Neue Flügel fliegen höher

Kapitel XXI ~Schwindelerregnde Höhen und Tiefen~

Nach einer ruhigen überfahrt, standen die Erstklässler mit großen Augen im Klettergarten, erhielten ihre Ausrüstung und Sicherheitsanweisungen, sowie einen kurzen Vortrag über die Nutzung und den Umgang mit der Ausrüstung. Danach wurde die Klasse wieder in Teams aufgeteilt und der Spaß konnte beginnen. Zwei Gruppen blieben direkt vor der ersten Station, während der Rest sich auf dem Gelände verteilte.
Im Gegensatz zu gestern, waren sie heute in 6er-Teams unterwegs und sehr zu Soras Freude, bestand sein Team aus Tatsuya, einer der Jungs aus seiner Gruppe von gestern, von dem er jetzt wusste das sein Name Akira Yamasara war und drei Mädchen, wobei sich eine von ihnen, als das Plappermaul entpuppte, die sich so nett mit der Klassensprecherin über ihn und Tatsuya unterhalten hatte.
Als eine andere Gruppe an ihnen vorbeilief, stupste ihn Yamasara an.
"Ich weiß ja nicht genau was du Mori-san angetan hast, aber Alter, die killt dich schon wieder mit ihren Blicken", flüsterte er Sora zu.
"Jaa, was soll ich sagen? Frauen! Entweder sie lieben oder hassen dich", murmelte Sora zurück.
"Verrückt!", erwiderte Yamasara darauf.
"Du sagst es!", bestätigte Sora und beide lachten kurz darüber.

Die Aufgaben an sich waren ziemlich lustig und interessant gestaltet. Es gab Sachen, wie eine funktionierende Brücke aus den jeweiligen Mitgliedern zu bauen, ohne den Boden zu berühren, um den Parkour zu beenden. An einer anderen Station gab es ewig lange Seilrutschen, an denen man sich zu zweit entlang hangeln musste, damit man eine Chance hatte rüber zu kommen und so auf Teamarbeit angewiesen war. Zwei der Mädchen stellten sich hin und wieder absichtlich hilflos und blöd, um sich von Sora helfen zu lassen. Anfangs nahm er das Gleichgültig hin, doch irgendwann gaben sie sich nicht mal mehr Mühe ihre Absichten zu verstecken, doch er wollte nicht noch mehr Stress in der Klasse, weshalb er nur jedes Mal genervt mit den Augen rollte. Nur die Kleinste der Truppe schien nicht auf Hilfe angewiesen, sondern versuchte ehrlich soweit es ihr möglich war, die Aufgaben hinter sich zu bringen. Dabei fiel auf, dass sie sich mit dem dritten Jungen im Bunde immer besser zu verstehen schien, was Sora und Tatsuya grinsend den Tag über beobachteten.

Nach sechs Stunden Klettern und einer kleinen Mittagspause ging es am Nachmittag wieder zurück ins Hotel. Für den Rest des Tages hatten sie Freizeit, mussten allerdings spätestens um 20 Uhr zurück sein und sich bei ihrem Lehrer Melden. Tatsuya und Sora verstanden sich über den Tag mit Yamasara und dem kleinen zierlichen Kraftpacket so gut, dass sie bis zur Ankunft am Hotel mit einander redeten.
"Aber jetzt sag mal Tokumatsu, wo hast du so klettern gelernt? Das war echt beeindruckend, ist mir peinlich das zuzugeben, aber du hast fast besser durchgehalten als wir Jungs.", sagte Tatsuya fröhlich.
"Mein älterer Bruder hat mich früher als Kind öfters mal zum Bergsteigen mitgenommen. Das hat unheimlich Spaß gemacht. Immer wenn er Frei hat und in der Nähe ist, gehen wir in eine Indoor-Kletter-Halle. Danach fühle ich mich so richtig lebendig", antwortete sie lächelnd und strahlte über das ganze Gesicht. "Außerdem musste ich nicht die ganze Zeit diesen blöden Zicken zur Hilfe eilen. Ist mir schon fast peinlich, dass wir zum selben Geschlecht gehören. Tut mir echt leid Ashitaka, du musst ziemlich durch sein."
"Haha! Naja, ich hab' es ja auch mitgemacht. Hätte vielleicht was sagen sollen aber mehr als ein Mädel, dass mir dauernd vernichtende Blicke zuwirft reicht", entgegnete er und schmunzelte über Tokumatsus ehrliches, freches Mundwerk.
Auf den Kopf ist die auch nicht gefallen, kicherte Tatsuya amüsiert in sich hinein.

"Was habt ihr eigentlich jetzt noch vor?", fragte nun Yamasara.
"Gute Frage. Das Eckcafé von gestern? So wie du die Sandwiches da angesehen hast, wolltest du die sicher probieren", grinste Sora zu Tatsuya rüber.
"Ja, bitte! Da sag ich nicht nein!", lachte Tatsuya zurück.
"Wenn man euch so zusieht weiß man wirklich nicht, ob man ein altes glückliches Pärchen vor sich hat oder eine Mutter und ihren verwöhnten Sohn", warf Tokumatsu kichernd ein, worauf sie alle mit einstimmten.
"Was sind eure Pläne? Ihr könnt uns auch gern begleiten, wenn ihr wollt", nahm Sora das eigentliche Thema wieder auf.
"Ehm naja also, ich hab' Tokumatsu versprochen sie beim Souvenirs shoppen zu begleiten, da ihre Freundin sich blöderweise den Knöchel verstaucht hat und deshalb früher zurück musste", antwortete Yamasara verlegen und kratzte sich am Hinterkopf.
Sora und Tatsuya sahen sich wissend an und wünschten den beiden in Gedanken viel Glück.