26.

35 4 2
                                    


Childhood Friend ~ Chapter 26

Weniger Wakefield, mehr Bennington - Rotlicht-Viertel im Gesicht

Mike's PoV:
Gemütlich und nicht sonderlich motiviert schlenderte ich durch die langen Flure der Schule bis hin zur Tür des Musikraums. Das mächtige Geschrei, was durch diese hindurch nach außen drang, ließ mich abrupt davor halt machen. Einen kurzen Moment verweilte ich dort, versuchte etwas von den Worten zu entziffern. Viel konnte ich jedoch nicht heraushören. Derjenige, der schrie, war jedenfalls niemand anderes als der Frontsänger unserer Band. Nicht weiter darüber nachdenkend, öffnete ich die Tür woraufhin sich sofort alle Augenpaare auf mich richteten. Stille. Die anderen hatten sich in einem Halbkreis platziert und schauten ziemlich niedergeschlagen drein. Rob und Brad saßen auf einem der Tische während Joe es sich - wie er eben so war - auf dem Boden gemütlich gemacht hatte. Mit dem Rücken an eine der Betonsäulen gelehnt lungerte er dort unten in der Ecke wie ein nasser Sack, völlig betrübt. Kyle schien es nicht anders zu ergehen, ganz im Gegenteil. Immerhin auch kein Wunder, ihn machte Mark immer am meisten runter. Außerdem hasste er es über alles, angeschrien zu werden. Einen deutlichen Kontrast zu der bedrückten Gesellschaft bildete Wakefield, welcher sich derweilen mit knallrotem Kopf vor allen aufbäumte.
„Hey, was ist denn hier los?", fragte ich verblüfft.
„Da fragst du noch?!", fuhr Mark mich völlig aufgebracht an. Geschockt hob ich nur die Hände, war beinahe davor, mich einfach wieder umzudrehen und zu gehen.
„Aber wie schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst, Shinoda." Grob klopfte er mir auf die Schulter und hielt mich anschließend an dieser fest, sodass ich gezwungen war, an Ort und Stelle zu bleiben und ihn anzusehen. Seine kräftigen Finger schienen sich förmlich in meine Haut zu bohren, drückten immer fester zu während er mich schüttelte.
„Weißt du was? Ich verlasse eure beschissene Drecksband! Mit so einem Haufen gebe ich mich nicht mehr länger ab! Ihr werdet es ohne mich doch sowieso zu nichts bringen!", schrie er während er dabei energisch mit beiden Armen herumfuchtelte. Ein Bild für Götter, wenn der sich aufregt. In irgend einer Weise. Jedes mal.
„Hey, jetzt beruhig dich mal wieder. Was hast du denn jetzt schon wieder?", grummelte ich genervt.
„Ich werd mich jetzt sicher nicht beruhigen!", schrie er mir daraufhin direkt ins Gesicht, der Griff der bleiernen Hand an meiner Schulter wurde ein weiteres Mal fester, „Ich hab genug von diesen ganzen Sperenzchen hier mit diesem inkompetenten Haufen, was eine ‚Band' darstellen soll!"

„Und dir würde ich am liebsten sowieso eine reinhauen, Shinoda. Du und dein schwuler Freund seid ja wohl das allerletzte.", spuckte er mir ins Gesicht während er bereits dazu ansetzte, mich mit einer Hand näher zu ziehen und mit der anderen zum gezielten Schlag auszuholen.
„Oh, das würde ich nicht tun." Ertönte es plötzlich hinter mir woraufhin ich erschrocken zusammenzuckte. Abrupt drehte ich mich um und sah anschließend in die dunklen Augen des Blonden. Dort stand er. Die Hände in den Taschen, der Gesichtsausdruck für mich undefinierbar. Unbeeindruckt, wütend, vielleicht ein wenig belustigt.
„Die blonde Barbie schon wieder? Was willst du denn hier? Hau ab!", fauchte Mark augenblicklich los.
„Hey, Marki.", entgegnete Chester ihm übertrieben grinsend ehe sich seine Miene abrupt verfinsterte, „Erst wenn du Mike loslässt."
„Kannst du haben." Damit schubste mich Mark grob von sich weg. Direkt in Chester's Arme. Ein wenig unsanft prallte ich gegen ihn woraufhin er leicht zurücktaumelte, legte jedoch sogleich beide Arme um mich und zog mich wieder näher zu sich.
„Geht doch.", lächelte er nur und hielt mich weiterhin beschützend. Mark schüttelte daraufhin nur den Kopf und warf uns einen missbilligenden, angewiderten Blick zu.
„Na schön, ihr Schwuchteln. Ich hau ab, viel Glück noch mit eurer verdammten Drecksband. Ihr werdet es doch sowieso zu nichts bringen.", vernahm ich nur noch das zornige Schnauben ehe das Orkan in menschlicher Gestalt an uns vorüber nach draußen stürmte. Anschließend blickte ich Chester wieder in die Augen während er mir mit einem warmen Grinsen entgegnete.
„Du bist doch auch einfach überall." Verlegen und verwundert zugleich kratzte ich mich am Kopf, blickte dabei etwas betreten zu Boden. Irgendwie war es dennoch etwas seltsam, ihm so lange in die Augen zu sehen. Vor allem in einer Situation wie dieser, in der er mich noch immer nahe bei sich hielt, die eine Hand zwischen meinen Schulterblättern, die andere an meiner Taille. Jedoch stellte es sich aus irgendeinem Grund als nahezu unmöglich für mich dar, meinen Blick von ihm abzuwenden. Von dem sanften, ein wenig frechen Grinsen. Von den vereinzelten Sommersprossen auf den hellen Wangen. Vor allem jedoch von seinen dunklen Augen, welche mich freudig anstrahlten.
„Klar doch, ich hab doch ein Gespür dafür, wenn mein Mikey in Gefahr ist.", vernahm ich ihn verschmitzt in mein Ohr grinsen. Irgendwie ist er ja doch süß. Ich begann rot zu werden und mein Herz fing an, heftig gegen meine Brust zu klopfen. Beschämt blickte ich zu Boden, verschränkte die Arme.
„Hey, Mikey ist jetzt wirklich ein wenig-", versuchte ich abzulenken.
„Shhh. Wenn du mich Chazzy nennst, dann nenn ich dich auch Mikey.", flüsterte er lächelnd. Ich hörte es. Dem Anschein nach hatte er Gefallen daran gefunden, mich ein wenig zu ärgern. Zu blöd, dass sein Plan dabei auch noch in Erfüllung ging. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen, die Haut schien förmlich zu glühen. Sie war definitiv rot, knallrot. Knallrot wie eine Tomate oder das grelle Licht einer Ampel. Ich versuchte es zu verstecken, blieb einfach nur stumm.
„Noch irgendwelche Protestier-Versuche, Mikey?" Dieser Kerl trieb mich im Moment nahezu in den Wahnsinn. Gepeinigt schüttelte ich nur den Kopf, weiterhin stur zu Boden blickend.

Childhood Friend \\ Bennoda ✍︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt