Lang ersehnte Rache..

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"Was ist denn?" fragte Chris und sah mich verwundert an.
"Wer hat dir geschrieben? Etwa dein Ex?!"
Sie sprang förmlich ans Ufer und nahm mir das Handy aus meiner zittrigen Hand.

"Ach du scheiße!" hauchte sie entsetzt nachdem sie die Nachricht gelesen hatte.

"Heißt das etwas, er ist hier irgendwo und beobachtet uns?" geschockt und blass wie ein Eimer weißer Farbe sahen wir uns an.
Keine Spur der Jungs, und auch sonst hielt sich hier in der Nähe keine Menschenseele auf.

Hastig tippte Chris auf die Tasten meines Handys und rief jemanden an.
"Mist, Pablo geht nicht ran!" fluchte sie.
"Du kennst seine Nummer auswendig?" Fragend hob ich die Augenbraue und grinste sie vielsagend an.

Da war definitiv schon was gelaufen.

Wie ich es liebe wenn ich recht hatte.

"Das ist jetzt unwichtig, wir müssen sofort zurück laufen! Dein Stalker versteckt sich bestimmt hier irgendwo!" zischte sie ernst
und ich wusste, dass sie damit recht hatte.

"Nicht so schnell junge Damen!" sagte eine etwas entferntere Stimme.
Wie erstarrt sah ich zu der Person, die uns gerade vorm Aufbrechen gehindert hatte.

Mir schnürte es die Kehle zu, als ich Pedro erkannte.
Sein Blick war auf unsere Körper gerichtet und er blickte ziemlich versaut drein.

"Zurück ins Wasser!"Chris zog mich eilig zum Ufer. Wir liefen bis zur Hüfte ins Meer und ließen uns dann nach unten sinken, bis nurnoch unser Kopf zu sehen war.

Panisch warf ich einen Blick auf den Weg, über dem die Jungs uns vorher hierher getragen hatten.
"Tja, auf eure Aufpasser könnt ihr lange warten, die sind beschäftigt!" säuselte der ekelhafte Typ und zog sein T-Shirt aus.

Chris blickte entsetzt zu mir rüber, als sie realisierte, dass Pedro zu uns ins Wasser zu kommen schien.
"Verpiss dich endlich Pedro!" schrie ich vollkommend verängstigt.

Er ließ sich nicht weiter davon irritieren und setzte seine Tat, sich auszuziehen, fort.

In mir brach alles in sich zusammen. Ich saß wie in einer Sackgasse fest und konnte mich nicht wehren.

Und auch wenn man meinen könnte, ich redete davon, mich in Sachen Pedro nicht wehren zu können, Nein. Ich redete von meinen Gedanken, die wie so oft die volle Kontrolle über mich nahmen. Davor konnte ich mich nicht wehren.

Nach außen hin starrte ich nur reglos in die Ferne, aber von innen war es das pure Chaos. Es war wie ein Feuer, das immer wieder aufs Neue entflammte und nie ausbrennen würde.

Wie lange wird es dauern, bis ich es endgültig gelöscht und das ganze Chaos aufgeräumt habe?

Chris rüttelte an meiner Schulter, als Pedro nur in Boxershorts auf uns zuging.
Unfähig, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen, versuchte ich eine Lösung zu finden.

"Er will nur zu mir" sagte ich entschlossen zu der blassen Chris und schluckte.
Wenn ich ihn schon nicht aufhalten konnte, dann konnte ich wenigstens alles hinauszögern, bis die Jungs kamen.

Ich lief also in großen Bogen um den 'Ekel in Person', schnappte mir mein Kleid und stülpte es über meinen klitschnassen Körper, damit ich mich nicht so unwohl fühlte.
Das hätte ich mir sparen können, da der weiße Stoff eine Sekunde später durchnässt und auch wieder durchsichtig war.

Wie konnte ich das erste Jahr dieser "Beziehung" nur so blind sein?
Er verhielt sich anfangs wie ein normaler Teenager und machte mich glücklich, aber das dauerte nicht allzu lang an.
Irgendwann wurde es immer unausstehlicher mit ihm und er zwang mich durch Drohungen mit ihm zusammen zu bleiben.

Und seit der Trennung, hatte es sich noch um ein gutes Stückchen verschlimmert.

Ich erkannte den alten Pedro nicht mehr. Mein Verdacht war, dass er sich inzwischen Drogen einschmiss.

Dieser hatte sich bereits umgedreht und rannte auf mich zu.

Ich war bereit ihm so dermaßen eine reinzuhauen, dass er nicht mehr wissen würde wo oben und unten war.

Chris schrie ängstlich irgendwelche unverständlichen Wortfetzen gegen den Wind. Aber sie konnte mich nicht beschützen, geschweige denn aufhalten.

Mein widerlicher Ex  hatte mich fast erreicht und ich konnte bereits seine unglaublich starke Fahne riechen.
Es sollte also nicht allzu schwer werden, ihn K. O. zu schlagen, könnte man zumindest denken.

Aber Alkohol machte ihn nur noch aggressiver und stärker.

Ich wandelte jedoch all die Angst, die Schmerzen und die schlechten Gedanken in Kraft und Wut um.

Scheiße verdammt ich würde ihn tot schlagen wenns nötig wäre!

"Du kleine sexy Schlampe!" lallte er mit schmutzigem Lächeln, wodurch er den ersten Volltreffer von Faustschlag mitten ins Gesicht kassierte.

Er begann kurz zu taumeln, dann wandte er sich wieder mir zu.
"Das hast du jetzt nicht getan oder? Das wirst du so bereu-"
Den Satz beendete er nichtmehr, da meine Verse ihn wohl gerade kastriert, und ich ihn gleichzeitig noch mit einem bombastischen Haken ins jenseits befördert hatte.

Mit jedem Treffer fühlte ich mich stärker. Chris' Schreie verstummten, als Pedro zu Boden ging.
Er stöhnte heftig.
Aber noch war es nicht vorbei. Kurz danach stand er, wenn auch gekrümmt, wieder vor mir und diesmal kassierte ich einen heftigen Schlag ins Gesicht.

Meine linke Gesichts Hälfte fühlte sich nun komplett taub an und ich schmeckte den metallischen Geschmack von Blut.

"Du mieser Wichser, ich schlag dich tot!" brüllte ich so stark, dass meine Kehle brannte. Bevor er sich überhaupt wehren konnte, schmiss ich mich auf ihn drauf, und wir landeten beide im Sand.

Ich erkannte mich selbst nichtmehr.
Mein Gefühlslos-Schalter war sowas von aktiviert. Nichts hielt mich mehr davon zurück, die volle Rache zu nehmen.

Dreimal schlug ich ihm mitten ins Gesicht, bis mir vor Anstrengung schwindelig wurde. Ich spürte den Alkohol durch den Adrenalinkick noch viel mehr als zuvor.
Pedro nutzte diese Chance und rollte sich auf mich. Seine Hand presste sich fest um meinen Hals, bis ich keine Luft mehr bekam. In seinem abstoßenden Blick sah ich, wie sehr ihm die Macht, die er gerade über mich besaß, gefiel.

Das konnte ich nicht zulassen, also wendete ich, ohne mit der Wimper zu zucken, eine alte Kampfsport-Technik an um mich aus Pedro's Zwängen zu befreien.
Diese klappte überraschend gut und kurz darauf befand ich mich wieder auf ihm.

Ich wusste, dass ich noch stärker zuschlagen musste, auch wenn mir inzwischen fast schwarz vor Augen war und alles was ich erkannte, das zerstörte und blutverschmierte Gesicht meines Ex war.

Einige Schläge meinerseits folgten, bis seine Arme von mir abließen, neben mir in den Sand fielen und seine Augenlider sich schlossen.

Die Wut ritt mich immernoch, auch wenn er bereits ohnmächtig war.
Ich wollte mich schon ein weiteres Mal auf ihn stürzen, da zog mich etwas von ihm runter.
Die Mischung aus Alkohol und Schlägerei war viel zu viel gewesen, das merkte ich aber erst jetzt.

"Freya! Hörst du mich?! Scheiße ruft einen Krankenwagen!"

Dann war alles schwarz.

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Soo, das war jetzt wieder ein kürzeres Kapitel, aber dafür spannend würde ich sagen.

Wie findet ihr den Rache-Akt?
Hat Freya richtig reagiert?

Morgen kommt wahrscheinlich das nächste Kapitel.

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