählte sie, als wir weiter durch die Flure gingen, in denen ich mich umsah, auch wenn es dort nicht viel zu sehen gab.
Bevor ich am Abend gehen musste, drückte mir Mrs Pollux einen Zettel in die Hand, auf dem Namen und Zahlen standen. Ich vermutete, dass dies meine Liste war, die ich ab morgen mehr oder weniger abarbeiten musste. Irgendwie freute ich mich auf die nächsten Tage.
***
oh mein gott..
1. fast 500 cupcakes *-*
2. #190 in Jugendliteratur *o*
ich bin euch allen soo dankbar ♥♥
so.. calmen xD hoffentlich hat euch das Kapitel gefallen und ihr lasst mir eine Rückmeldung da, was ich verbessern könnte :)
Lots of cupcake-love
Neverland3r xoxo
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Mute [*Abgeschlossen*]
Ficțiune adolescenți»Und man weiß nicht, was mit ihr ist?« »Sie spricht nicht.« © Neverland3r 2014