Wer bist du?

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Gähnend öffnete ich die Augen und blicke direkt in die wärmenden Sonnenstrahlen, die mich durchs Fenster trafen.
Ich hatte tief und fest geschlafen und lag nun leicht verschwitzt in meiner zerknitterten Bettwäsche.
Ich sammelte mich kurz und versuchte mich daraufhin an den gestrigen Abend zu erinnern.
Ich war zum Strand geflüchtet, hatte die Ruhe Unterwasser genossen und wurde dann von Milo zurück in die Realität befördert. Ich konnte mich noch genau an seine wütend glänzenden Augen erinnern, als er ohne mit der Wimper zu zucken auf mich zugestampft kam. Diese Seite von ihm kannte ich noch nicht allzu gut, weswegen ich nie einschätzen konnte, wie weit er gehen würde.

Obwohl ich wusste, dass er mir nichts tun würde, bezweifelte ich manchmal sein aggressives Verhalten.

Aber zurück zu gestern Abend.
Dannach brachte Milo mich, über seine Schulter geschwungen, zurück nach Hause und föhnte mir dann noch die Haare, als wäre nichts gewesen. Aus dem Jungen wurde ich einfach nicht schlau.
Ein Schmunzeln zierte meine Lippen, als ich an seinen niedlichen Blick dachte, mit dem er mir den Platz in seinem Schoß angeboten hatte.

Aber halt, eigentlich war ich ja sauer auf ihn.

Denn dann fiel mir wieder unser Konflikt ein. Und dass Milo mir heute alles erklären wollte.
Wäre ich am heutigen Tag mal ganz ehrlich mit mir selbst, würde ich zugeben, dass ich Angst hatte, doch das kam nicht in Frage.
Was konnte schon die ganze große Wahrheit sein? Vielleicht waren die Salveros ja diejenigen, die die Wölfe in den Wald gebracht haben. Vielleicht stehen sie auch in engerer Verbindung mit ihnen.

Damit hätte ich zumindest kein Problem, da die Wölfe mir keine allzu große Angst machten.
Verschlafen streckte ich mich und schlüpfte dann aus dem Bett. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wie ich überhaupt hier her gekommen war, deshalb ging ich davon aus, dass ich in Milos Schoß eingeschlafen war und er mich daraufhin hochgetragen hatte.

Als mein Blick auf ein zerknautschtes, müdes Gesicht fiel, seufzte ich laut.
Der morgige Spiegelblick jagte mir an manchen Tagen fast schon einen Schrecken ein.
Und heute war es ganz besonders schlimm.
Die Müdigkeit klebte mir noch in den Augen und auch sonst sah ich nicht besonders frisch aus.
Ohne viel nachzudenken sprang ich in die Dusche und erfrischte mich an den kalten Wasserperlen.

-

Es war ein Morgen wie an einem ganz normalen Tag im Urlaub. Es war warm, sonnig, wolkenfrei und die salzige Brise des Meeres wehte einem entgegen.
Niemals hätte ich vermuten können, wie stark dieser Urlaub von der Normalität abweichen würde.

Ich zog mir ein übergroßes Shirt über und tapste barfuß die Holztreppe hinunter.
Pablo war gerade in der Küche beschäftigt und Milo saß draussen auf der Veranda, vertieft in seine Kaffeetasse.
„Guten Morgen junge Dame!" trällerte Pablo als er sich die Milch in sein Müsli einschenkte.
„Wie gehts uns heute?"
„Morgen Pablo. Ganz gut kann man sagen. Aber woher dieser wahnsinnige Energieschub in der Früh?"
Kopfschüttelnd sah ich zu, wie er mit seiner Müsli-Schüssel durch die Küche tanzte.

Ich konnte es wirklich nicht ansatzweise verstehen, wie Menschen um diese Uhrzeit energiegeladen und fröhlich sein können.

„Naja manchmal ist man halt eben gut drauf!" säuselte er und stellte seine Schüssel auf der Küchentheke ab.
„Doch nicht um diese Uhrzeit" nuschelte ich und sah mich nach etwas Essbarem um.

„Wie gehts dir eigentlich?"
Überrascht von seiner Frage sah ich ihn an.
„Wie meinst du das?"
Verwirrt versuchte ich den Hintergrund dieser Frage zu verstehen.
„Naja, gestern war ja kein besonders schöner, geschweige denn normaler Tag. Und heute wird erst recht keiner sein."

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