Childhood Friend ~ Chapter 24Der bittere Geschmack der Vergangenheit - Verfallen in alte Muster
(TW - contains mental issues, alcohol abuse)Chester's PoV:
Den ganzen Tag über hatte ich lediglich die Zeit in meinem Zimmer totgeschlagen. Ich hatte eigentlich nur in meinem Bett gelegen. Konnte nicht schlafen, konnte nicht aufstehen. Physisch wäre ich offensichtlich dazu in der Lage gewesen, denn mir fehlte körperlich nur das Geringste. Es war mehr wie ein imaginärer Felsbrocken, der mich in die Knie zwang und mich gnadenlos an Ort und Stelle festhielt. Ich wurde einfach niedergedrückt, konnte mich nicht von den Fesseln lösen. Es war einfach so ein erdrückendes Gefühl. Oder war ich denn wirklich einfach nur faul? Zumindest würde das wieder der übliche Kommentar meines Vaters zu meiner jetzigen, sich öfter wiederholenden Situation sein. Zu ihm hatte ich hin und wieder nicht wirklich das beste Verhältnis. Es war nicht so, als würden wir uns permanent streiten - ganz im Gegenteil. Mir schien es mehr so, als wäre ich ihm über die letzten Jahre, in denen ich zu einem halben Erwachsenen geworden war, immer mehr egal geworden. Dennoch gab es selten Tage, an denen er nichts an mir auszusetzen hatte, auch wenn er mich öfters ignorierte. Vielleicht lag es an meiner Sexualität, an meinen Einstelllungen oder sogar an den blondierten Haaren? In die Kategorie seiner Polizeioffizier-Vorstellung des ‚perfekten Sohnes' fiel ich jedenfalls nicht hinein. Er war wie die Striktheit in Person, zumindest was die Einstellung zu Normen und Werten betraf. Immer hineingezwängt in die blaue Uniform eines üblichen Cops, strikt gebügelt und keine einzige Falte. So ähnlich konnte man sich auch seine Frisur vorstellen, die zwei Haarpartien - durch einen kerzengeraden Seitenscheitel getrennt - waren wie an seinem Kopf festbetoniert. Das komplette Gegenteil davon stellte ich dar. Überweite Baggy-Klamotten und die kurzen blonden, eher unordentlich wirkenden Stachelhaare, dazu noch die Tatsache, dass ich auf Männer stand. Durchgehend gab er mir das Gefühl, anders zu sein. Nicht gut genug zu sein. Einfach nicht in diese Welt hinein zu passen. Wie so viele ‚meiner Art'. Genau erklären, was er darunter verstand, konnte ich nicht wirklich. Jedenfalls zählten zu dieser ‚Art' seiner Meinung auch der Rest unserer Band.Zu meinem Glück war er vor ein paar Stunden auf's Revier gefahren. Seufzend schloss ich die Augen, nachdem ich nun schon eine ganze Weile an die Decke über mir gestarrt hatte. Mittlerweile brannten sie einfach höllisch und waren vom Weinen völlig gerötet. Die Uhr über meiner Zimmertür tickte - schon 8? Ein kurzer Blick nach draußen bestätigte es, mittlerweile brach die Dämmerung herein. Die Zeit flog nur so dahin, doch irgendwann gelang es mir, mich aufzusetzen. Zwar verspürte ich den starken Drang, mich einfach wieder nach hinten auf die Matratze fallen zu lassen, hielt jedoch tapfer dagegen stand und erhob mich schließlich. Was hat das denn auch noch für einen Sinn? Viel bewegen kann ich auf dieser Welt dadurch auch nicht. Nie. Für einen kurzen Moment stand ich da während sich um mich herum alles drehte. Gequält kniff ich die Augen zusammen hoffte, dass der Schwindel bald ein Ende nehmen würde. Dass ich den ganzen Tag weder gegessen noch getrunken hatte, versuchte mir nun auch mein Körper deutlich zu signalisieren. Als mein kleiner Kreislauf-Aussetzer langsam abebbte, schlurfte ich noch immer ziemlich niedergeschlagen den Flur entlang, die Treppe hinunter in die Küche. Setzte mich dort einfach an den Tisch. Müde blickte ich in Richtung des kleinen Flurs mit der Haustür am Ende. Irgendetwas in mir wartete sehnsüchtig darauf, dass etwas geschah. Etwas ganz Bestimmtes. Das Ertönen der Klingel, die liebliche Stimme und zu guter Letzt der Anblick des jungen Mannes, dem sie gehörte. Diese Sehnsucht war jedoch vergebens, es müsste schon ein großes Wunder geschehen, dass er wieder zurück kam. Wenn er das überhaupt jemals wieder tun würde. Ich fühlte wie sich meine Augen allmählich mit Tränen füllten, wieder schlug mich die Tatsache direkt ins Gesicht. Die Tatsache, dass ich es wieder einmal vergeigt hatte. So wie ich es eigentlich immer tat.
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Childhood Friend \\ Bennoda ✍︎
FanfictionWas passiert, wenn sich die Wege zweier getrennter Freunde, die einst in Kindertagen unzertrennlich waren, erneut kreuzen? Könnte alles wieder so werden, wie es einmal war?