Die Nachricht, die James mir gesendet hatte, machte mich unfassbar glücklich. Eigentlich wollte ich es nicht zugeben, denn sein Verhalten war einfach asozial gewesen, aber ich konnte nicht anders. Er vermisste mich. Wenn ich das bevorstehende Essen mit meiner Schwester überstanden hatte, dann würde ich ihn anrufen. Ich musste einfach seine Stimme hören. Die Art wie er meinen Namen aussprach ließ mich dahinschmelzen. Dieser Mann war wirklich ein Traum. Ich schüttelte den Kopf, um mich aus meiner Tagträumerei zurückzuholen und prüfte mein Aussehen noch einmal im Spiegel. Ich war ausgeschlafener, meine Augenringe waren fast nicht mehr zu sehen. Auch wenn das Verhältnis zu meiner Familie nicht perfekt war, so waren sie irgendwo auch mein Anker.
„Isabella kommst du?", Moms Stimme hallte durch das ganze Haus. Meine Absätze klapperten über den Dielenbogen. Mein Herz klopfte. Ich war gespannt, was aus der kleinen Hexe Celia geworden war. Mom hatte sich wirklich Mühe gegeben. Der Tisch war schön dekoriert und sie hatte die verschiedensten Köstlichkeiten vorbereitet. Celias braune Haare lagen in schönen Wellen über ihren Schultern. Sie trug eine rote Baskenmütze und einen Mantel in derselben Farbe. Auf ihrem schmalen Gesicht lag eine schwarze Hornbrille. Sie war zu einer hübschen jungen Frau geworden. „Hallo Isabella.", sagte sie und blickte mich unsicher an. Ich konnte nicht anders, sondern nahm sie einfach in den Arm. Ich spürte wie sie anfing zu schluchzen und auch ich musste ein paar Tränen verdrücken.
„Es tut mir alles so leid.", flüsterte sie und löste sich aus meiner Umarmung. „Ich weiß.", antwortete ich und strich ihr sanft über den Arm. Ich war ehrlich gesagt überrascht, dass sie sich entschuldigte, aber auch sie war älter und reifer geworden. „Kommt lasst uns essen.", unterbrach Mum unser emotionales Zusammentreffen. Wir setzten uns an den Tisch und begannen uns gegenseitig auf den letzten Stand zu bringen. In den letzten Jahren war schließlich so einiges geschehen.
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Nachdem Celia gegangen war, fiel ich kaputt in mein Bett. Sie hatte so einiges erzählt und ich bewunderte sie sehr für alles was sie erreicht hatte. Es hatte sich fast so wie früher angefühlt als wir immer gemeinsam gegessen hatten. Nur das Dad fehlte. Was er wohl machte? Irgendwann würde ich ihn vielleicht suchen und mich mit ihm auseinandersetzen, aber jetzt war ich einfach noch nicht bereit dazu. Das Celia und ich uns wieder angenähert hatten, tat mir unglaublich gut. Ich wusste, dass wir nochmal ein klärendes Gespräch führen mussten, aber zu wissen, dass es ihr leid tat, war unglaublich schön. Vielleicht wurden wir eines Tages wieder eine richtige Familie und es wendete sich alles zum Guten für mich.
Ich schnappte mein Handy und checkte meine Nachrichten. Logan hatte sich gemeldet und geschrieben, dass es ihm besser ginge, er mich aber sehr vermissen würde. Er war eine der wichtigsten Menschen in meinem Leben und ich war sehr dankbar ihn in meinem Leben zu haben. Ich antwortete ihm und beschloss dann James zurückzurufen. Ich hoffte er ging überhaupt ran. Nach mehrmaligem Klingeln nahm James endlich ab. Lautes Gebrüll und das Klirren von Flaschen war im Hintergrund zu hören. „James?", fragte ich vorsichtig in den Hörer. „Isabella ich kann gerade nicht.", sagte er hart. Er klang verändert. Eiskalt. „Wo bist du James?",fragte ich dieses Mal bestimmender. „Isabella jetzt nicht.", seine Stimme ließ eigentlich keinen Widerspruch zu, aber ich hatte keine Lust mehr. „Du sagst mir jetzt sofort wo du bist. Hör auf mich immer bevormunden zu wollen.", antwortete ich sauer. Doch James legte einfach auf. Wütend schmiss ich mein Handy weg und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Wieso machte er das immer? Wieso behandelte er mich wie ein kleines Kind? Wenn er mit mir nicht reden wollte, musste ich selbst herausfinden was er mir verheimlichte. Denn so langsam beschlich mich ein unangenehmes Gefühl, dass James etwas zu verbergen hatte. Kannte ich dieses Mann überhaupt so gut wie ich dachte?
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, schnappte mein MacBook und gab James' Namen in die Suchleiste ein. Unzählige Artikel von irgendwelchen wirtschaftlichen Magazinen ploppten auf. Ich scrollte ein wenig weiter bis mir ein Artikel von einer Klatschzeitung ins Auge stach. „James Bridgestone sagt Hochzeit mit Lavinia Cabello in letzter Minute ab" stand in Großbuchstaben als Überschrift. Ich klickte auf den Link und ein Bild von James mit einer unfassbar heißen rothaarigen Frau erschien. Nach zwei Jahren Beziehung löst James Bridgestone die Verlobung mit Millionenerbin Lavinia Cabello auf. Gerüchten zu Folge soll sie ihn mehrmals betrogen haben. Ihrer Aussage zufolge ist er gegenüber ihr mehrmals handgreiflich geworden. Mein Herz pochte immer schneller. Eifersucht stieg in mir auf. Ich wollte nicht weiterlesen. Ich klappte meinen Laptop zu und ließ mich auf mein Kopfkissen sinken. Mir wurde schmerzlichst bewusst, dass ich überhaupt nichts über James wusste. Ich hatte ihm mein ganzes Leben anvertraut und er wusste das dunkelste Geheimnis von mir, aber ich wusste rein gar nichts.
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verbrenne dich nicht
Romance„Zügeln sie ihre Zunge Madame.", James Bridgestone trat an den Schreibtisch und stütze sich darauf ab. „Ich glaube ich sollte ihnen mal etwas mehr Benehmen beibringen." Ich lachte auf. Das war doch jetzt nicht sein Ernst. „Das sagen gerade Sie.", sc...