Pablo und ich tauschten unschlüssige Blicke aus. Wie konnte es sein, dass Henri einen Menschen mit einem Wolf verwechselte? Viele Fragen schossen mir unkontrollierbar durch den Schädel.
Nach einiger Zeit brachte mich die Ungewissheit beinahe um den Verstand.
Der unbekannte namens Marcus war mit Milo in einen anderen Raum verschwunden, während Pablo im Regal verzweifelt nach einem bestimmten Buch suchte.
Doch so groß meine Neugier für diese Bücher auch war, ich entschied mich, auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Viel zu riskant, denn vielleicht würde auch Pablo auf mich losgehen, wenn ich einen der wertvollen Ledereinbände auch nur anfassen würde.Langsam aber doch merkbar baute sich in mir eine Spannung auf, die sich immer mehr in Wut umwandelte. Ich wusste nicht ganz, woher das kam, aber ich tippte auf all die offenen Fragen, die mein Gewissen quälten. Ich hatte das aggressive Gefühl, es würde ein großer Klotz meiner Gedankengänge fehlen. Aber wie sollte das möglich sein?
Bestimmt übertreibe ich nur.Die Tür zu dem Raum, in den die beiden vorher verschwunden waren, ging mit einem unüberhörbaren Knarren auf. Pablo schob schnell das Buch in seiner Hand zurück ins Regal und lief den beiden entgegen.
Alles was ich tat, war da sitzen und angestrengt über geschehenes nachzudenken.
Für einen Moment schienen die „verlorenen" Erinnerungen greifbar zu sein. Zumindest fast.„Wie gehts dir!? Hat die Kugel Organe verletzt?" fragte Pablo angespannt und blickte in Milos glasige Augen.
Als hätte er meinen Blick gespürt, sah er zu mir auf und durchdrang mich mit seinem starren, schmerzverzerrtem Blick. Wenn er mich so ansah, konnte ich nicht wegsehen, als würde Milo mich mit seinen olivgrünen Augen wirklich fixieren.Das Licht, das aus einem der kleinen Fenster schien, brachte diese zum Leuchten.
Immer wieder dachte ich mir, dass ich dieses Augenpaar bereits kannte, von anderswo. Nur wollte mir verdammt nochmal nicht einfallen, woher.Diese verschlüsselte Erinnerung erwachte jedenfalls nur, wenn seine Augen diesen bestimmten Glanz trugen, wie auch in der ersten Nacht, bei Vollmond.
Als hätte sich ein Kloß in meinem Hals gebildet, musste ich fest schlucken. Irgendetwas brodelte förmlich in mir und versuchte zu erwachen. Das unbeschreibliche Gefühl verschwand jedoch so schlagartig wie sich Milo's Blick von mir abwandte.„Zum Glück ist die Kugel nicht weit eingedrungen, also keine großartigen Schäden. Marcus konnte mir sehr helfen, also gehts mir den Umständen entsprechend recht gut kann man sagen." murmelte dieser nun etwas unsicher.
„Da das nun geklärt ist, mache ich mich wieder aus dem Staub. Ich hab heut noch viel zu erledigen." pflichtete Marcus bei, packte die Ledertasche und trug sie zurück an ihren Platz. „Du solltest Schmerzmittel nehmen, sobald die Betäubung anfängt nachzulassen. Ich schick dir das Rezept." rief er noch beim rausgehen.Ich fand es ziemlich komisch, wie schnell dieser Typ auftauchte und wie schnell er daraufhin wieder verschwand.
„Wieso hat Henri dich denn eigentlich angeschossen?? Hattest du ein verdammtes Wolfsfell an oder was? So blind kann er doch nicht gewesen sein! Und er klang ziemlich überzeugt als er gesagt hat, dass er ein riesen Tier erwischt hatte!" sprudelte es aus mir heraus, als gäbe es kein Morgen.
„Ich weiß nicht, da war auch ein Wolf, aber Henri hat mich stattdessen erwischt. Keine Ahnung wie das passieren konnte, aber ich würde mich gern etwas ausruhen."
„Warte, eine Frage noch. Wieso musstest du dann weglaufen? Du hättest bestimmt schneller versorgt werden können, wenn du einfach zu Henri und seinen Kollegen gegangen wärst?!" Empört sah ich ihn an.
Ich hatte Mitleid mit ihm, da die Wunde vor der Betäubung bestimmt höllisch wehgetan hatte und noch dazu gefährlich war, aber das schien alles keinen Sinn zu ergeben.
Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er mich anlog. Deshalb wollte ich ihn konfrontieren, bis er mit der eigentlichen Geschichte rausrücken würde.
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who are you?
Romance"Wer bist du?" Wie gelähmt sah ich ihm in seine glühenden, grünen Augen. "Oder besser gesagt, was bist du.." hauchte ich, gefüllt von purer Angst. "Freya, ich flehe dich an, du musst mir vertrauen" keuchte er, als er seine Hände um meinen Hals und...