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Childhood Friend ~ Chapter 6

Ein persönlicher Schutzengel? Auch das hat Vor- und Nachteile...

Mike's PoV:
Da meine Mum mir nach drei Tagen endlich erlaubt hatte etwas rauszugehen, hatte ich beschlossen einen kleinen Spaziergang durch die Stadt zu machen. Vom Park wollte ich mich dabei möglichst fern halten. Der Himmel war trüb, dennoch war es angenehm warm, sodass man in kurzen Hosen rausgehen konnte. Noch immer ließ mich die Sache mit Chester nicht los. Hatte er mich denn wirklich vergessen? Wusste er wirklich nicht mehr, wer ich war? Völlig in meinen Gedanken versunken lief ich über eine Straße ohne zu realisieren, was um mich herum geschah.
„Mike!“, schrie jemand hinter mir, Reifen quietschten. Fest kniff ich die Augen zusammen als ich das Auto immer näher kommen sah. Dann geschah alles in einem Bruchteil von Sekunden. Jemand schubste mich woraufhin ich auf den rauen Asphalt fiel. Schützend hielt ich meine Arme vor meinen Kopf. Etwas krachte, doch ich blieb unversehrt. Vorsichtig öffnete ich meine Augen einen Spalt breit um zu sehen wie der blonde Junge kraftlos von der Motorhaube des Wagens rutschte und zu Boden glitt. Mein Herz klopfte wie wild in meiner Brust, dass ich das Gefühl hatte, es würde gleich herausspringen.

„Chester!“, schrie ich und sprang auf um zu ihm zu laufen, wobei ich meine aufgeschürften Knie und Hände vollkommen ignorierte. Langsam kniete ich mich neben ihn, rüttelte verzweifelt an seiner Schulter. Aus seinem Mundwinkel tropfte Blut und seine Atmung war sehr flach. Plötzlich öffnete er die dunklen Augen ein wenig und sah mich an.
„Geht's dir gut, Kleiner? Bist du verletzt?“, fragte er ruhig woraufhin ich den Kopf schüttelte.
„Warum machst du das? Hast du nun völlig einen an der Klatsche?! Du könntest dabei sterben, aber dir ist das anscheinend egal!“, schrie ich ihn an. Er lächelte nur trüb und wisperte ein kaum hörbares ‚Tut mir leid', welches jedoch im Lärm der Umgebung unterging. Um uns herum hatte sich nun ein Kreis von Leuten gebildet, die das Geschehen mitverfolgten. In ihren Gesichtern stand der Schock in Großbuchstaben geschrieben, ein kleines Mädchen weinte bitterlich und versteckte sich hinter ihrer Mutter.
„Ich hab dir doch versprochen, dass ich dich immer beschützen werde.“, hauchte er mit letzter Kraft und hatte sichtlich damit zu kämpfen wach zu bleiben. Nun stieg auch der Fahrer des Wagens aus, welcher sich bis jetzt vor Schreck noch immer keinen Zentimeter bewegt hatte, und betrachtete die Situation völlig entgeistert. Er zog sein Handy aus der hinteren Tasche seiner Jeans und wählte den Notruf.
„Chester, du musst bei mir bleiben. Nicht einschlafen, hörst du?“, fragte ich mit zittriger Stimme und erste Tränen begannen bei dem Gedanken ihn zu verlieren meine Wangen hinunterzulaufen, "Ich kann dich nicht verlieren. Nicht noch einmal."

„Bei Seite da! Ich bin Arzt!“ Ein großer, schmächtiger Mann mit schwarzen, kurzen Locken drängelte sich durch die Menge von Leuten ehe er zu uns lief.
„Was ist passiert? Wurde er von dem Wagen erfasst?“, fragte er mich woraufhin ich langsam nickte. Immer wieder redete er Chester gut zu, fragte ihn, wo er Schmerzen habe und sagte ihm, dass er immerzu ruhig atmen solle.
Nur wenige Minuten nach dem Anruf, welche sich angefühlt hatten wie eine Ewigkeit, traf schließlich der Krankenwagen ein. Es war ein Chaos von Sanitätern, welche um uns herumstürmten und den verletzten Jungen auf die Liege verfrachteten. Die Polizisten, welche kurz darauf erschienen waren, stellten mir Fragen zum Unfallhergang und zu Chester. Jedoch war ich aufgrund meiner Panik und der fehlenden Informationen zu dem Jungen nicht fähig alle zu beantworten. Das Getümmel flaute ab, es wurde ruhiger. Noch immer hatte ich mich nicht von der Stelle bewegt, zu tief saß der Schock. Was war gerade passiert? Wie in Trance sah ich dabei zu wie der Krankenwagen davonfuhr und schließlich um die Ecke bog.
„Hey, Junge. Bist du verletzt?“, drang allmählich eine Männerstimme in meine Ohren. Es war der Arzt mit den schwarzen Locken. Ohne zu ihm aufzusehen schüttelte ich den Kopf.

„Komm, Kleiner. Du musst weg von der Straße. Wenn du willst, kann ich dich nach Hause fahren. Deine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen.“ Er hielt mir seine Hand hin, die ich zögernd nahm und mich von ihm wieder auf die Beine ziehen ließ. Er machte eine nickende Kopfbewegung als Zeichen, dass ich ihm folgen solle.
„Ich bin Doctor Parker, aber nenn' mich doch Matthew.“, lächelte er und zog einen Schlüssel aus seiner Tasche, mit dem er anschließend seinen Wagen aufsperrte, den er nur wenige Meter vom Unfallort am Rand der Straße abgestellt hatte. „Wie heißt du?“
„Michael.“, gab ich knapp zurück und wischte die letzten feuchten Spuren der Tränen von meinen Wangen. Matthew nickte und öffnete die Tür ehe er sich in das Auto setzte. Von innen schob er die Beifahrertür auf und klopfte auf den Sitz neben ihm.
„Nicht so schüchtern, ich tu dir schon nichts. Steig ein, Mike.“, schmunzelte er während er sich seinen Gurt anlegte. Zögernd tat ich das, was er befohlen hatte und nahm neben dem Arzt Platz.  Er startete den Motor, langsam rollte der Wagen los.
„Verrätst du mir, wo du wohnst?“ Kurz wand er seinen Blick von der Straße vor uns ab um mich anzusehen. Ich sagte ihm meine Adresse, dann schwiegen wir beide.

„Der Junge hat dem Anschein nach nur ein paar gebrochene Rippen und ein verstauchtes Bein. Wahrscheinlich auch mehrere Kratzer, Blutergüsse und Schrammen. Dein Freund kann wirklich von Glück sprechen, Kleiner.“ Gerade standen wir an einer weiteren roten Ampel, an welcher die Schlange von Autos allmählich wuchs.
„Wir sind keine Freunde.“, gab ich bitter zurück und blickte starr auf das rote Licht, wobei ich hoffte, dass sich dies bald zu grün verwandeln würde.
„Ach nein? Du kanntest immerhin seinen Namen und hast sehr besorgt gewirkt. Ich sehe es nicht oft, dass ein Junge um einen anderen Jungen weint.“
Genau deswegen hatte ich als Mann versagt.
„Wir sind nur alte Bekannte, die sich verloren und jetzt zehn Jahre später wieder gefunden haben.“, murmelte ich niedergeschlagen. Verständnisvoll nickte Matthew ehe auf das Gaspedal trat und das Lenkrad nach rechts riss. Der Wagen drehte einen engen Kreis, sodass die Reifen begannen zu quietschen. Wir ließen den Stau hinter uns, völlig entgeistert sah ich den Arzt an.
„Hast du was dagegen, wenn wir eine kleine Abkürzung nehmen?“, lachte er und setzte sich eine Sonnenbrille auf die Nase, über welche hinweg er mich ansah. Etwas verdattert schüttelte ich nur den Kopf. Er legte den Ganghebel um und drückte fester auf das Gaspedal. Tatsächlich waren wir nur fünf Minuten später unversehrt bei mir zuhause angekommen.

Meine Beine zitterten als ich aus dem Wagen stieg. Einerseits lag es an Chester, um den ich mir noch immer riesige Sorgen machte auch, wenn ich es mir vielleicht nicht eingestehen wollte. Andererseits war ich Matthew's Fahrstil nicht gewohnt.
„Michael, wo warst du denn so lange? Ich hab mir Sorgen um dich gemacht!“, ertönte die besorgte Stimme meiner Mutter, die im Rahmen unserer Haustür stand und sogleich auf mich zugelaufen kam.
„Und wer ist das?“, fragte sie und drückte mich kurz.
„Das ist Matthew. Er ist der wohl coolste Arzt, den ich jemals gesehen hab.“, schmunzelte ich und deutete mit der Hand auf den Mann mit den schwarzen, kurzen Locken, der noch immer mit der Sonnenbrille auf der Nase im Auto saß. Er stieg aus und setzte die pechschwarze Brille ab, sodass seine klaren, smaragdgrünen Augen zum Vorschein kamen.
„Keine Sorge, ich hatte keine bösen Absichten, was Ihren Sohn anbelangt. Mike ist ein wirklich netter Junge. Er hat das Herz am rechten Fleck.“, schmunzelte er und hielt meiner Mutter seine Hand hin, welche sie freundlich lächelnd schüttelte. „Hallo, ich bin Matthew Parker. Ich bin Chirurg in einem Krankenhaus in Los Angeles.“
„Donna Shinoda. Meinen Sohn Mike kennen sie ja wie es den Anschein hat bereits.“, schmunzelte meine Mutter ehe ihre Miene wieder todernst wurde, „Sagen Sie, Matthew. Es ist nicht wirklich alltäglich, dass Michael nach Hause gefahren wird nachdem er einen Spaziergang gemacht hat. Ich hoffe, dass mein Sohn nichts angestellt hat.“
Sie verrenkte ihre Augen zu Schlitzen und blickte mich misstrauisch und vorwurfsvoll zugleich an.
„Wie es dazu kam erklärt Mike Ihnen am besten selbst“, antwortete er nur unbeholfen mit den Schultern zuckend ehe er dazu anhob sich zurück in den Wagen zu setzen.
„Wieso bleiben Sie nicht noch ein wenig hier. Sie könnten bei uns mit zu Abend essen.“, schlug meine Mutter vor, jedoch lehnte Matthew dankend ab.
„Ich muss nachher zur Arbeit. Vielleicht ein ander Mal.“, sagte er und zog ein kleines Kärtchen aus seiner Jackentasche, „Rufen Sie mich gerne an. Irgendwann werde ich schon die Zeit finden auf ihr Angebot zurückzukommen.“
Damit drückte er meiner Mutter die Visitenkarte in die Hand und stieg in sein Auto.
„Allerdings bin ich auch jederzeit erreichbar, wenn Mike wieder etwas anstellt.“, lachte er und zwinkerte mir zu bevor er die Wagentür schloss. Noch einmal winkte er uns ehe er wieder seine Sonnenbrille aufsetzte und davonfuhr.
„Und du kommst mit und erklärst mir, was Sache ist, mein Freundchen.“ Schmunzelnd packte mich meine Mutter am Ohr und zog mich hinter sich her ins Haus.

~To be continued~

Childhood Friend \\ Bennoda ✍︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt