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Childhood Friend ~ Chapter 20

Vom anderen Ufer

Mike's PoV:
Es war Montag, wieder begann eine neue Schulwoche. Ich hatte das ganze Wochenende bei Chester verbracht und versucht ihn, soweit es mir nunmal gelungen war, abzulenken. Die Zeit mit ihm war es auf jeden Fall wert gewesen, ich hatte jede Minute mit ihm genossen. Gleichzeitig hatte ich mich jedoch schlecht gefühlt, da ich seit der Party nicht mehr nach Anna gesehen hatte. Zwar hatte ich ihr heute Morgen eine SMS geschrieben, jedoch hatte sie bis jetzt noch immer nicht darauf geantwortet, was mir einen Hinweis darauf gab, dass sie vermutlich stinksauer auf mich war. So machte ich mich an diesem Schultag zu aller erst auf die Suche nach ihr, was mich nicht allzu viel Zeit kostete. Ich fand sie wie sooft vor ihrem geöffneten Spind auf, in ihrer Hand ein aufgeschlagenes Buch. Wahrscheinlich las sie gerade wieder einen ihrer kitschigen Liebesromane, von denen ich nicht wirklich viel verstand.

„Hey, Anna.", begrüßte ich meine Freundin, die wie zu erwarten nicht besonders gut auf mich zu sprechen war. Sie drehte sich nicht einmal zu mir um und schien auch nicht besonders an einem Gespräch interessiert zu sein. Stumm legte sie das Buch in ihr Schließfach, welches sie anschließend nicht wirklich sanft zuschlug. Als der dadurch entstandene Knall durch den Flur hallte, zuckte ich ein wenig erschrocken zusammen. Anschließend stand sie auf, noch immer von mir abgewandt.
„Du hast mir auf der Party versprochen, dass du auf mich aufpasst.", murmelte sie während sie über ihren Rock strich um den wenigen Staub, der daran haftete, zu entfernen. Dann sah sie mich erstmals an diesem Morgen an, die rehbraunen Augen funkelten wütend.
„Aber-" Ich wurde durch einen brennenden Schmerz unterbrochen, welcher meine ganze Wange durchzog.

Meine Freundin stand da, den rechten Arm erhoben. Sie sah mich geschockt an, genauso wie ich sie. Anna Hillinger hatte mir gerade wirklich eine Ohrfeige verpasst. Entsetzt schlug sie sich die Hände vor den Mund.
„Tut mir leid.", murmelte sie leise und blickte betreten zu Boden während ich mir weiter über die betroffene Stelle rieb.
„Sag mal, hast du deine Tage oder was?", fragte ich sie zum Teil amüsiert, zum anderen etwas verletzt und genervt. Nun sah sie mich wieder an, völlig fassungslos. Noch ehe ich es realisieren konnte, traf ein weiterer Schlag dieselbe Wange woraufhin ich schmerzerfüllt aufzischte.
„Du bist so ein verdammtes Arschloch, Michael.", wisperte sie während sie einige Schritte rückwärts von mir wegging. Erste Tränen glitzerten in ihren Augen, in denen sich sowohl Wut als auch Schmerz widerspiegelten. Sie drehte sich um, lief in schnellen Schritten den Flur entlang.

„Anna!", schrie ich und rannte ihr hinterher. Ich packte sie an der Schulter und versuchte sie damit zum stehen zu bringen. Grob schlug sie meine Hand weg ehe sie wutentbrannt zu mir herumwirbelte.
„Lass mich in Ruhe!", fauchte sie und schubste mich immer wieder etwas unsanft von sich weg. Schließlich reichte es mir, weswegen ich sie einfach hochhob und über meine Schulter legte.
„Du dummer Mistkerl, lass mich gefälligst wieder runter!" Immer wieder spürte ich ihre Fäuste gegen meinen Rücken trommeln. Es war nicht fest, dennoch war ich überrascht darüber, wie wütend Anna doch werden konnte.

Schnurstracks verschwand ich mit ihr in einem der Lagerräume, in welchen sich nichts außer übriggebliebene Tische, Stühle und anderer Kram befanden. Ich setzte mich auf einen der Tische und ließ das Mädchen anschließend rittlinks auf meinem Schoß nieder. Sie zappelte, schlug mir immer wieder gegen die Brust.
„Anna, bitte.", murmelte ich und hielt sogleich ihre Handgelenke fest, „Es tut mir leid."
Dabei sah ich sie mit einem meiner unwiderstehlichsten Hundeblicke an. Der Trick hatte bisher immer funktioniert, sie reagierte sogar sehr schnell darauf.
„Du verdammter Idiot. Was schaust du mich denn jetzt noch so an?!", fauchte sie und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien, jedoch dachte ich nicht einmal daran, nachzugeben. Schließlich entspannte sich ihr Gesichtsausdruck wieder, weswegen ich etwas zaghaft ihre dünnen Ärmchen wieder losließ. Immerhin wollte ich nicht nochmal eine geschmiert bekommen.

Childhood Friend \\ Bennoda ✍︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt