Milo...

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03:46 Uhr

Verdammt, wo bleibt Milo?
Bis jetzt keine Spur von ihm. Was wenn ihm etwas zugestoßen ist?

Ich blickte zu Pablo. Dieser schlief tief und fest, in eine Decke eingewickelt, neben mir.

Sollte ich nach ihm sehen?

Das Problem war, ich hatte keinen blassen Schimmer wo ich anfangen sollte ihn zu suchen.

Alles, was in meinem Kopf vorging, war ein einzig großes Wirrwarr.
Mochte ich ihn mehr? Oder fühlte ich mich doch in Pablo's Nähe besser?
Warum dachte ich denn überhaupt so? Beide waren einfach gute Freunde und Punkt.

Der Sturm wurde immer schlimmer.

Ein Blick auf die nasse Straße ließ mich meinen Plan überdenken. Alles voller Blätter, Äste, Dreck und unidentifizierbarem Zeugs.

War ein solcher Sturm in einer Küstengegend denn üblich?
Erschrocken blickte ich zur Eingangstür der Wohnung, als diese mit einem Rums aufschlug. Pablo schien der laute Knall nicht zu interessieren, denn er schlief einfach weiter.

Der Luftzug hatte die meisten Kerzen ausgeblasen, weswegen es jetzt ziemlich dunkel war und mein Angstpegel nun beachtlich stieg.

Unten musste eine Tür offen sein, die diesen Durchzug verursacht hatte.

Mutig schnappte ich mir mein Handy, schloss die Tür wieder, und stapfte die knarzenden Holztreppen hinunter.

Es war keine offene Tür zusehen, doch das pfeifende Geräusch des Windes wurde immer lauter.

Ich schlich mich die letzten Stufen hinunter und sah wie sich vor mir der Boden mit Laub und Dreck füllte.

Mein Blick fiel auf die große hölzerne Eingangstür. Sie war weit geöffnet..
Und draußen huschte eine dunkle Gestalt vorbei.

Ich fühlte mich wie im Horrorfilm. Es könnte Milo sein, aber auch jemand ganz anderes, dem ich alleine wohl eher nicht über den Weg laufen wollte.

Die eisig kalte Brise klatschte mir ins Gesicht. Drauf geschissen, ich gehe ihn suchen!

Entschlossen drückte ich die Klinke nach unten und ließ die Tür leise zurück ins Schloss fallen, zumindest dachte ich das. Der Durchzug aber knallte sie das letzte Stück lauthals zu.

Bestimmt war Pablo nun wach geworden. Keine Spur der komischen Gestalt. Hastig lief ich den Weg durch die Gassen entlang, über den auch Milo weggelaufen war.

Als im Gebüsch neben mir etwas knackste, sprintete ich nur so los. Ich hatte ja wie bereits erwähnt panische Angst vorm Dunkeln, und vorallem vor was sich darin womöglich befand.

Vom Adrenalinrausch betäubt, spürte ich garnicht, wieviele nasse Blätter und Ästchen mir ins Gesicht klatschten.

Inzwischen hatte ich keine Ahnung mehr, wo ich war. Ich stand vor einem Waldstück, also sicher nicht die richte Richtung. Bei dem Versuch, das Rauschen des Meeres wahrzunehmen, scheiterte ich. Der Wind pfiff mir nur so um die Ohren.

Warum dachte ich überhaupt, Milo wäre zum Strand?

Wie gelähmt starrte ich in zwei glühende Augen, die im Schatten des Waldes funkelten. Ich schluckte, als die Silhouette eines Wolfs zum Vorschein kam. Eines... ziemlich.... großen Wolfs.

Was tat man in dieser Situation? Wegrennen oder stehenbleiben?
Die Angst kroch mir bis in die Zehenspitzen.

Als wäre die Zeit stehen geblieben, stand ich einfach da und regte mich kein Stück. Auch wenn ich vor Angst fast zitterte, war der Anblick des Wolfs keineswegs angsteinflößend, was mich ziemlich verwirrte.
Das glühende Grün erinnerte mich irgendwie an die Augen der Salveros, und vor denen hatte ich keine Angst. Zumindest fast keine.

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