Endlich konnte ich das verschwitzte T-Shirt von mir abstreifen. Ein Blick auf den Duschkopf entlockte mir einen kleinen Freudenschrei. Ich stand vor einer geräumigen, einladenden Regendusche.
Vorsichtig schob ich den Regler auf mittlere Temperatur und beobachtete wie die sanften Tropfen auf meine Haut prasselten.
In einem kleinen Regal neben der Dusche befand sich Duschgel und Shampoo. Als ich danach greifen wollte, kam für einen Moment mein Schwindel zurück. Das tat er, wie jetzt auch, meistens in unpassenden Momenten. Ich rutschte aus und stoß mir unsanft den Knöchel. Autsch. Fast hätte ich mir ziemlich weh getan.In Gedanken versunken klopfte es aufeinmal an der Tür. Shit, ich hatte vergessen, zuzusperren.
Pedro wäre jetzt sicher hereinspaziert und hätte mich ohne Rücksicht in der Dusche bedrängt. Ich schauderte bei diesem Gedanken."Ich leg dir die Handtücher vor die Tür okey?" rief er mir durch die geschlossene Tür zu und entfernte sich hörbar wieder.
Mein Herz pochte mir bis zum Hals. Verdammt, ich dachte schon, er kommt hier rein und.. Oh man. Ich sollte wirklich mal bisschen runterkommen.
Kopfschüttelnd versuchte ich an etwas anderes zu denken, denn die Vergangenheit hatte mich mehr geprägt, als mir lieb war.
Aber das hier sollte schließlich ein Neuanfang sein, also weg mit dem Mist. Ich stellte den Duschkopf aus und wartete einige Sekunden, um nicht den kompletten Fliesenboden zu überfluten. Dann tapste ich vorsichtig in Richtung Tür.
Ein stechender Schmerz durchzog bei jedem Schritt meinen Fuß.
Es war jedoch zum aushalten, also dachte ich mir nichts weiter dabei.Langsam öffnete ich die Tür, schreckte aber sofort zurück. Milo stand in meinem Zimmer, aber mit dem Rücken zu mir. Nur war es nicht Milo. Der Fremde Typ in meinem Zimmer trug andere Klamotten, hatte dunklere Haare und schien noch dazu etwas größer zu sein. Wie zum Teufel kam dieser Typ hierher? Wollte Milo nicht auf mich aufpassen? All das war so verwirrend und noch dazu fühlte ich mich ziemlich unbehaglich in dieser Situation.
Schnell griff ich nach den Handtüchern und hielt sie bedeckend über den Teil meines Körpers, der durch den Türspalt herausragte. Gerade rechtzeitig, den aus der Küche kam jetzt Milo auf mich zu, welcher wohl das leise Quietschen der Tür gehört hatte. Der Unbekannte sah sich zu uns um. "Wer ist das?" fragte ich mit leiser Piepse-Stimme.
"Keine Sorge, das ist mein Cousin. Er wohnt mit mir und meinem Vater hier. Aber bevor ich euch einander vorstelle", er neigte seinen Kopf weiter zu mir herunter, "ziehst du dir besser was von meinen Sachen an." Mit einem Zwinkern beendete er seine Aussage.
"Wäre wahrscheinlich besser", grinste ich, sah ihm dabei tief in die Augen und ließ die Tür zurück ins Schloss fallen, bevor er sehen konnte wie rot ich inzwischen war. Seine Anwesenheit machte mich nervös, aber das würde ich nicht länger zulassen. Ich kann auch mit dir spielen, Milo.
...
Ich zog mir seine weichen Klamotten über und fing an, mir meine Haare zu zwei seitlichen dutch-braid- Zöpfen zu flechten und klatschte mir noch dazu eine eiskalte Ladung Wasser in die Fresse, damit ich halbwegs einen frischen Eindruck machte.
Daraufhin öffnete die Tür. Dort saßen die Zwei an der Küchentheke gelehnt, mit verschränkten Armen und musterten mich.
"Wird das jetzt ein Verhör oder wie siehts aus?" Unbeirrt ging ich in mein Zimmer, wo sich möglicherweise mein Handy befand. Der Hauptgrund für das plötzliches Verlangen, meinem Handy zu suchen, war jedoch, dass ich so ihrem Blick ausweichen konnte. Beide hatten diese krassen, olivgrünen Augen, ein markantes Gesicht, waren groß und gut gebaut. Ich stand nicht oft vor zwei gutaussehenden Typen, dessen Aufmerksamkeit vollkommen auf mir lag.
Im Mittelpunkt zu stehen fand ich schon immer unangenehm."Dein Puls ist hoch.",raunte mir plötzlich eine Stimme ans Ohr, und der warme Atem in meinem Nacken stellte mir die Haare auf. Schlagartig zuckte ich zusammen, sah mich um und blickte in diese eindringlichen Augen. Wieso hab ich ihn bloß nicht kommen gehört??
"Was weißt du schon, oder hast du Superkräfte du Schlaumeier?" sagte ich um meine Nervosität zu verstecken.
Verdammt, das war mal wieder ne bomben Aussage. Er lachte.Auch der andere Kerl grinste und hob die Augenbrauen.
"Die Kleine mag ich jetzt schon!" rief er belustigt zu uns herüber.
"Ich lass das jetzt mal so stehen." schnaubte Milo empört und wandte seinen Blick wieder mir zu.
"Also, das ist Pablo." sagte er und als nun auch dieser zu uns hinüber kam, wurde mir bewusst, dass er wirklich ziemlich groß war.
Die Gene dieser Familie waren irgendwie wirklich atemberaubend. "Ich bin Freya.", lächelte ich.
"Weiß ich" war Pablos Antwort. Er grinste. Dieses höhnische Grinsen lag wohl in der Familie.Sekunden später hörte ich wie jemand die Treppen hochtrampelte.
Noch bevor ich überhaupt meinen Kopf drehen konnte, hatten beide bereits einen starren Blick auf die Treppe gerichtet.
Wie haben die so schnell reagieren können? Oder bin ich einfach langsam? Wohl eher letzteres.In dieser Sekunde kam Mum und ein weiterer, unbekannter Typ ums Eck. Ganz klar der Vater. Schonwieder diese Augen, aber diesmal mit Bart und eindeutig im Alter meiner Mutter.
"Hi, Freya!!" rief meine Mum und umarmte mich. Kurz darauf wurde ich Miro, dem Vater vorgestellt.
Nach einem kurzen Gespräch machte sich erneut mein Magen bemerkbar, woraufhin ich etwas ungeduldig wurde.Eine Weile später verschwanden Miro und Pablo nach unten, und Milo bot an, unsere Koffer hinauf zu tragen. Aber nur, falls wir vorhätten, länger zu bleiben. Mum und ich wechselten einen Blick. Sie nickte freudig und gab ihm die Schlüssel.
Als wir allein waren, sprudelte es nur so aus ihr heraus. Auf dem Markt hatte sie den Koch dieser hotelartigen Behausung kennengelernt und sich sofort super mit ihm verstanden. Meine Mutter erzählte mir jedes Detail über ihn und schien überglücklich über diese neue Bekanntschaft zu sein.
DU LIEST GERADE
who are you?
Romance"Wer bist du?" Wie gelähmt sah ich ihm in seine glühenden, grünen Augen. "Oder besser gesagt, was bist du.." hauchte ich, gefüllt von purer Angst. "Freya, ich flehe dich an, du musst mir vertrauen" keuchte er, als er seine Hände um meinen Hals und...