Childhood Friend ~ Chapter 7Dieses Mal reicht kein Pflaster...
Mike's PoV:
Schon seit geräumiger Zeit lag ich stumm und ohne jegliche Regung in meinem Bett während meine Gedanken weiterhin quer durch meinen Kopf kreisten. Sollte ich ihn besuchen? Eine so einfache Frage, welche für mich doch so schwer zu beantworten war und mir das Leben schwer machte. Dass ich der Grund war, warum der Junge nun im Krankenhaus war, sprach einerseits dafür. Es wäre nicht wirklich verantwortungsbewusst, nicht nach ihm zu sehen, obwohl ich die Schuld für seine Verletzungen trug. Andererseits hatte ich keinen blassen Schimmer davon, wie er reagieren würde. Ein plötzliches Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken.
„Michael. Wie geht's dir, Schatz?“ Meine Mutter kam herein und ließ sich neben mir auf dem Bett nieder. Ich gab ein unverständliches Grummeln von mir, wirklich Lust zu reden hatte ich nicht.
„Mikey, sag mir doch was los ist. Soll ich dir vielleicht Tee oder etwas zu essen bringen?“ Stumm nickte ich.
„Hört sich gut an.“, meinte ich, wobei ich mich dazu zwang zu lächeln.
„Ist gut.“ Schmunzelnd stand meine Mutter auf und ging zur Tür.
„Mum, warte!“ Sie drehte sich zu mir um und sah mich fragend an. „Ich will zu Chester.“〷
Es vergingen Minuten. Tief atmete ich ein und aus, bevor ich die Türklinke schließlich hinunterdrückte. Neugierig spitzte ich durch den Spalt und sah sogleich den blonden Jungen, dessen wunderschöne, dunkelbraune Augen geschlossen waren. Wie es den Anschein hatte schlief er, weswegen ich erleichtert war. Ich konnte einfach nicht mit ihm reden. Nicht jetzt. Bei dem Gedanken, dass nur ich die Schuld für seinen schlechten Zustand trug, breitete sich wieder das flaue Gefühl in meinem Magen aus. Nervös schluckte ich ehe ich schließlich das Zimmer betrat. Mit dem Rücken zu ihm blickte ich an das weiße Holz der Tür vor mir während ich diese wie in Zeitlupe schloss.
„Hey.“, ertönte es plötzlich hinter mir, das Klicken der Tür hallte im Raum. Vor Schreck erstarrte ich, Tränen sammelten sich allmählich in meinen Augen und meine Atmung setzte für einen kurzen Augenblick aus. Er war wach. Ich hatte Angst, Angst verurteilt zu werden.„Komm ruhig her.“, vernahm ich die Stimme des Blonden woraufhin ich mich erschrocken umdrehte. Mit den großen, beinahe schwarzen Augen sah er mich direkt an. Auf seinen Lippen prägte sich ein leichtes, schläfriges Lächeln ab. Ängstlich trat ich langsam etwas näher während er sich ruhig aufrichtete. Kurz zögerte ich bevor ich mich setzte. Es war ungewohnt ihn so plötzlich nach all den Jahren wieder zu sehen. Er war um einiges gewachsen und sah dazu noch gut aus. Er musste bestimmt der Frauenschwarm an seiner Schule sein. Wieder ließ ich mich von seinen Augen fesseln, weswegen ich umso mehr erschrak als er sich plötzlich räusperte. Beschämt starrte ich auf das Laken unter mir und wich seinem Blick aus.
„Schön dich wieder zu sehen, Mike.“, sagte er schmunzelnd woraufhin ich zu ihm aufblickte um das warme Lächeln, welches ich so sehr vermisst hatte, zu sehen.
„Du bist wirklich eine Knalltüte, Chester.“, murmelte ich eher zu mir selbst während ich die unzähligen Kratzer betrachtete.
„An zwei gebrochenen Rippen und einem verstauchten Bein werde ich schon nicht sterben. Und was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker.“, grinste er. Leicht lächelnd nickte ich, bevor ich zu einem ernsteren Thema wechselte.
„Wo warst du all die Jahre?“, fragte ich mit zittriger Stimme und bohrte meine Finger in das Laken.
„Mike...“, begann er ruhig und legte seine unverletzte Hand, auf der nur einzelne kleine Kratzer zu vernehmen waren, auf meine Schulter. Ich wollte ihm nicht zuhören. Ich wollte nur die Wahrheit, dass er mich vergessen hatte, hören.
„Fass mich nicht an!“, fauchte ich, schlug seine Hand weg und stand mit einem Ruck auf.
„Du hast mich vergessen, nicht wahr?“, fragte ich während mir erste Tränen in die Augen schossen.
„Mike...“
„Ich hab all die Jahre gewartet bis du zurückkommst, aber das ist nie passiert. Ich hab mich als Kind immer gefragt, wo du bist und wie es dir geht. Ich hab mir damals solche Sorgen um dich gemacht.“
„Es tut mir leid, Mikey. Ich-“„Halt einfach die Klappe, Bennington!“ Ich stand einfach auf und ging sogleich in einem etwas schnellerem Schritttempo aus dem Zimmer. Ich hatte nicht gewollt, dass das alles so ausartet. Mein Herz pochte wie verrückt und immer wieder leistete ich der Versuchung umzukehren Widerstand während ich die langen Korridore des Spitals entlanglief. Ich sprang in den erstbesten Aufzug, dessen Türen zufälligerweise zu diesem Zeitpunkt gerade offen standen, und drückte auf den Knopf ‚Erdgeschoss'. Gerade als sich die Türen des Lifts schlossen, sah ich Chester um die Ecke laufen. In seinen Augen spiegelte sich verschiedenste Emotionen wider, vor allem Schmerz. Erstmals bemerkte ich auch den Verband um sein Bein. Er durfte das Bein wahrscheinlich noch nicht einmal vollständig belasten. Augenblicklich bereute ich das, was ich gerade getan hatte und das schlechte Gewissen flammte in mir auf. Der stählerne Vorhang schloss sich und der Aufzug setzte sich mit einem kräftigen Ruck in Bewegung. Verzweifelt ließ ich mich gegen die Wand fallen und betrachtete mich in dem kleinen Spiegel, welcher gegenüber von mir an der Wand des Fahrstuhls hing.
‚Wow, das hast du ja wirklich super hinbekommen Mike.ʼ, dachte ich mir. In letzter Zeit schien ich immer mehr Menschen zu verletzen ohne, dass ich es wirklich beabsichtigte. Zuerst Anna, jetzt Chester.Eine Klingel ertönte und der Lift blieb stehen. Die Türen öffneten sich, nun befand ich mich im Erdgeschoss. Ich drückte mich von der Wand ab und trat hinaus um sogleich ein bekanntes Gesicht zu sehen. Chester war einfach den ganzen Weg nach unten über die vielen Treppen. Darauf hätte ich auch gleich kommen können. Schließlich war er nicht auf den Kopf gefallen.
Wieder lief ich ohne weiter zu überlegen weiter und ignorierte die Rufe des Blonden. Schon bald gehörte uns die gesamte Aufmerksamkeit aller Leute, die sich derzeit dort aufhielten. Kurz warf ich einen Blick über meine Schulter um festzustellen, dass er mir trotz seiner Verletzungen noch immer dicht auf den Fersen war. Sein Bein schien ihm große Schmerzen zu bereiten und trotzdem rannte er weiter. Nicht einmal den Ärzten, die ihm hinterherriefen, schenkte er Aufmerksamkeit. Ich schubste die große Tür des Krankenhauses auf und lief nach draußen.Meine Energie schwand allmählich und meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding. Kurz blieb ich stehen und sah mich um nur um festzustellen, dass von Chester keine Spur war.
„Mike, bitte warte.“ Er kam hinter der schweren Glastür hervor und ging dann langsam auf mich zu. Er humpelte stark, Schuldgefühle stiegen in mir auf. Schließlich stand er direkt vor mir. Fest hatte ich meinen Blick zu Boden gerichtet als er mich plötzlich in seine Arme zog.
„Mike, es ist tut mir so leid.“, hauchte er und umarmte mich leicht.
"Chester, dein Bein...“, murmelte ich mit zittriger Stimme und traute mich kaum die Umarmung zu erwidern.
"Das ist doch völlig egal, man! Mike, du bist mir so viel wichtiger!“, flüsterte er. Vorsichtig schlang ich ebenfalls meine Arme um ihn, wobei ich seine Rippen jedoch völlig vergaß. Er zischte schmerzerfüllt auf, ruckartig zuckte ich von ihm weg.
"Tut mir leid-“, murmelte ich. Als ich über seine Schulter hinweg blickte, sah ich einige Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern aus der riesigen, gläsernen Eingangstür des Klinikums laufen, bevor sie schließlich vor diesem stehen blieben. Nur eine Frau kam aus der Menge hervor. Dunkelbraunes, welliges Haar, bernsteinfarbene Augen und noch dazu eine recht helle Haut.„Charlie!“ Chester hob augenblicklich den Kopf und blickte in ihre Richtung. Die Krankenschwester kam mit schnellen Schritten auf uns zu. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und blickte den Blonden eindringlich an.
„Uh...Mike, darf ich vorstellen? Das ist meine Mum.“, grinste er verlegen und seine Wangen begannen sich vor Scham leicht rot zu verfärben. Der strenge Gesichtsausdruck der bruenetten Frau verwandelte sich in das herzerwärmende Lächeln, welches mir schon seit dem kleinen Unfall mit dem Basketball bekannt war.
„Hallo, Michael. Wir kennen uns ja schon. Geht's dir besser, oder hattest du in den letzten Tagen noch irgendwelche Beschwerden?“ Lächelnd schüttelte ich den Kopf während Chester völlig unbeholfen seinen Blick zwischen uns beiden hin und her wandern ließ. Wie ich hatte er wie es den Anschein hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Eine unangenehme und bedrückende Stille zwischen uns brach ein, was auch Chester's Mum zu bemerken schien.„Geh' jetzt am besten wieder nach oben auf die Station, Chester. Du musst dein Bein noch schonen und zudem solltest du eigentlich gar nicht hier draußen sein.“, sagte sie streng, behielt aber dennoch das Lächeln auf den Lippen. Sie drückte ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange und schob ihn dann in Richtung des Eingangs.
„Mike, kommst du?“ Ein erwartungsvolles Schmunzeln umspielte die Lippen des Älteren, welcher sich wieder zu mir umgedreht hatte. Erst zögerte ich, bevor ich zustimmend nickte und ihm folgte.
„Es ist wieder alles so wie früher.“, hörte ich sie noch hinter uns murmeln und ab diesem Zeitpunkt begann ich zu grübeln. Könnte wirklich alles wieder so werden wie früher?~To be continued~
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Childhood Friend \\ Bennoda ✍︎
FanfictionWas passiert, wenn sich die Wege zweier getrennter Freunde, die einst in Kindertagen unzertrennlich waren, erneut kreuzen? Könnte alles wieder so werden, wie es einmal war?