Kapitel XVII ~Kopfschmerzen auf Haus~

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Am nächsten Morgen erwachte Tatsuya aus einer merkwürdigen Position, die irgendwas zwischen Liegen und sitzen darstellen sollte. Sein Nacken war steif, sein linker Arm kribbelte, weil er ungünstig darauf gelegen hatte und sein Haar war völlig zerzaust. Müde rieb er sich die Augen und sah sich um.

Der Fernseher vor ihm flimmerte, zeigte das Menü des letzten Films, den sie sich angeschaut hatten. Sein Blick wanderte weiter und fiel auf Sora, der sich in einer ähnlichen Position befand, wie er vor noch wenigen Minuten. Und obwohl das wirklich unbequem aussah, schlief er friedlich, schnarchte sogar ein ganz kleines bisschen.
Tatsuya streckte sich ausgiebig, schaltete den Fernseher aus und begann damit die übrig gebliebenen Snacks und Getränke Weg zu räumen. Danach zog er vorsichtig die Vorhänge auf und wurde von einer warmen Sonne begrüßt.

Der Himmel war Wolkenlos und strahlte im makellostesten Blau. Für einen Moment schloss er die Augen und ließ die Wärme, der Sonne auf seinen Wangen kribbeln, dann ging er in Soras Zimmer und kramte in dessen Schrank nach einem T-Shirt und einer Jeans. Gestern Morgen hatte er nicht damit gerechnet, die ganze Nacht hier zu bleiben und abends war er schlichtweg zu faul gewesen, nochmal nach Hause zu gehen. Die Sachen, die er nun in der Hand hielt, waren ihm zwar ein kleines bisschen zu groß, aber da heute Sonntag war, würde das schon passen. Als er zurück ins Wohnzimmer trat, schlief Sora immer noch tief und fest, allerdings hatte er sich gedreht, lag jetzt ganz auf der Couch und hatte sich eingekugelt.
Wie ein Igel im Winterschlaf
, dachte Tatsuya und verschwand im Bad, um zu Duschen.

Ein feiner Geruch von gebratenem Ei und frisch gekochtem Reis, durchflutete die Wohnung, als Sora langsam die Augen aufschlug.
„Yui, du sollst doch nicht Kochen", murmelte Sora verschlafen und setzte sich auf. Ein leises Kichern, das eindeutig nicht seiner Schwester gehörte, lies ihn stirnrunzelnd Aufsehen.
„Ohman. Selbst wenn sie weg ist, ist sie noch da", seufzte er genervt und streckte sich.
Tatsuya belächelte seinen Freund nur, belud zwei Teller, bewaffnete sich mit Besteck und stellte alles auf den Couchtisch.
„Guten Morgen, eure Verwirrtheit", grinste Tatsuya und ließ sich neben Sora fallen.
„Morgen", brummte Sora, schnappte sich den Teller vor sich und begann schweigend zu Essen.

„Wie spät ist es eigentlich?", fragte Sora nach einer Weile und sah sich suchend nach seinem Handy um.
„Gleich zwölf Uhr", antwortete Tatsuya genüsslich kauend und verschluckte sich fast, als Sora wie von einer Tarantel gestochen aufschreckte.
„Scheiße! Die anderen kommen in einer halben Stunde!", rief er fluchend und rannte in sein Zimmer.
Tatsuya sah ihm belustigt zu, wie er seinen Schrank aufriss, wahllos Klamotten raus zerrte. Dann hechtete er zurück, verschlang den Rest seines Frühstücks und stolperte beinahe über die Teppichkante, als er ins Bad wollte. Hustend und nach Luftringend bestaunte Tatsuya das Schauspiel. Seit wann, konnte ihn denn etwas aus der Ruhe bringen? Zugegeben, solange er denken konnte, gab es nicht viele neben ihm, die bei Sora zu Besuch waren, aber so unentspannt, wegen etwas Besuch hatte er ihn noch nie gesehen.

Nachdenklich runzelte Tatsuya die Stirn kraus, aß in Ruhe auf und wusch das Porzellan ab, während aus dem Bad das Plätschern von Wasser zu hören war. Als er damit fertig war, setzte er sich zurück auf das Sofa und schloss die Augen. Einen kleinen Moment Ruhe, bevor die Chaoten hier auftauchen würden und es Dank weniger Platz viel zu laut werden würde. Doch seine Ruhe wurde je ausgerechnet von Sora unterbrochen.
„Sitz da nicht so faul rum. Geh lieber zum Supermarkt und hol noch ein paar Getränke", jammerte Sora genervt als er mit nassen Haaren aus dem Bad kam.
„Föhn du dir lieber die Haare, bevor du dich noch erkältest", motzte Tatsuya zurück, erhob sich aber.
„Keine Zeit!"

Tatsuya stöhnte auf, schnappte sich Soras Geldbörse und zog sich seine Schuhe an. Er wollte gerade die Klinke der Tür in die Hand nehmen und drehen, als es klingelte. Unbeirrt öffnete er die Tür und sah die üblichen Verdächtigen. Tanaka, Nishinoya und Ennoshita lächelten ihm entgegen.
„Ah guten Morgen ihr drei. Geht doch schonmal rein, ich komme gleich wieder. Sora ist drinnen", begrüßt er sie und ging an ihnen vorbei.
„Ihr hängt auch echt dauernd auf einander oder?", lachte Tanaka laut, als er mit den anderen beiden in die Wohnung trat.
„Guten Morgen", sagte Sora, als er aus seinem Zimmer trat und versuchte seinen Atem unter Kontrolle zu bringen.
„Wow, ist das 'ne riesige Bude!", staunten Nishinoya und Tanaka begeistert und achteten gar nicht auf Sora. Nur Ennoshita stand da und musterte ihren Gastgeber. Er schluckte, als er Sora im Türrahmen lehnen sah. Die Haare waren noch feucht und klebten ihm vereinzelt im Gesicht. Ab und an löste sich ein tropfen von den Haarspitzen und lief ihm an den Wangen herunter. Ennoshita verfolgte gebannt, wie sie an seinem Hals entlangliefen und sich dort am Kragen von Soras T-Shirt in den Stoff verliefen.
Sora, der zwar darauf aufpasste, dass die zwei knalltüten nicht die ganze Wohnung verwüsteten, war sich mehr als bewusst, dass er angestarrt wurde. Und es war ihm verflucht unangenehm. Zum Glück klingelte es erneut und er lief eilig zur Tür.

Neue Flügel fliegen höherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt