Kapitel 13: Vertrauen

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„GutenMorgen, Ja'far.", flötet Merisa ungewöhnlich gut gelaunt undsetzte sich zu dem Weißhaarigen der gerade dabei ist zufrühstücken.
„Guten Morgen, Prinzessin. Wie kommt es das du sogut gelaunt bist?", er war so nett und schenkte Merisa, die sichihm gegenüber setzte, eine Tasse Tee ein.
Merisa bedankte sichbei ihm und nahm auch direkt einen Schluck des heißen Getränks.„Ich weis auch nicht. Ich habe einfach gute Laune.". Sie summtevor sich hin als sie einen Bissen von dem dünnen Fladenbrot nahm undes mit einem Schluck Tee herunterspülte. „Wo ist eigentlichSinbad?". Sofort verschwand das Lächeln aus Ja'fars Gesicht und erfasst sich genervt an die Stirn.
„Ich habe keine Ahnung. Er istwohl letzte Nacht einfach abgehauen und vergnügt sich wahrscheinlichmit irgendwelchen Frauen...".
„Müssen wir uns Sorgenmachen?"
„Nein, in der Regel findet er selbstständig nachzurück...".
Genau in diesem Moment hörten die beiden einengroßen Aufruhr in der Empfangshalle des Hotels.
Als sie dortangekommen waren, trauten sie ihren Augen nicht. Vor ihnen standSinbad in viel zu knappen Hosen und auch in einem Oberteil was eherwie ein Jäckchen aussah.
Die Wachen des Hotels versuchten ihnzurückzudrängen, da er, leider Gottes, aussah wie ein Verrückteroder ein Perverser.
Ja'far klärte die ganze Situation auf, sodassSinbad das Hotel betreten durfte. Begleitet wird Sinbad von einemMädchen mit roten Haaren und einem kleinen jungen mit blauen Haaren.Sie scheinen beide auf der Durchreise zu sein.
„Was istpassiert?", platzte es sofort aus Merisa heraus. Sinbad kratztesich verlegen am Hinterkopf und lächelte sie an.
„Naja, ichwurde irgendwie ausgeraubt.".
„Aber...wie konnte daspassieren? Du bist...naja du bist eben du?"
Gerade als sichSinbad erklären wollte, fiel ihm sein Berater Ja'far sofort insWort. „Er hat zu viel getrunken, lag im Saufkoma und hat es nichtmitbekommen....das ist nicht das erste mal.", erklärte er peinlichberührt.
Merisa schüttelte nur mit dem Kopf und schaute ihnenttäuscht an, „Unglaublich...".

„Aladdin, Morgiana,das ist Merisa. Sie ist die Prinzessin von Merisantus.", stellteSinbad die Prinzessin vor. Der blauhaarige Junge, der auf den NamenAladdin hört, und das rothaarige Mädchen, Morgiana, schauen Merisamit großen Augen an.
„Woow, deswegen bist du so schön!",schwärmte Aladdin und bewunderte die zierliche Prinzessin. Morgianahingegen nickte ihr nur zu. Sie schien nicht sonderlich gesprächigzu sein.
„Dankeschön..", Merisa spürte wie die rot wurde undschaute verlegen auf den Boden.

Merisa mochte die beiden zwar,doch mit so vielen Menschen um sich herum fühlte sie sich einfachnicht wohl. Sie verabschiedete sich von der Truppe und zog sich aufihr Hotelzimmer zurück.
Dort angekommen setzte sie sich imSchneidersitz auf den großen, runden Teppich in der Mitte desZimmers. Sie legte ihren Armreif, indem der Djinn Neo lebt, vor sichauf den Boden und schaut ihn für eine Weile an.
„Ich weis dusagtest, du könntest mir bei dieser Sache nicht helfen, abervielleicht kannst du mir einen Tipp geben. Was mache ichfalsch?".
Auf einmal strömte schwarzer Rauch aus dem Armreifheraus und formte sich zu einer Gestalt. Vor ihr saß plötzlich derDämon Neo. Er setzte sich ebenfalls im Schneidersitz vor seineGebieterin. Allerdings stützt er seinen Arm auf sein Knie und ließseinen Kopf gelangweilt auf der Handfläche ruhen.
„MeinePrinzessin. Ich sagte bereits, ich kann euch dabei nichtweiterhelfen. Auch ich muss mich an die Regeln halten.",wiederholte sich der Djinn zum Xten mal.
Merisa seufzte und liesden Kopf hängen. „Du sagtest bereits deine Magie gehört zur Magiedes Lebens. Aber warum fühlt sich das ganze dann so...kalt an? Esist als würde mir etwas fehlen, um das ganze zu begreifen.".
Neostarrte sie für einen Moment an und seufzte schließlich. „Ist diran Judar etwas Ungewöhnliches aufgefallen.".
Merisa runzelt dieStirn. Ihr war nicht klar was Judar plötzlich mit all dem zu tunhaben soll, also schüttelt sie einfach mit dem Kopf.
„DieGeschichte über das Schicksal, die Rukh und auch was Magi sind hatdir dein Bruder Mirandus sicher schon unzählige Male erzählt,oder?". Die junge Prinzessin nickt wieder.
Als Kind war sieimmer total versessen auf diese Geschichten. Ihr Bruder hat sichabends immer an ihr Bett gesetzt und ihr von den Rukh erzählt.Mirandus war schon von klein auf in der Lage diese Wesen zu sehen,Merisa beneidete ihn dafür heute noch.

„Dann weißt dusicher auch, dass es helle und dunkle Rukh gibt. Die Rukh derMenschen, die dem Schicksal folgen sind hell. Die Rukh der Menschendie das Schicksal verfluchen und den falschen Weg einschlagen habendunkle Rukh."
„Aber was hat das mit Judar zutun?", fragteMerisa schließlich und schaute den Djinn mit besorgten Blick an.Irgendwie konnte sie sich schon denken was er gleich sagenwürde.
„Judar ist ein gefallener Magi. Er ist stets von abertausenden schwarzer Rukh umgeben.".
Merisa nickte. Sie versuchtdie ganze Sachen zu verstehen, kann es aber nicht wirklich glaubendass Judar ein Gefallener ist.
„Aber nur weil man das Schicksalverflucht, heißt es doch nicht dass man ein schlechter Menschist.".
Wieder seufzte der Djinn. „Das ist Ansichtssache.Jedenfalls...", erklärte er weiter, „...Die Rukh meines BrudersRuthra sind weiß. Deshalb hattest du bei ihm auch keine Problemeseine Kraft einzusetzen, da deine Rukh auch weiß sind. Aber meineRukh...". Neo zögerte einen Moment und suchte nach den richtenWorten.
„Deine Rukh sind schwarz....du hältst mich immer davonab die Ganzkörper-Djinausstattung zu vollenden, weil du nicht weistwas das mit meinem Körper macht...", beendete Merisa die Gedankenihres Djinns. Neo nickte und es herrschte für einen Moment Ruhezwischen den beiden.
„Aber wie kam es dazu? Wie kann ein Djinnzum Gefallenen werden?", fragte Merisa schließlich.
„Meineletzte Gebieterin war eine Gefallene. Sie gehörte der OrganisationAl Thamen an. Mithilfe der Magie ihrer Anführerin versuchten siemeine damals noch weißen Rukh schwarz zu färben. Sie scheitertenviele Male. Erst nach Jahren an Versuchen gelang es ihnen. Nachdemich dazu gezwungen war meine eigene Gebieterin zu töten, um mich vonihr zu befreien bleiben meine Rukh schwarz. Da ich für keinenKönigskandidaten so eine Hilfe bin, habe ich mich stets von allenisoliert und niemanden in meinen Dungeon gelassen...".
„Unddann kam ich.", beendete sie den Satz freudestrahlend. Doch Neoschüttelte nur mit dem Kopf. „Ja. Aber bilde dir nichts ein.Mehrere Jahre in so einem Dungeon zu hocken ist nicht wirklichunterhaltsam.". Merisa nickte wieder. „Das glaube ichdir.".
Wieder ein Moment der Stille bis Merisa endlich das Wortergriff, „Wenn ich schwarze Rukh in mir trage, dann könnte ichdeine Kraft nutzen?".
Der Djinn musterte sie mitzusammengekniffenen Augen. „Das ist möglich. Aber sollten deineRukh schwarz gefärbt sein und du nutzt die Kraft von Ruthra, werdenauch seine Rukh sich schwarz färben.".
„Ich müsste alsobeide Arten in mir tragen um euch richtig nutzen zu können?".
„Dasstimmt. Aber es ist unmöglich. Schwarze und Weiße Rukh in einemKörper bekämpfen sich und führen zum Tode des Trägers.".
Merisadachte einen Moment nach.
„Mach dir keine Sorgen, Neo. Ich werdeeinen weg finden."

Nachdem der Djinn wieder in seinem Gefäßverschwunden war klopfte es plötzlich an der Tür. Es warJa'far.
„Entschuldige die Störung. Ich wollte dich nurinformieren dass ich und die andere einen Auftrag des Königs vonBalbadd erledigen werden. Wir werden also eine gewisse Zeit nicht imHotel sein."
„Okay. Aber ich kann euch vielleicht behilflichsein. Ich könnte-", doch Merisa wurde sofort von Ja'farunterbrochen.
„Das ist nicht nötig. König Sinbad möchte nichtdass sich Frauen bei seinen Angelegenheiten die Hände schmutzigmachen.", all seine Worte wirken einstudiert. Ja'far hat noch nieso geschwollen mit ihr geredet. Doch Merisa musste die ganze Sachewohl so hinnehmen. Sie bedankte sich für die Information undverabschiedete sich von dem Weißhaarigen.

„Merkwürdig...",murmelte Merisa als sie ihr Gewand vom Körper streift und esunachtsam auf den Boden fallen lies. Der angenehme Geruch vonRosenstieg ihr in die Nase, als sie sich über das dampfende Wasserin der Badewanne beugte. Auf der Wasseroberfläche treibtwolkenähnlicher Schaum geschmückt von kleinen rot- und rosafarbenenBlütenblättern.
Langsam setzte sie sich in die heißeFlüssigkeit und lehnt sich zurück. Ihr weißes Haar hat sie sichhochgesteckt, damit es nicht nass wird. Ihr Hände liegen entspanntauf dem Rand der Badewanne. Der Kontrast zwischen den warmen Wasserindem sie liegt und des kalten Wannenrandes lässt sieerschaudern.
Sie sinkt immer tiefe in die Badewanne und schließtentspannt ihre Augen. Es ist schon eine ganze Weile her seitdem sieein heißes Bade genommen hat. Auf ihrer Reise konnte sie meistensnur schnell in irgendwelche Gewässer springen, um sich zu waschenund das Wasser war immer eiskalt. Und in Sindria hat sie das Badenauch immer so kurz wie möglich gehalten, seitdem Sinbad das eine mal'versehentlich' in das Badezimmer geplatzt kam.
Sie spürte einenkalten Windzug, lies die Augen aber geschlossen. Erst als sie nebenihr das Rascheln von Kleidung vernahm, runzelte sie die Stirn undöffnete schließlich ihre Augen.
„Mein kleines Prinzesschennimmt ein Entspannungsbad?", hörte sie Judars Stimme direkt anihrem Ohr. Der junge Magi hatte sich neben die Wanne gehockt undlehnt sich auf dem Wannenrand.
„Judar!", quietschte sieerschrocken und bedeckte sofort ihre Brust mit ihren Armen. „Waswillst du hier?!".
„Mir war langweilig...", murmelte er undlies sein Blick über die Prinzessin schweifen. „Ich dachte ichkönnte etwas mit dir...spielen.", sein Mund verzog sich zu einemschelmischen grinsend als er mit einer Hand über den Wannenrand undschließlich in das warme Wasser gleitet.
„Judar! Nimm deineHände weg, du perverser Magi!", schrie sie und spritze den Mannvor sich mit Wasser voll, so dass seine gesamte Kleidung pitschnasswurde.
Der Magi schaute an sich herunter und lachte, „Ich solltedie nassen Sachen schnell loswerden..", sprach er langsam undentkleidete seinen Oberkörper. „Nicht das ich mich nocherkälte.".
Merisa starrte ihn nur für einen kurzen Moment an,bevor sie sich sofort wegdrehte und rot anlief. „Verdammt, Judar!",jammerte sie wieder.
„Jetzt hab dich nicht so, Prinzesschen.",säuselte er und trat wieder näher an die Badewanne heran. Erschnappte sich eines der weichen weißen Handtücher und hielt es derPrinzessin auf.
„Ich schau auch nicht.", für diese Aussagekassierte er sofort einen misstrauischen Blick von Merisa. Zögerlichsteht sie auf, die Brust immer noch durch ihre Arme bedeckt. Siestarrt den Magi an, um sicher zu gehen dass er sein Wort auchwirklich hält. Kaum steht sie vor dem Magi, wickelt er auch schondas Handtuch um ihren nassen Körper und zieht sie zu sich heran umihr einen Kuss auf die Lippen zu drücken.

Er starrte sie mithalb geschlossenen Augen an und leckt sich über die Lippen, alswürde er hoffen etwas von ihrem Geschmack ist auf ihnen hängengeblieben.
„Trockne dich ab. Ich warte solange in deinemZimmer.", mit diesen Worten schlenderte der Magi aus demBadezimmer. Merisa nutzte die Chance um sich abzutrocknen und sichschnell etwas überzuziehen. Sie griff zu einer schlichten weißenHose und einem schwarzen, bauchfreien Top.
Als sie aus demBadezimmer kam, lag Judar, immer noch oberkörperfrei, auf dem Bettund schaute sie grinsend an.
„Du hast dich ja richtig beeilt.",neckte er sie und setzte sich auf. Merisa hingegen bewegte sich nichteinen Zentimeter. Sie war sich unsicher was der Magi schon wieder imschilde führt und will erst einmal auf Abstand bleiben. Immer wiederhallen Neos Worte in ihrem Kopf. Warum jetzt?
Judar bemerkte ihremisstrauischen Blicke, was ihm nur noch mehr belustigte. „Jetztkomm schon her.", bettelte der Magi regelrecht und streckt seineHände nach der jungen Prinzessin aus. „Es ist schon ewig her seitich mein Lieblingskissen dass letzte mal bei mir hatte.".
Merisageht mit zögerlichen Schritten auf den Magi zu und wurde sofort zuihm herangezogen als sie in Reichweite war. Er zog die zierlichejunge Frau auf seinen Schoss und schlingt seine Arme um ihre Taille.Seine roten Augen funkelten sie an.
Sie spürte wie sein warmerAtem über ihre Wange streichelt. Jede seiner Berührungen sendetekleine Schauer über ihren Rücken. Sie war ihm gern so nahe, dochetwas in ihr war gegen all das. Liegt es an den Dingen die Neo ihrerzählt hatte? Fühlt sie sich deswegen so merkwürdig?
„Bistdu ok?", fragte der Magi schließlich als seine Königskandidatinmal wieder gedankenverloren in die Ferne starrt. Merisa nickt eilig.„J-ja.". Doch Judar erkannte sofort das sie log.
Er drehtesich mit Merisa im Schoß zur Seite und schmiss sie auf das Bett. Ehesie sich bewegen konnte, kletterte er über sie und stämmt seineHände links und rechts von ihrem Kopf auf das Bett.
„Du wagstes also mich anzulügen?", seine Stimme war gefährlich ruhig dochseine Lippen waren immer noch zu einem Grinsengeformt.
„N-nein...also...Ich...", stotterte sie unsicher undversuchte den Blicken ihres Gegenübers auszuweichen.
Judar beugtsich tiefer zu ihr nach unten, „Ja?". Sein herausforderndesGrinsen verriet dass er die ganze Situation nur als Spiel sah. Erliebte es die Prinzessin in solche Situationen zu bringen.
Merisaschluckte schwer und atmete noch einmal tief durch bevor sie ihmalles erzählt.
„Neo erzählte mir du seist ein gefallener Magi.Deine Rukh sind schwarz gefärbt. Mirandus erzählte mir früherviele Geschichten. Schwarze Rukh hatten dabei immer eine schlechteBedeutung."
„So ist das also..", Judar schien plötzlichnachdenklich zu sein. Er war überrascht von der plötzlichenErnsthaftigkeit der Unterhaltung.
„Vertraust du mir?", fragteer nach einer langen Zeit der Stille.
Merisa überlegt einenMoment, dann schaute sie ihn in die Augen und sagte, „Kommt draufan.". Dabei konnte sie sich ein schüchternes Lächeln nichtverkneifen. Judar erwiderte dies mit einem breiten Grinsen und legtesich eben Merisa. „Gut.". Er konnte schon allein an ihrem Blickerkenne, dass diese Frau ihm wirklich vertraute.
Merisa wollte denMagi noch einige Fragen stellen, doch dieser zog sie einfach an sichheran und warf eine Decke über die beiden.
„Ich hab keine Lustmehr darüber zu reden, also halt die Klappe und sei mein Kissen.".Mit diesen Worten vergrub Judar sein Gesicht tief in dem weißen Haarseiner Königskandidatin und schlief in nur wenigen Minutenein.
Merisa genoss die Nähe von Judar, kam aber nicht wirklichzur Ruhe. Es kreisten noch so viele Fragen in ihrem Kopf, doch diesemüssen wohl noch etwas länger warten.

Die Prinzessin von MerisantusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt