Kapitel XXVI~ Training = Schmerz ~

3 0 0
                                    

Spät abends und ziemlich kaputt, liefen Sora und Tatsuya schweigend nebeneinander her. Sora spürte seine Arme kaum noch und hatte schon jetzt Muskelkater an Stellen die er bisher nie als Muskel wahrgenommen hatte.
„Irgendwie hat dieser Sport was Masochistisches", murmelte er und streckte seinen Rücken.
„Mh? Hast du was gesagt?"
„Nur dass du ziemlich auf Schmerzen stehen musst", lachte Sora schmutzig. Etwas irritiert blieb Tatsuya stehen.
„Wie meinst du das?"
„Ich trainiere jetzt seit drei Wochen mit und mir tun meine Unterarme ganz schön weh. Hört das auch irgendwann auf, oder ist das der geheime Reiz am Volleyball?"
„Achso, das meinst du", lachte Tatsuya. „Da ist wohl jemand empfindlich, aber ich kann dich beruhigen, der Schmerz vergeht irgendwann"

Sora verdrehte genervt die Augen. Das Gefiel Tatsuya ein bisschen zu sehr für seinen Geschmack.
„Ich könnte dir aber auch einen Tipp geben", hauchte Tatsuya belustigt und lief ein Stück vor.
Da gewinnt aber jemand schnell immer mehr an Mut
, staunte Sora in Gedanken.
„Na, da bin ich aber mal Gespannt, was Meister Tatsu so aus dem Nähkästchen zu berichten hat", trällerte Sora süffisant. Obwohl Tatsuya wusste, dass Sora ihn auf dem Arm nehmen wollte, fühlte er sich zum ersten Mal tatsächlich wie ein Meister. Es gab etwas, dass er seinem sonst so begabten Freund voraus war. Das Gefühl in diesem Moment war unbeschreiblich und ließ ihn sämtliche Müdigkeit vergessen.

„Also gut, mein Eifriger Schüler. Das Geheimnis liegt in der Spannung deiner Muskeln", erklärte er mit Stolzgeschwellter Brust. „Versuch morgen mal darauf zu achten, deine Unterarme angespannt zu lassen. Das wird nicht sofort zu weniger Rötungen oder Schmerz führen, aber durchaus etwas lindern. Der Rest kommt mit der Zeit. Ganz am Anfang hab ich jeden Abend geheult, weil mir meine Arme und Handflächen so dermaßen wehtaten. Und jedes Mal war ich kurz davor aufzuhören, aber dann überwog dieses Gefühl, dass man hat, wenn man einen Punkt macht, oder erfolgreich abwehrt", sagte er nun wieder etwas ernster, während sie vor Soras Wohnkomplex stehen geblieben waren.

„Wow, wer hätte gedacht, dass du mal mit Volleyball aufhören wolltest", sagte Sora und sah dabei in den Himmel. Dort funkelte schon der Mond, obwohl die Sonne noch nicht vollends Untergegangen war.
„Das ist gar nicht so ungewöhnlich", flüsterte Tatsuya und sah betreten zu Boden. Sora wandte seine Faszination für dieses Tägliche Schauspiel ab und sah wieder Tatsuya an.
„Während der Mittelschule hast du auch mit dem Gedanken gespielt, oder?"
Tatsuya nickte stumm. Das war ein Kapitel über das er so gut wie nie redete. Und auch nicht auf offener Straße besprochen werden sollte.

„Willst du vielleicht noch kurz mit Hoch?", fragte Sora deshalb. Er wollte seinen Kumpel jetzt nicht so niedergeschlagen allein lassen. Doch Tatsuya schüttelte den Kopf.
„Nein, ist in Ordnung. Wirklich!" Skeptisch und nicht sonderlich Überzeugt begutachtete Sora ihn.
„Sicher?"
„Ja, sicher. Wir reden ein anderes Mal okay? Ich möchte mich im Moment nur auf das Turnier Konzentrieren", sagte Tatsuya und sah Sora entschlossen an.
„Na wenn du meinst, komm aber hinterher nicht heulend bei mir angekrochen", feixte Sora, hob die Hand zum Abschied und verschwand im Gebäude.

Die nächsten Zwei Wochen waren die bisher Intensivsten, die sowohl Tatsuya, als auch Sora je erlebt hatten. Im Unterricht herrschte strickte Vorbereitung auf die Zwischenprüfungen, was die Lehrer wohl als Herausforderung sahen, ihren Stoff etwas anzuziehen. Zeitgleich zog auch das Programm beim Training von Tag zu Tag rapide an. Wenn die drei Ehemaligen mal nicht dabei sein konnten, wurde viel an der Ausdauer gefeilt, Aufschläge bis zum Erbrechen geübt oder die einzelnen Angriffstechniken ausgebaut.

Neben Sora, der regelmäßig an seine Grenzen getrieben wurde, hatte auch Tatsuya besonders am Anfang Schwierigkeiten mitzukommen. Er war das erste Mal in der Startaufstellung und damit dem harten Sondertraining ausgesetzt. Kein Vergleich zur Mittelschule. Wirklich jeden Tag musste er sich nicht nur Konzentrieren, sondern auch noch darauf achten, seine Fehler auszumerzen.

Neue Flügel fliegen höherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt