Verzeihen oder Verschwinden?

524 20 0
                                    

Freyas Sicht:

Die Morgensonne schien mir ins Gesicht, und mein Schädel brummte.
Bei dem Versuch, sich aufzurichten durchfuhr mich ein stechender Schmerz im Kopf. Verdammt, ich hab voll den Filmriss von gestern.

Verkatert öffnete ich die Augen ein Stück. Ich befand mich in einem hellen, sauberen Raum, welcher fast unbewohnt aussah. Oh warte. Das war ein Hotelzimmer oder?
Shit. Bitte liegt kein ekliger Typ neben mir. Ich hoffte darauf, dass Henri neben mir lag, als ich mich zögerlich zur anderen Bettseite umdrehte.

Leer. Gottseidank.
Das leise Rauschen in meinen Ohren verschwand. Erst jetzt konnte ich wieder alle Geräusche in meiner Umgebung wahrnehmen.
Ich muss ja dermaßen viel getrunken haben, wenn sogar mein Gehörsinn mich für kurze Zeit verlassen hatte.
Vielleicht war ja auch die Musik zu laut gewesen. Jedoch konnte ich mich nur an verschwommene Fetzen, und nicht an Details erinnern.
Plötzlich hörte ich wie das Wasser in einer Dusche plätscherte. Fuck! War ich doch nicht allein?

Gestresst blickte ich mich nach ausschlaggebenden Details um. Nichts. Keine Kleidung oder Gegenstände, einfach nichts. Doch dann erkannte ich ein Handy in einer Ritze der kleinen Couch vor mir.

Was hatte ich überhaupt an? Ahja, den Pulli von Milo.. Außerdem stank ich wirklich zum Himmel hoch.

Ich musste so schnell wie möglich verschwinden, bevor der Typ, mit dem ich vielleicht letzte Nacht etwas am Laufen hatte, mich erwischte.

Panisch griff ich nach meinem Handy, auf dem ich offenbar geschlafen hatte und sprang aus dem Bett. Die Kombi aus meinem Morgenschwindel und dem Restalkohol im Blut machte es mir schwer, mich schnell und leise herauszuschleichen. Das fremde Handy vibrierte.

So neugierig wie ich war, warf ich einen schnellen Blick auf den Display und las die neue Nachricht.

Pablo: "Eyy, alles gut bei dir? Wo bist du? Hast du die Kleine gefunden? Antworte auf meine Nachrichten. Geht's euch gut?" ~ 08:53 Uhr

Pablo?! Kleine?! War das.. Milos Handy? Ach du heilige Scheiße! Auch das Hintergrundbild verriet nichts weiter über den wahren Handybesitzer. War es möglich, dass-
"Was suchst du in meinem Handy?"
murmelte jemand hinter mir. Diese tiefe Morgenstimme kannte ich doch.

Erschrocken sah ich mich um und blickte tatsächlich in Milos müde Augen. Nur mit einer Hose bekleidet, stand er da und rubbelte friedlich seine klitschnassen Haare trocken.

"Was... ich ehm, kann mich nicht daran erinnern, dass duu.." stotterte ich, beeindruckt von dem Anblick seiner definierten Bauchmuskeln und seiner ausgeprägten V-Line.
"Dass ich dafür gesorgt hab, dass du in Sicherheit bist?" ergänzte er meinen Satz. "Ja." fügte er noch hinzu und zog sich daraufhin sein T-Shirt über.

Erst jetzt erinnerte ich mich daran, was gestern zwischen Pablo, Milo und mir passiert war, woraufhin mein Blut förmlich zu brodeln begann.
Was fällt dem ein? Dass er sich einfach wieder in mein Leben mischt, nachdem ich versucht habe, ihn daraus zu entfernen? Und das auch noch ohne dass ich es mitbekam?!

Ich musste mich kurz sammeln, bevor ich ihn aufgebracht mit Fragen bombardieren konnte.
"Was zum Teufel?! Wie hast du mich gefunden? Und was willst du hier? Den Jeep? Such meine Mum, die hat die Schlüssel!"
Wütend verhärteten sich meine Gesichtszüge.

"Ich will nicht die beschissenen Schlüssel Freya! Ich hab dich vor den ekelhaften Typen in der Bar weggebracht, weil du so fertig warst, dass du nichteinmal mehr gehen konntest, geschweige denn reden!
Ich wünsch mir echt, du könntest es verstehen, dass ich bei allem was ich tue, immer nur versuche dich zu beschützen!". Seine zornigen Augen bohrten sich in mich hinein.

who are you? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt