Ein indirektes Geständnis

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Meine Hände verkrampften allmählich und als ich diese Erinnerung Stück für Stück zurückerlangte, erstarrte ich von Kopf bis Fuß.
Alles war wieder da und ich wusste nicht einmal, warum es gefehlt hatte.

Die Gedanken nachdem ich Milo und Pablo vorm Fenster belauscht hatte, mein Plan sie daraufhin zu konfrontieren und die blutige Schlacht. Und diese unmenschlichen...

Man sollte über mich wissen, dass ich sehr lange die Luft anhalten konnte, doch inzwischen schnürte es mir die Kehle zu.
Zwischen den Algen und all dem zu ,schweben'   fühlte sich nicht mehr angenehm an,
Nur wollte ich nicht zurück an die Luft. Wie eine Lawine hatten mich diese Informationen überrollt und nun fehlte mir die Luft und Zeit diese überhaupt erst zu verarbeiten.

Die Entscheidung, ob ich Unterwasser bleiben würde oder nicht, wurde mir jedoch plötzlich abgenommen.
Zwei kräftige Hände packten mich an der Taille und zogen mich unsanft an die Oberfläche. Erschrocken versuchte ich mich von diesem festen Griff zu befreien, scheiterte aber kläglich.
Über Wasser sog ich scharf nach Luft und begann heftig zu keuchen.
„Freya was sollte der Scheiß?! Wolltest du dich etwa umbringen??" Verständnislos sah die große Gestalt auf mich herab. Als sich meine Atmung beruhigt hatte, hob ich den Blick. Natürlich schwamm dort Milo vor mir, was ich bereits an der angenehmen Wärme, die jedesmal von ihm ausging, erkannt hatte.
Er hielt mich noch immer fest und schaute ziemlich besorgt drein.

Einerseits wäre ich ihm gern um den Hals gefallen, andererseits wollte ich seine Hände wegschlagen und auf Abstand gehen.
„Dieser Typ lügt dich ganz gewaltig an Freya!" flüsterte das Teufelchen in mir.
„Aber er bemüht sich und sorgt sich um dich!" konterte das Engelchen.

Ich konnte beiden nicht ganz zustimmen.
„Kommt noch ne Antwort, Kleine? Oder muss ich dich erst wiederbeleben?" sagte er und schmunzelte frech.
Woher diese 180Grad-Drehung der Stimmungslage?

„Ich bin nicht klein." murmelte ich daher etwas schnippisch.
Seufzend zog er mich in seinen Arm.
„Ich hatte nen halben Herzinfarkt als ich dich Unterwasser gesehen hab!"
Ooh fuck. An seiner warmen Brust zu liegen war eindeutig viel zu angenehm. Ich wollte mich aus dieser Umarmung lösen, da ich nach wie vor sauer auf ihn war, aber es tat einfach viel zu gut.
Für einen Moment hätte ich das mit den Augen und Krallen fast vergessen, doch da war es wieder.

„Milo, lass mich bitte los."
Verwirrt löste er seinen Griff und sah mich noch besorgter an als zuvor.
Ich holte tief Luft.
„Ich will ja garnicht dass du loslässt, aber ich kann das einfach nicht. Nicht bevor ich weiß, was da letztens im Weinkeller passiert ist."
Sein Blick erstarrte und würde düster. Mich erinnerte sein Gesichtsausdruck stark daran, wie er mich in der ersten Nacht nach unserer Begegnung angesehen hatte, als Vollmond wurde.
Was sollte dass denn eigentlich mit dem verdammten Mond zu tun haben??

Und als würde mir diese helle Scheibe, die einem in der Nacht entgegen leuchtete, einen Streich spielen wollen, öffnete sich die Wolkendecke und der Mond wurde sichtbar.
Für einen kurzen Moment dachte ich, es wäre Vollmond, aber ein Stückchen fehlte noch.

„Was meinst du?" gab er unsicher von sich und schielte zum Mond hinauf. Es war bereits etwas düster geworden, aber noch nicht Nacht.
„Du weißt genau was ich meine! Und du weißt auch, dass du mir das mal erklären solltest, denn langsam werd ich hier verrückt!"
Meine Stimme zitterte.
Vielleicht weil ich Angst hatte, vielleicht aber auch weil mir langsam echt kalt geworden war.
„Komm ich bring dich heim, du erkältest dich sonst noch." sagte er und zog mich bereits zum Ufer.
Mit einem Satz schlug ich seine Hand weg und sah ihn zornig an.
„Nein, du wirst es mir jetzt sagen. Lieber hole ich mir hier den Tod als dass ich eine weitere Ausrede von dir einfach so hinnehme." fauchte ich.
Eine Träne kullerte meine Wange hinunter.
Emotional war ich nun ziemlich an meine Grenzen gekommen.
„Bitte versteh doch, dass ich das tue um dich zu beschützen." seufzte Milo.
„Vor was denn beschützen!?" schrie ich.
Ich konnte den dicken Kloß einfach nicht weiter hinunterschlucken.

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