Aufregende Begegnung

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Sicht von Freya

Warme, behutsame Hände berührten mich. Gespräche wurden lauter. Eine bekannte Stimme war zu erkennen. Aber ich war wie im Trance. Energie tanken.
Energie, die mir jetzt längere Zeit gefehlt hatte. Treppen knarzten. Eine Tür ging auf. Aufeinmal lag ich wie in Wolken. Etwas warmes streichelte mir über die Wange, sodass eine angenehme Gänsehaut über meinen Körper zog. Ich fühlte diese lang ersehnte Geborgenheit.

09:48Uhr

Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht. Verschlafen rieb ich mir die Augen.
Scheiße, hab ich gut geschlafen.
Warte mal. Das ist ein Bett. Ich bin nicht im Auto? Wo bin ich?
Ich konnte mich nicht daran erinnern, aus dem Auto ausgestiegen zu sein..

Verwirrt blickte ich umher und fand mich in einem sehr schicken Schlafzimmer wieder.
Ich entschied mich meine Mum zu suchen, bevor ich noch unnötig in Panik ausbrach. Vielleicht waren wir bereits am Zielort angelangt und sie hatte mich einfach ins Bett getragen. Weit und breit war aber niemand zu sehen.

Morgens überkam mich immer ein kleiner Schwindel, wie jetzt auch. Meine Versuche normal zu gehen, scheiterten.
Wie ich es hasse. Nichtmal richtig sehen konnte ich, da alles noch so verschwommen war. Wie ein Bär nach dem Winterschlaf..

Ich taumelte also Richtung Tür, verlor jedoch endgültig das Gleichgewicht. Ein leiser Schrei entwich meinen Lippen, als ich mit dem Kopf zuerst auf den Boden zu knallen drohte, doch etwas hielt mich auf. Ein starker Arm hievte mich zurück nach oben und legte sich stützend um meine Hüfte. Sicher nicht meine Mum.

"He, vorsichtig Kleine, du tust dir noch weh!" grummelte die tiefe Morgenstimme einer definitiv männlichen Person. Geschockt stand ich da und traute mich fast nicht nach oben zu blicken. Was hatte ich überhaupt an?
Die andere Hand legte sich vorsichtig unter mein Kinn, und der Unbekannte hob meinen Blick. Ich sah direkt in seine durchdringenden, strahlend olivgrünen Augen.

Diese Augen.. und das Gesicht.. und der Körper... Verdammt, wer ist dieser Hottie? Er musterte mich von oben bis unten und hörte einfach nicht auf zu grinsen. Das lag wohl daran, dass ich in diesem Moment super verwahrlost ausgesehen habe, vorallem mit den zerzausten Haaren und-
ohh fuck das ist nicht mein T-Shirt! Viel zu groß. Und es ist weiß. Und ich hab.. viel geschwitzt. Scheiße, man sieht fast alles durch.

"Wer bist du überhaupt?!" versuchte ich gekonnt abzulenken, damit mich sein durchdringender Blick nicht weiter bis auf die Knochen mustern würde. Meine Stimme versagte jedoch und heraus kam nur ein heisernes Krächzen.
Du peinliches Stück Scheiße. Dabei stand ein absoluter Gott vor mir und ich benahm mich doch tatsächlich wie eine 13-jährige.

"Ich bin Milo, und du bist Freya richtig?" fragte er mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen. Super, er kannte also auch schon meinen Namen. Was wusste er noch? Hoffentlich nichts.
"Woher-"
"Deine Mum hats mir verraten.
Wir haben euch nämlich gestern Nacht vor unserem Hof gefunden, als eure Karre abgekackt ist. Mein Vater hat euch angeboten, bei uns zu übernachten und dann hab ich dich hier nach oben getragen. Aber an das kannst du dich bestimmt nicht mehr erinnern, weil du tief und fest geschlafen hast."

Wow. Also doch kein Traum. ER hat mich hochgetragen. Seine Hände waren die, die sich so gut angefühlt hatten. Die Geborgenheit. Fuck. Hoffentlich konnte der Typ keine Gedanken lesen.

Trotz allem überforderte mich die Situation. Was wenn er log, genauso wie Pedro damals. Vielleicht war ich Opfer einer Entführung oder-
Meine Gedanken stoppten, denn ich wusste, was ich ganz sicher war. Paranoid. Verzweifelt versuchte ich mich selbst zu beruhigen, bevor Milo es merken würde. Doch das hatte er bereits.

"Hey, ich weiß du bist noch bisschen durch den Wind, aber mach dir keine Sorgen, deine Mum is bald wieder da. Sie ist vor ca. ner Stunde mit meinem Vater zum Markt gegangen, paar Sachen einkaufen." sagte er mit einer ziemlich beruhigenden Tonlage.
Seine Hand griff vorsichtig nach meiner, während er Blickkontakt suchte. Als er meine Hand berührte, kribbelte diese und ich bemerkte die angenehme Wärme, die von seinem Körper ausging. Mein Versuch, seinem magnetischem Blick zu entfliegen, scheiterte kläglich. "Vertrau mir bitte. Wir sind wirklich keine schlechten Menschen. Wir wollen euch helfen. Außerdem hab ich den Auftrag erhalten, auf dich aufzupassen, und dann tue ich dass auch. Sowas nehm ich ziemlich ernst." raunte er mir zu.

Zugegeben, seine Worte taten mir gut. Aber wenn ich eines nicht war, dann leichtgläubig. Trotzdem fühlte es sich so an, als würde er die Wahrheit sagen. "Ok, ich vertraue dir", flüsterte ich etwas zögerlich. Diesen Satz hatte ich bisher immer bereut. Damals hatte Pedro mein entgegen gebrachtes Vertrauen missbraucht und mir einiges an Schaden zugefügt.

Milo atmete zufrieden aus, als ich meine Aussage beendete und ließ langsam meine Hand los. Mein Herz klopfte aus irgendeinem Grund wie verrückt. Verdammt, für sowas hab ich keine Zeit! Lass es Freya, er ist nicht anders. Er wird dir genauso weh tun, wie Pedro.

"Alsoo, hast du Hunger Kleine?" riss er mich aus meinen Gedanken. Ich nicke. Mein Magen tat schon fast weh vor Hunger, aber das verriet ich ihm natürlich nicht. Der intensive Schweißgeruch, welcher von mir ausging, erinnerte mich an die Dringlichkeit duschen zu gehen.

"Ich geh erst noch duschen okay?" sagte ich deshalb.
Milo grinste. "Mach das. Ich warte unten." antwortete er.
Schon fast verschwunden,  zog ich ihn doch noch an seinem Oberteil zurück. "Warte! Wo sind meine Sachen?" hauchte ich verzweifelt.
"Du brauchst also was zum anziehen? Warte kurz." sagte er und tappte die Treppe hinunter. Seufzend blickte ich dem geheimnisvollen Typen hinterher. Ich hatte schon immer eine Schwäche für lockiges Haar und auch seine schönen Hände gefielen mir fast schon etwas zu gut. Außerdem mochte ich es, wenn Typen Ringe trugen, und das tat er.

Da kam Milo auch schon wieder. Mit einer Jogginghose, einem königsblauen Hoodie und einem T-Shirt in der Hand. Gottseidank kein weißes.
"BH's besitze ich leider keine, aber das passt schon so." grinste er. Wow, dieser verdammte, heiße Mistkerl. Mein Morgen hätte nicht besser verlaufen können.
Auch ich musste grinsen, gefolgt von einem Kopfschütteln.
"Danke!" rief ich ihm zu, als ich bereits in Richtung Dusche hüpfte.

Ich konnte es kaum erwarten, seinem eindringlichen Blick endlich zu entfliehen, denn dieser machte mich offensichtlich nervös.

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Hoffe die ersten 3 Kapitel haben euch gefallen. Die waren sowas wie ne Einleitung, jetzt baut sich erst die Spannung auf :)

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