Kapitel XX ~Morgen- Grauen~

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Die Berührung war nur Flüchtig aber trotzdem stand er förmlich in Flammen. Die Stelle an der Soras Hand seine Haut berührt hatte, kribbelte und sein Herz hämmerte wie Wild in seiner Brust. In Momenten wie solchen konnte er einfach nicht leugnen, dass er sich von Sora angezogen fühlte. Doch in seiner Position als Kapitän, konnte er sich solche Gefühle nicht erlauben. Jetzt wo Sora offiziell zum Team gehörte mehr denn je und trotzdem suchte er jedes Mal fast schon Automatisch seine Nähe. Es gab so vieles, das er von Sora wissen wollte, verbot sich aber Fragen zu stellen, die ihn noch weiter in diese Gefühle driften ließen. Für Sora musste er eine Person sein, der er vertrauen konnte. Zumindest auf dem Feld.

Er atmete schwer. Sein Kopf fühlte sich mit einem Mal merkwürdig träge an und ihm wurde schwindelig. Er wollte sich wieder an den Rand lehnen, doch er verlor den Halt und kippte nach vorn.
Bevor er jedoch ins Wasser tauchen konnte, landete er in Soras Armen.
„Ist alles in Ordnung? Du bist ja völlig Rot!", hörte er Sora besorgt fragen und merkte nur dumpf, wie er von ihm aus dem Wasser zu einer der Liegen gebracht wurde. Nur langsam kam er zu sich.
„Grübeln im Wasser ist wohl keine so gute Idee", witzelte Ennoshita und grinste schwach.
„Wird auch mit keinem von euch je langweilig", brummte Sora und wischte sich die nassen Haare aus dem Gesicht.
Ah, nicht schon wieder
, seufzte Ennoshita innerlich und schloss die Augen. Das letzte Mal bei Sora zuhause musste er sich schon extrem zusammenreißen, um ihn nicht Stundenlang verträumt anzustarren. Sora sah so schon verdammt gut aus, aber das ungewohnt platte Haar, dass ihm strähnig ins Gesicht fiel, toppte alles bisher Gesehene.
Doch jetzt hockte Sora nicht nur mit nassen Haaren vor ihm, sondern auch noch...nackt.
Nicht dran denken, Chikara
, mahnte er sich selbst, doch es war schon zu spät. Eilig und ohne auf Sora zu achten, sprang er auf und rannte aus dem Bad.

Irritiert blieb Sora kurz sitzen und blinzelte Ennoshita nach. Irgendwie wollte diese Fluchtartige Reaktion nicht zu dem sonst so ruhigen und selbstbeherrschten Kapitän passen. Sorge stieg in ihm auf, also stand er auf, schnappte sich sein Handtuch, wickelte es sich um die Hüften und ging in den Umkleideraum. Dort angekommen konnte er aber niemanden entdecken. Er blieb stehen und ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Ennoshita schien es echt eilig gehabt zu haben.
Ein tiefes langes Seufzen entfuhr Sora. Die merkwürdige Situation mit Ennoshita schwirrte ihm im Kopf. An Entspannung war für heute wohl erstmal nicht mehr zu denken, also griff er sich seine Sachen, zog sich um und lief tief in Gedanken versunken zurück ins Hotelzimmer.

Dort angekommen musste er schmunzeln. Tatsuya lag nämlich noch genauso da, wie er ihn verlassen hatte. Quer über sein ganzes Bett ausgestreckt, mit dem Gesicht nach unten.
"Bekommst du eigentlich noch Luft?", flüsterte Sora, wohl wissend, dass er keine Antwort bekommen würde. Tatsuya schlief offensichtlich tief und fest, denn er hatte noch all seine Sachen an.
Sora legte sein Badezeug ab und ging wieder rüber zu Tatsuya.
"Du hättest dir wenigstens die Schuhe ausziehen können, ehe du dich ins Bett schmeißt, Gummibärchen", murmelte er leise und zog Tatsuya vorsichtig die Sneaker von den Füßen, damit sein Kumpel nicht aufwachte.
Obwohl er genau wusste, dass wenn Tatsuya einmal schlief, selbst die Apokalypse ihn nicht wecken könnte. Trotzdem drehte er Tatsuya behutsam, damit er nun ganz auf dem Bett lag, zog die Decke vorsichtig unter seinem Kumpel hervor und deckte ihn schließlich damit zu.

Anschließend nahm er sich seine Kopfhörer und verließ mit einem letzten sanften Lächeln zu Tatsuya, der sich inzwischen ordentlich in seiner Decke eingerollt hatte und mit einem seligen Lächeln zu träumen schien, wieder den Raum. Auf dem Flur blieb er stehen und lehnte sich an die geschlossene Tür.
Und was nun?,
fragte sich Sora in Gedanken selbst. An Schlaf war jetzt noch nicht zu denken, er war zwar müde, aber das Erlebnis vorhin im Bad hing ihm immer noch im Kopf. Deshalb beschloss er sich etwas die Hotelanlage anzusehen. Ein bisschen den Kopf freibekommen, war sicher keine schlechte Idee.

Neue Flügel fliegen höherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt