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Einige Tage waren inzwischen vergangen, doch ich hatte James nicht wieder gesehen. Er hatte mich entweder hier alleine zurückgelassen oder kam erst dann wenn ich bereits eingeschlafen war. Wahrscheinlich tat er wieder irgendwas so Schlimmes und Gefährliches, dass ich es nicht erfahren durfte oder vielleicht war ich es ihm auch einfach nicht wert in sein Leben involviert zu sein. In mir war eine betäubende Leere. Die Gefühlsachterbahn der letzten Monate war einfach zu viel für mich gewesen. Noch immer fiel es mir schwer das alles überhaupt zu verarbeiten und ich hatte Angst davor mich dieser Welle an Schmerz zu stellen.

Seit mehreren Tagen hatte ich das Bett nicht mehr verlassen. Martas Versuche mich zum Duschen und Essen zu überreden waren alle fehlgeschlagen. Immer wieder musste ich an die Zeit vor James denken. Alles war so unbeschwert gewesen und mein einziges Problem, dass ich hatte, war, nicht immer unpünktlich zur Arbeit zu kommen. Wieso zum Teufel schloss James mich dauerhaft aus und wahrte diese Distanz außerhalb unseres Sexlebens?

Gerade als ich mich aus dem Bett schälen wollte, klopfte es an meiner Tür. „Lass mich in Ruhe Marta.", rief ich und ließ mich zurück ins Bett fallen. Es war normalerweise nicht meine Art so unfreundlich zu sein, doch ich konnte es nicht mehr  ertragen in ihr sorgenerfülltes Gesicht sehen zu müssen. „Hier ist nicht Marta.", hörte ich eine tiefe Stimme sagen. Mein Herz rutschte in meine Hose. Die Tür öffnete sich und vor mir stand James. Sein Hemd hatte er halb geöffnet und seine Haare waren zerzaust. Er sah aus als hätte er nächtelang nicht geschlafen. Unter seinen Augen waren dunkle Ringe und seine rechte Wange schimmerte bläulich.

Mein Mund war staubtrocken und ich konnte mich nicht bewegen. James musterte mich ebenfalls und kam in langsamen Schritten auf mich zu. Seine Augen waren stumpf und das sonst so leuchtende Grün seiner Augen war erloschen. Wir hatten uns alles gegeben und uns alles genommen. Unsere Liebe war toxisch und wir hatten uns beide daran verbrannt. Angst machte sich in mir breit, denn ich hatte keine Ahnung wie es zwischen uns weitergehen würde. War unsere Liebe stark genug um all das zu überwinden oder würden wir daran zerbrechen?

James schien ähnliche Gedanken wie ich zu haben, denn er setzte sich neben mich in das große Bett und lehnte erschöpft seinen Kopf auf meine Schulter.  Wie gerne hätte ich meine Wut rausgelassen und ihn von mir gestoßen. Ihn angeschrien und gefragt wieso er mir das jedes Mal antat. Doch ich war zu schwach und wollte endlich zur Ruhe kommen. Ich fragte auch nicht mach, wieso sein Gesicht so aussah und er so lange weg war. Ich war einfach zu schwach.
Eine Weile lagen wir einfach nur so da und starrten in die Leere.  Dann löste sich James von mir, stand auf und schob seine Hände unter meine Knie und meinen Rücken. Mit seiner letzte Kraft transportiere er mich ins Bad und ließ mich in der Dusche nieder.

Auf wackeligen Beinen hielt ich mich an ihm fest. Vorsichtig ließ er das lauwarme Wasser über meinen Körper fließen. Meine Haare waren wahrscheinlich schon so verknotet, dass man sie nicht mehr kämmen konnte, doch James ließ sich Zeit und kümmerte sich liebevoll um jeden einzelnen Zentimeter meines verkommenen Körpers. Er seifte mich ein und massierte dabei meine verspannten Muskeln. Diese Stille zwischen war nicht unangenehm, sondern sie tat unfassbar gut. Zum ersten Mal konnte wir beide einfach nur sein. Keine unangenehmen Gespräche und kein Sex, sondern einfach nur wir uns unsere Körper.

Nachdem James mich geduscht hatte wickelte er mich ein großes, flauschiges Handtuch und trug mich zurück ins Bett. „Du musst was essen liebes.", sagte er und strich mir über meine Wange. Sein Blick war besorgt. Ich schüttelte den Kopf. Seit Tagen hatte ich keinen Hunger mehr und der Gedanke daran etwas essen zu müssen, bereitete mir eine Übelkeit. „Bitte Bella. Ich bitte dich.", flehte er mich an. Da ich zu schwach war um meinen Kopf durchzusetzen gab ich mich geschlagen und nickte. „Wir treffen uns in zehn Minuten unten. Ich liebe dich.", sagte er sanft und drückte mir einen Kzss auf die Stirn.

verbrenne dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt