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Mein Herz hämmerte mir bis zum Hals, als die Limousine vor dem großen Gebäude hielt, in dem die heutige Gala stattfand. Massimo saß neben mir und sah umwerfend aus. Seine Haare waren zurückgekämmt und der maßgeschneiderte Anzug umspielte seinen muskulösen Körper. Sanft legte er eine Hand auf meinen Schenkel, was mir eine Gänsehaut bescherte. „Bist du bereit?", fragte er und lächelte mich verschmitzt an. Ich nickte und bevor ich auch nur weiter nachdenken konnte, wurde auch schon die Tür geöffnet. Massimo war bereits ausgestiegen und hielt mir seine Hand hin. Wie ein kleines Kind klammerte ich mich an seine Hand und versuchte elegant auszusteigen. Schon jetzt wurden wir mit Blitzlichtgewitter überhäuft. Meine Knie fühlten sich an wie Wackelpudding und ich hatte das Gefühl jeden Moment umzukippen. Massimo schien meine Unsicherheit und Nervosität zu bemerken und legte beschützend einen Arm um meine Taille.

„Einfach Lächeln.", flüsterte er mir zu und gemeinsam liefen wir über den roten Teppich. Mit Massimo an meiner Seite beruhigte ich mich bei jedem Schritt und fühlte mich immer wohler. Es war mir egal, ob ich perfekt aussah oder mein Gesicht morgen auf jedem Klatschblatt zu sehen sein würde. Ich genoss einfach den Moment.

Als wir das Foyer betraten, richteten sich alle Blicke auf uns. Ich wusste, dass Massimo ein bekannter Geschäftsmann und ähnlich wie James sehr erfolgreich in seinem Bereich war. Doch Massimo ließ sich von den ganzen Rummel um uns nicht beirren sondern lief einfach weiter. Es war als würde jeder abschätzende oder neidische Blick einfach an ihm abprallen. Ich war froh, als wir endlich den Hauptsaal betraten und im Gewimmel nicht mehr auffielen. Eine Kellnerin brachte uns Champagner und wir begrüßten verschiedene Geschäftsmänner deren Frauen allesamt das Klischee junger, hübscher Blondinen erfüllten.

Ich nippte an meinem Champagner und das prickeln auf meiner Zunge brachte eine Erinnerung in meinen Kopf. Es erinnerte mich an den Flug mit James, als wir zum ersten Mal diese extreme Anziehung gespürt hatten. Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und ich versuchte die Bilder in meinem Kopf zu verdrängen. Wir waren Geschichte und ich hatte jetzt eine Zukunft mit Massimo vor mir. Hoffte ich zumindest.

„Isabella?", Massimo musterte mich von der Seite. Ich erwachte aus meiner Trance und landete wieder im hier und jetzt. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass wir gerade mitten in einer Unterhaltung steckten. „Dein Projekt. Was machst du da genau?", fragte ein älterer Herr, welcher mir eher auf mein Dekolleté starrte, als mir ins Gesicht zu blicken. „Ich darf leider noch nicht allzu viel verraten, aber es geht darum die Finanzwelt vor allem jungen Menschen näher zu bringen. Ein Ort an dem sie alles wichtige lernen können, da dies ja leider in der Schulbildung nicht verankert ist.", sagte ich und lächelte falsch. Der Mann nickte anerkennend und leckte sich über die Lippen. „Falls sie Unterstützung brauchen, können sie sich gerne melden.", meinte er und zwinkerte mir zu. Ich versteifte mich. Massimo schien dies zu bemerken und umschlang meine Taille mit seinem Arm, um mich an ihn heranzuziehen. Sofort überkam mich wieder das Gefühl der Sicherheit.

Der Abend gestaltete sich je später es wurde immer besser. Massimo und ich tanzten ausgelassen und ich genoss seine Gesellschaft sehr. Bei ihm fühlte sich alles so leicht an und es lag keine schwere Last auf meinen Schultern. Außerdem hatte ich mich kein einziges Mal nach James umgesehen und die Erinnerung an uns erfolgreich verdrängt. „Möchtest du nach Hause?", fragte Massimo mich, als wir gerade eng umschlungen miteinander tanzten. Er presste seinen Schritt gegen mich und ich konnte seine Härte an meinem Bauch spüren. Ich fragte mich, wie lange er schon erregt war. Ich nickte und spürte wie röte in mein Gesicht schoss. „Du in diesem Kleid, dass macht mich schon den ganzen Abend verrückt.", raunte er in mein Ohr und nahm mich bei der Hand. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass es erst 23 Uhr war. „Können wir die Gala überhaupt schon verlassen?", fragte ich verdutzt, doch er antwortete nicht, sondern ging schnellen Schrittes auf das Foyer zu und zog mich an seiner Hand hinterher. Seine Reaktion war Antwort genug.

Gerade als wir die Tür erreicht hatten blickte ich auf und meine Augen trafen auf grüne Smaragde. Mein Herz blieb stehen. James. In seinem Blick konnte ich pure Verzweiflung lesen und unter seinen Augen waren tiefe Schatten zu erkennen. Er sah ziemlich fertig aus. Sofort machte sich Sorge in mir breit. Doch je mehr ich versuchte seine Gedanken zu lesen, desto mehr verschloss sich sein Blick vor mir. Massimo griff nach meiner Taille und blickte zwischen James freundlich an. „James mein alter Freund. Schön dich zu sehen.", sagte er und hielt ihm die Hand hin. Mein Herz rutschte in meine Hose. In mir herrschte das reinste Chaos. Ich wusste nicht, was ich fühlen oder denken sollte. Mir war klar, dass James und Massimo sich kannten mussten und sicherlich hatte Massimo uns beide schon auf sämtlichen Klatschblättern gesehen, aber Massimo und ich hatten nie über James gesprochen. „Schön dich mal ohne dieses Biest zu sehen.", sagte Massimo und lachte. „Ich habe endlich mal Freigang. Entschuldigt mich bitte. Schönen Abend Massimo.", antworte er und nickte mir zu. Meine Kehle war staubtrocken und obwohl ich mich anfangs so sicher bei Massimo gefühlt habe, bin ich auf einmal verunsichert. James war immer noch in meinem Herzen und ich war definitiv noch nicht über all das hinweg was wir gemeinsam erlebt hatten. Nutze ich Massimo nur als Notlösung?

James hatte mir versprochen, dass ich geduldig sein sollte, aber auf der anderen Seite hatte er mich auch tief verletzt. Konnte ich ihm überhaupt noch vertrauen? Mal wieder wurden mir all meine Gedanken zu viel und Tränen bahnten sich einen Weg über meine Wangen. Ohne irgendwelche Fragen zu stellen, griff Massimo unter meine Schenkel und hob mich im Brautstyle hoch. Ich klammerte mich an ihm fest und versuchte verzweifelt meine Tränen und das einhergehende Schluchzen zu unterdrücken.

Kurze Zeit später befanden wir uns in der Limousine und Massimo gab mir den Raum meinen Tränen freien Lauf zu lassen. Schweigend ergriff er meine Hand und gab mir so zu verstehen, dass ich nicht alleine war. In mir tummelte sich ein Gefühlschaos und ich wusste nicht wohin mit meinen Gedanken. Hätte ich mehr um James kämpfen sollen? Wenn man jemanden liebt, dann sollte man kämpfen. Das hatte ich zumindest überall in jedem Liebesratgeber gelesen. Doch wieso kämpfte James dann nicht um mich? Wieso hatte er mich so von sich weggestoßen und nicht alles von Anfang an mit mir geteilt. Massimo hingegen war so anders. Er gab mir das Gefühl besonders und genug zu sein.

„Möchtest du nach Hause?", Massimos raue Stimme riss mich aus meiner Gedankenspirale. Ich schüttelte den Kopf. Heute Nacht wollte ich definitiv nicht alleine sein. „Ich möchte bei dir sein.", krächzte ich mit meiner verheulten Stimme.

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Die kalte Dusche hatte gut getan und meine Gedanken waren nun etwas klarer. Ich war dankbar, dass Massimo mich nicht gedrängt hatte zu erzählen was los war, sondern mir meinen Freiraum gab, um mit meinem Gefühlschaos klarzukommen. Mir war bewusst geworden, dass James immer ein Teil meines Herzens sein würde und ich noch lange nicht über ihn hinweg war. Die tiefen Wunden unserer intensiven Liebe mussten heilen und dafür brauchte es Zeit. Trotzdem konnte ich meine Gefühle gegenüber Massimo nicht einordnen. Keinesfalls wollte ich ihn ausnutzen, um James zu vergessen. Er hatte mich ebenfalls, auf eine andere Art und Weise tief berührt.

Als ich mir eine dunkelblaue Jogginghose und ein weises T-shirt von Massimo angezogen hatte, ging ich ins Wohnzimmer. Massimo saß ebenfalls in einer grauen Jogginghose, ohne Oberteil auf dem Sofa und  war in sein Handy vertieft. Ich beobachtete ihn eine Weile. Er sah so unglaublich gut aus. „Willst du weiter starren oder endlich zu mir kommen?", sagte er und blickte von seinem Handy hoch. Ich fühlte mich ertappt und wurde rot. Schüchtern tapste ich zu ihm und ließ mich rittlings auf seinem Schoß nieder.

„Du gefällst mir in meinen Klamotten, Baby.", raunte er in mein Ohr und zog meinen Oberkörper an sich. Ich bettete meinen Kopf in seiner Halsbeuge und sog seinen Duft ein. Wie konnte ein Mensch so unglaublich gut riechen?

„Entweder wir reden und wenn du dich danach bereit fühlst, würde ich gerne eine Session mit dir halten, die dir ganz sicher gut tun wird oder wir starten gleich, ohne reden, aber dann habe ich keine Gnade mit dir. Was willst du?", sagte er sanft und fuhr mit seinen Fingerspitzen durch meine Haare. „Erst reden, dann ficken.", antwortete ich. Ich hatte gelernt, dass reden unfassbar wichtig war, denn sonst würde es enden wie bei James und mir.

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Nach Ewigkeiten der Funkstille bin ich wieder zurück! Es tut mir leid, dass ihr so lange auf ein Kapitel warten musstet. Schreibt mir doch gerne ein Feedback in die Kommentare!

Xx Lushky

verbrenne dich nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt