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Seit dem Vorfall im Club waren einige Tage vergangen. James hatte mir versichert, dass dieser Bastard seine gerechte Strafe bekommen hatte, doch als ich weiter nachfragen wollte, hatte er mich abgewürgt. ‚Ich sollte mir einfach keine Gedanken mehr machen' waren seine Worte gewesen.

Das Verhältnis zwischen James und mir war lockerer geworden. Wir sprachen uns beim Vornamen an und verbrachten ab und zu die Mittagspause miteinander. Ich hatte das Gefühl zwischen uns konnte sich eine wunderbare Freundschaft entwickeln. Logan und ich hatten seit dem Abend im Club nicht mehr viel geredet. Ich war enttäuscht und sauer, dass er sich keine Gedanken um mich gemacht hatte. Ich hatte nicht eine Nachricht von ihm erhalten. Wir hatten zwar kurz telefoniert aber dann nur gestritten und ich war danach noch mehr verletzt von seinem Unverständnis gegenüber mir. Ein wahrer Freund hätte sich wenigstens am nächsten Morgen nach mir erkundigt.

Ich war gerade dabei alle Termine der kommenden Monate in unseren Onlinekalender einzutragen, als es an der Tür klopfte. Ich rückte meine schwarze Bluse zurecht und fuhr mir durch meine schwarzen Haare, bevor ich die Tür meines Büros öffnete. Ich blickte in braune Augen, welche mich mit einem reuevollen Blick anschauten. „Können wir bitte reden?", fragte Logan bittend. Seine blonden Locken waren zerzaust und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Er sah fertig aus und von seiner sonst leuchtenden Ausstrahlung war nichts zu sehen. „Ich hab später in der Mittagspause Zeit.", sagte ich und lächelte leicht. Ich war zwar immer noch enttäuscht und verletzt, aber trotzdem wollte ich ihn nochmal die Chance geben mit mir zu reden. Ich hatte das ungute Gefühl, dass ihn noch etwas anderes sehr belastete. Ich konnte Erleichterung in seinem Blick ausmachen. Er verabschiedete sich mit einem ‚Bis Dann' und ich widmete mich wieder meiner Arbeit.

Pünktlich zur Mittagspause klopfte es erneut an meiner Tür. Ich packte meine Tasche zusammen und warf meinen grauen Mantel über. Ich checkte nochmal mein Gesamtbild im Spiegel bevor ich die Tür öffnete. Doch vor mir stand nicht Logan, sondern ein zierliches, braunhaariges Mädchen. Ihre Haare waren zu einem lockeren Zopf zusammengebunden und eine große, schwarze Hornbrille zierte ihr Gesicht. Es war unsere Praktikantin Bella Scott, welche ich zwischen den Beinen von James erwischt hatte. Sie trug ein knielanges, schwarzes Kleid, welches ihr üppiges Dekolleté zur Geltung brachte. „Hätten sie kurz Zeit für mich?", fragte sie schüchtern. Ich nickte und gewährte ihr Einlass in mein Büro. „Ich wollte mich bei ihnen für die Unannehmlichkeiten demletzt entschuldigen. Solch ein Verhalten ist unhöflich und respektlos. Ich hoffe sie denken nichts falsches von mir.", sie blickte beschämt zu Boden. Ich war überrascht, dass sie den Mumm hatte sich dafür bei mir zu entschuldigen. „Ich gebe ihnen nur einen Tipp. In dieser Branche kommen sie nicht weit wenn sie die Beine für irgendjemanden breit machen. Sie sind ein schlaues Mädchen, sowas haben sie absolut nicht nötig.", antwortete ich. Geschockt von meiner offenen Antwort blickte sie mich an. „Es war eine einmalige Sache. Mr. Bridgestone ist einfach unwiderstehlich und ich konnte nicht anders. So doof das auch klingt, aber sie wissen bestimmt wovon ich rede, so wie sie ihn immer anschmachten.", sagte sie mit einem pampigen Unterton in der Stimme und verließ dann schnellen Schrittes mein Büro. Dieses Mädchen war naiv und jung und ich nahm ihr diese pampige Antwort nicht übel, da ich selbst mal an ihrer Stelle gewesen war. Aber bei einem hatte sie recht-James war unwiderstehlich. Unwiderstehlich heiß.

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Logan und ich konnte die Sache schnell aus der Welt schaffen und er hatte sich aufrichtig bei mir entschuldigt. Ich war froh, dass er Einsicht gezeigt hatte, trotzdem würde ich die Sache nicht ganz so schnell vergessen können. Wir hatten nicht viel Zeit gehabt und deshalb konnte ich ihn nicht fragen, warum er so fertig aussah.

Mit einer Tasse Tee in der Hand begab ich mich wieder zurück in mein Büro und widmete mich wieder dem Berg an Arbeit, welcher heute noch vor mir lag. James hatte sich heute nicht einmal bei mir gemeldet. Vermutlich saß er wieder den ganzen Tag in irgendwelche Meetings fest. Bellas Worte schossen mir wieder in meinen Kopf und ich fragte mich wieso James sich überhaupt auf sowas eingelassen hatte. Er war ein reifer Mann mit Stil und Disziplin. Affären hatten am Arbeitsplatz nichts zu suchen. Das waren seine Worte gewesen. Ich wurde aus diesem Mann einfach nicht schlau. Der anfängliche Unmut gegenüber mir hatte sich gelegt und auch ich hatte meine anfänglichen Vorurteile abgelegt, aber irgendwas sagte mir das dieser Mann etwas zu verbergen hatte. Wir hatten uns zwar angefreundet, aber es war eher auf einer freundlichen, oberflächlichen Ebene.

Ich war so vertieft in meine Arbeit das ich das Klingeln meines Handys zuerst nicht bemerkt hatte. Es war meine Mum. Seufzend nahm ich den Anruf entgegen. „Hallo Mum.", sagte ich und wappnete mich für ihre Standpauke, dass ich mich viel zu lange nicht gemeldet hatte. „Hallo mein Schatz. Schade, dass du dich so lange nicht gemeldet hast. Ich bin doch deine Mutter! Wie geht es dir?", fragte sie und ihre aufgeregte, schrille Stimme machte mich jetzt schon verrückt. „Mir geht es gut. Ich arbeite gerade.", sagte ich mit leicht genervtem Unterton. „Hättest du einen Mann an deiner Seite müsstest du nicht immer so viel arbeiten.", sagte sie tadelnd. Ich verdrehte meine Augen. Jedes Mal fing sie mit diesem Thema an. Gerade als ich zur Antwort ansetzen wollte öffnete sich meine Bürotür. James betrat den Raum. „Ich muss auflegen. Wir telefonieren ein anderes Mal.", ich legte, ohne auf eine Antwort abzuwarten, auf.

„Sorry ich wollte Dich nicht stören.", sagte James und lächelte mich an. Kleine Grübchen bildeten sich in seiner Mundpartie. Wow. Dieser Mann hatte ein wunderschönes Lächeln. „Es war nur meine Mum. Du hast mich ehrlich gesagt gerettet!", ich lächelte zurück. „Mütter sind einfach anstrengend.", er verdrehte die Augen und stütze sich dann auf meinem Schreibtisch auf. „Ich würde dich gerne auf meine nächste Geschäftsreise mitnehmen. Ich denke es wäre wichtig, damit meine Partner dich endlich mal persönlich kennenlernen. Es gibt einige Termine die wir wahrnehmen würden. Es geht allerdings morgen schon los.", James blickte mir gespannt in die Augen. Sekretärinnen gingen normalerweise nicht auf Geschäftsreisen mit. „Du bist eben was besonderes.", sagte James und lachte. Ich hatte meine Gedanken laut ausgesprochen. „Ich wäre auf jeden Fall dabei.", sagte ich und strahlte bis über beide Ohren. Ich war für James etwas besonderes. „Mein Fahrer holt dich morgen pünktlich um 9 Uhr ab. Ich hoffe sie sind bereit, denn ich dulde keine Verspätungen.", auf einmal sah er mich ernst an und seine grünen Augen wurden dunkler. Sie wurden begierig. Ein plötzliche Gänsehaut überzog meinen ganzen Körper.  Auf einmal war eine erotische, fast schon animalische Spannung zwischen uns und mir wurde unglaublich heiß. Auf einmal beugte James sich über den Schreibtisch und kam mir so nahe das sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust und ich schaute ihn mit großen Augen an. „Schlechtes Verhalten wird bestraft. Merk dir das! Ich hoffe du kannst mich auf der Geschäftsreise von deinen Qualitäten überzeugen. Ich habe noch viel mit Dir vor.", die plötzliche Ernsthaftigkeit in seiner Stimme ließ mich erschaudern. Diese Zweideutigkeit seiner Worte machte mir Angst. Er legte seine Hand an meine Wange und strich sanft über meine Lippen. „Hab keine Angst.", hauchte er, dann drehte er sich ruckartig um und verließ schnellen Schrittes mein Büro.

Ich konnte immer noch nicht verstehen was da gerade passiert war. Meine Lippe prickelte an der Stelle, wo James darüber gestrichen hatte. Sein Daumen war so sanft gewesen. Sein Duft hing immer noch in der Luft und ich konnte mich einfach nicht daran satt riechen. Mein Herz klopfte immer noch wie wild und ich zitterte am ganzen Körper. Ich kniff mir mehrmals in den Arm um auch wirklich sicher zu gehen, dass dies keine meiner feucht fröhlichen Sexträume gewesen war. Es war real. Ich war für ihn etwas besonderes. Dieses Hin und Her und seine Zweideutigkeit machten mich verrückt. Im einem Moment war er der nette Chef und im anderen Moment der böse, gefährliche Teufel. Ich wusste schon jetzt, dass ich all meine Regeln für ihn über Bord werfen würde. Dieser Mann hatte schon längst die Kontrolle über mich.

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Puh James ist ganz schön verwirrend. Dieses Hin und Her macht einen ja fertig!
Was denkt ihr von James? Denkt ihr er hat was gefährliches zu verbergen?

Küsschen
Lushky

verbrenne dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt