Kapitel 10: Sindria

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„Eeeeendlich!",singt die Weißhaarige überglücklich als sie ihren ersten Schrittvom Schiff auf das Festland macht.
Das Schiff war ungefähr 5 Tageunterwegs gewesen. In der Zeit hat sie sich wirklich gut mit ihrenbeiden Begleitern angefreundet. Sie erzählten ihr von ihrenAbenteuern zusammen mit dem König und ihren anderen Gefährten.Merisa lauschte den Erzählungen gern und hoffte insgeheim irgendwanngenau so viel zu erzählen zu haben.

Merisa begleitet diebeiden noch etwas durch die Stadt. Sie zeigten ihr verschiedenen Ortewie die Obstgärten, den Basar und den Kaufmannsbezirk. Alles war soneu für Merisa. Es ähnelte ihrer Heimat etwas, doch die Menschenhier sind viel offener und freundlicher als in Merisantus.
„Sindriaist wirklich unglaublich.", murmelte sie zu ich selbst als sie überdie vielen verschiedenen Waren am Basar staunt.
„Nicht wahr?".Ja'far lächelte zwar, wirkte aber seit sie die Insel betreten habensehr angespannt. Merisa wollte ihn schon längst darauf ansprechen,doch sie wusste genau, dass er es abstreiten würde.
„Achja...".Merisa dreht sich zu ihren beiden Begleitern um, „Gibt es hier eineUnterkunft die ich mieten könnte? Ich würde gern ein paar Tagebleiben ehe ich weiter ziehe.".
„Du brauchst doch keineUnterkunft mieten.". Ja'far legt einen Arm um die verwirrtePrinzessin und zieht sie Richtung Palast. „Du bist natürlich unserGast und kannst im Gästebereich des Palasts nächtigen.".
„ImPalast?", fragte sie ungläubig und Ja'far nickte. „Ja und ichwerde dich auch gleich mal unserem König Sinbad vorstellen. Er würdedich sicher gern kennenlernen.". Merisa lief sofort blass an. Erwollte sie dem Köng vorstellen. Hier und jetzt? Sie hatte ehergehofft in der Masse des Volks untergehen zu können ohne ihn jemalstreffen zu müssen. Merisa wusste genau was Sinbad für ein Mann warund die Erzählungen von Ja'far festigten die Gerüchte, die überdiesen Mann kursieren.

„Ja'far..", murmelt Masur plötzlichund zeigt nach oben. Plötzlich kam ein riesiger Greifvogel auf diedrei zugerast. Merisa wollte ausweichen, doch Ja'far legte seineHände beruhigend auf ihre Schulter. „Es ist okay. Er wird unsnichts tun.", flüstert er und zeigt auf den Vogel. „Das istPisti. Ebenfalls eine der 8 Generäle.".
Der riesige Vogelmachte direkt über ihren Köpfen halt und das Mädchen, dass auf ihmritt, lächelte die drei an. „Ja'far, Masur. Ihr sollt sofort zuKönig Sinbad kommen. Es wird wohl eine Besprechung geben.". Ja'farnickte und wendete sich dann zu Merisa.
„Das tut mir wirklichleid. Ich und Masur müssen eben allein zum König.". Das kommtMerisa eigentlich ganz recht, dann kann sie sich erst einmal dieInsel ansehen.
„Geht nur. Ich komme schon zurecht.". Und schonwaren die 3 wieder verschwunden.

Merisa schlenderte durch dieriesige Stadt. Die schwere Kleidung, die sie seitdem sie in Borroswar trug, schien absolut nicht geeignet zu sein für das Wetter inSindria.
„Hey junges Fräulein!", hörte sie plötzlich einenMann aus einem Laden rufen. Sie dreht sich um und bemerkt dass erwohl der Inhaber eines Kleidungsgeschäftes ist.
„Ist ihnennicht warm? Komm lasst mich euch einkleiden, damit sie einenangenehmen Aufenthalt in Sindria haben.". Merisa nahm das Angebotdankend an und folgte dem Verkäufer in die Boutique.

Nachetwa einer Stunde kam sie als neuer Mensch aus dem Laden. Sie trugnun ein schwarzes Bandeau Top, geschmückt mit unterschiedlichenlangen Ketten die an ihrem Bauch herunterbaumelten. Dazu trug sieeinen langen schwarzen Rock, dessen Stoff zu den Füßen herunterimmer dünner und durchsichtiger wurde. Der Rock ist an der Seiteaufgeschnitten und zeigt somit ihr verziertes Strumpfband, an dem sieihre Klinge befestigt hatte. Merisa konnte endlich wieder ohne Schuheherumlaufen, das einzige, was sie an den Füßen trug waren dünneFußkettchen als Schmuck. Am Hals trug sie ein einen dünnen goldenenReif mit einem roten Stein darin, passend zu ihren Armreifen.
„Siesehen wirklich bezaubernd aus, meine Liebe. Ich wünsche Ihnen nochviel Spaß in Sindria.", rief ihr der Mann noch hinterher. Merisedrehte sich mit einem breiten Lächeln herum und winkte dem man nocheinmal zu.

Mithilfe einer Haarklemme streckt Merisa ihr weißeslanges Haar nach oben. In dem halben Jahr voller Abenteuer sind ihreHaare wirklich lange geworden.
Merisa verbracht fast den ganzenTag auf dem Basar. Sie probierte exotische Früchte, staunte überdie Handwerkskunst verschiedener Länder und unterhielt sich miteinigen Seeleuten über ihre Abenteuer. So wohl wie hier hat sie sichnoch nirgends gefühlt. Nichtmal in Merisantus.
Ihre Füße trugensie letztendlich wieder zum Hafen. Sie setzte sich abseits des vielenBetriebes an einen kleinen Sandstrand. Außer ein paar Kinder dieBurgen mit Sand nachbauten und im Wasser spielten, gab es hierkeinen. Für einen Moment musste sie wieder an Judar denken. Wie eswohl wäre, wenn er mit hier wäre? Mit ihm am Strand liegen und aufdas Meer starren.
„Romantisch...", dachte sie und musstegrinsen. Dennoch lief ihr eine einsame Träne über die Wange. Siewischte sie schnell weg und seufzte. Immer, wenn sie allein ist,denkt sie zu viel nach. Das ist der Nachteil an dieser Reise. WäreMirandus hier würde er ihr keine Chance geben über irgendetwasnachzudenken. Er findet immer einen Weg sie abzulenken.

„SchnellDas Fest beginnt!", rief ein junger Mann zu den Seeleuten, diegerade noch etwas an ihrem Schiff arbeitete. „Wir kommen sofort!",antworteten sie und verräumen die letzten Kisten.
„Ein Fest?",murmelt Merisa zu sich selbst und folgte den Einwohnern zum großenFestplatz vor dem Palast. Überall waren Tische aufgebaut. TausendeFackeln erleuchten den gesamten Platz. Auf der einen Seite war eineGruppe von Männern mit verschiedenen Musikinstrumenten und auf deranderen eine Schar leicht bekleideter Frauen die zu der Musiktanzten. Feuerspucker und andere Künstler liefen über den Platz undunterhielten die Besucher. Es war ein riesiges Schauspiel.
Merisablick wanderte immer wieder über den Festplatz, es gab einfach soviel zu sehen. Ihr Blick bleib letztendlich an Ja'far hängen der siemit großen Augen anschaute. „Ist alles okay?", fragte sie alssie genau vor ihn trat. Er blinzelte einige Mal und lächelt sie dannschließlich an. „Ja es ist alles okay. Ich hätte dich nur fastnicht wiedererkannt.", sagte er und deutet auf ihr Outfit.
„Ja,meine Kleidung war etwas zu warm für das Wetter hier.". Ja'farnickte verständnisvoll und führte sie über den Festplatz.
„Ichwollte dich ja noch Sinbad vorstellen.", bemerkte er und nahmMerisa an die Hand. „Ich habe ihn bereits von dir erzählt und erfreut sich schon darauf eine weitere Dungeonbezwingerinkennenzulernen. ". Merisa folgte ihm mit unsicheren Schritten bissie schließlich vor einer hohen Treppe standen. „Da oben steht er,König Sinbad.", sagte Ja'far und deutete auf den Mann mit langenlila Haaren.
Merisa musterte ihn für einen Moment. Dieser Mannhatte dieselbe anziehende Ausstrahlung wie ihr Bruder. Als wäre erschon als König geboren worden.
Das junge Mädchen wurde von demWeißhaarigen die Treppe hinaufgeführt. Schon ab der Mitte derTreppe zog sie die Aufmerksamkeit von Sinbad auf sich. Der Mannmusterte sie erst überrascht, lächelte sie dann aber mit einemsympathischen Lachen an.

Oben angekommen ergriff er sofortihre Hand und küsste ihre Knöchel sanft. „Was für eineSchönheit.", haucht er und zieht sie etwas näher an sich heran.„Es ist mir eine Ehre eine so atemberaubende Frau wie euch zutreffen. Sagt, wie ist euer Name?". Seine gelben Augen funkeltensie aufgeregt an. Doch Merisa erkannte seine Masche sofort. Mit einemnervösen Lächeln entzog sie ihm ihre Hand und versuchte etwas Platzzwischen ihnen zu schaffen.
„Mein Name ist Merisa, eureHoheit..". Sinbad verzog keine Miene als sich das Mädchen von ihmentfernte. Stadtessen legt er die Hand auf seine Brust und verbeugtsich. „Ich bin Sinbad, König von Sindria. Aber nenn mich ruhigSin.". Sein plötzliches förmliches Auftreten gefiel Merisa schoneher. Es schien fast so als würde er bei neuen Leuten erst einmalaustesten welches Auftreten am besten wirkt. Etwas an ihm warmerkwürdig doch Merisa konnte noch nicht deuten was es war.

Sinbadführte die Prinzessin zu einem der Tische und setzte sich neben sie.Es wurde gegessen, getrunken und gelacht. Die Stimmung war sehrausgelassen, dank des vielen Wein der floss. Merisa trank extralangsam, als sie bemerkte, dass Sinbad ihr sofort etwas nachschenkenließ.

Es wurde langsam spät. Der Platz leerte sich, dochMerisa und Sinbad saßen immer noch auf ihren Plätzen undunterhielten sich. Der Wein löste Merisas Zunge und lies sie sichausgelassen mit dem König unterhalten.
„Ja'far hat mir erzähltdu bist auch eine Dungeonbezwingerin und hast bereits 2 Gefäße indeinen Besitz gebracht. Das ist wirklich erstaunlich.", fragte derlilahaarige mit seinem bekannt charmanten Lächeln. Merisa schauteihn mit einem ruhigen Lächeln an, „Sagt der, der bereits 7Djingefäße erworben hat.". Sinbad lachte und nahm einen winzigenSchluck von seinem Wein. Merisa beobachtete das schon eine Weile.Sein Becher wurde nicht einmal nachgefüllt. Er schien etwas zuplanen.
„Es ist dennoch beeindruckend. Kannst du sie den schonbeherrschen oder soll ich dir vielleicht etwas unter die Armegreifen.". Er nahm ihre Hand in seine und drückte sie sanft, „Ichbin dir gern behilflich.". Merisa lies seine Berührung zu undschaute ihn unsicher in die Augen.
„Ruthra, meinen ersten Djinnbeherrschte ich bereits aber Neo noch nicht. Ich hatte noch keineGelegenheit das zu versuchen.", erklärte sie ihm und hielt seinemaufdringlichen Blick stand. Wie erwarte, wurde sie von dem Könignach oben gezogen.
„Wo gehen wir hin?", stellte sie sich dummund folgte dem König durch den Palast. Er wirf ein perfektes Lächelnüber die schulter, dreht sich dann um und zieht sie an sich heran.„Ich würde dich gern in Aktion sehen.", flüstert er undschlingt seinen Arm um ihre Taille. „Mit dir zusammen in Mondlichtunsere Kräfte zu messen stelle ich mir sehr...aufregend vor...".Seine Hand streichelt über ihre Wange und entfernt ihr eine wirreSträhne aus dem Gesicht.
Das wurde der Prinzessin dann doch zuviel. „Sinbad..", versuchte sie den König zu warnen, doch erschien es zu überhören.
„Was genau planst du eigentlich mitmir?", fragte die Prinzessin schließlich und erntete einenerschrockenen Blick von Sinbad. Doch er ließ seine Fassade nur füreine Sekunde fallen. Sofort legte er wieder ein charmantes Lächelnauf. „Ich verstehe nicht ganz was du meinst. Ich möchte nur Zeitmit di-".
„Ich meine es ernst, Sin.", warnte sie ihn wieder.Sie spürt wie sich sein Griff langsam lockert. Er schaffte wiederetwas Platz zwischen den beiden, schaute sie aber weiterhinfreundlich an.
„Du bist nicht wie die meisten Frauen.",bemerkte er nachdenklich. Merisa blieb still und schaute den Königweiterhin mit einem ungläubigen Blick an.
„Ich wollte lediglichherausfinden, wer du wirklich bist.", sagte er schließlich. SeineAugen wirken ernst doch sein freundliches Lächeln blieb immer nochin seinem Gesicht. Der Mann verwirrte Merisa wirklich sehr.
„Wasgenau meinst du.?".
„Nun...", begann er, „...es istoffensichtlich, dass etwas an dir besonders ist. Ja'far hatte mirbereits einiges über dich erzählt. Aber ich habe das Gefühl, dassdu etwas verheimlichst.". Er verschränkte die Arme vor der Brust.Sein siegessicheres Grinsen forderte Merisa heraus, doch sie bliebgelassen.
„Denkst du denn dass von mir eine Bedrohungausgeht?".
Sinbads Stirn runzelte sich. Er dachte für einenMoment nach. Anscheinend war es nicht das, was er hörenwollte.
„Nicht direkt. Dennoch schürt der Gedanke, dass duetwas verheimlichen könntest Misstrauen."
Merisa dachte füreinen kurzen Moment nach. Würde es einen Unterschied machen, wenn erwüsste, dass sie eine Prinzessin ist? Was würde er wohl über siedenken? Merisantus hatte sich nie mit Sindria angelegt, allerdingssind sie auch keine Verbündeten. Dafür stehen das Kaiserreich Kouund Sindria nicht unbedingt in den besten Verhältnissenzueinander.

Ein Moment der Stille, dann ein verzweifeltesSeufzten.
„Was möchtest du wissen?", fragte Merisa den Königdirekt, welcher sie sofort mit einem überraschten Blick musterte. Esdauerte einige Minuten bis er die erste Frage stellt.
„Wer bistdu?".
„Mein Name ist Merisa Asinus. Ich bin die Prinzessin vonMerisantus, die jüngere Schwester des herrschenden Königs.".
Sinbadschaute wieder erstaunt, er wollte etwas sagen, hielt dann doch inneund dachte anscheinend nochmal über seine genaue Wortwahlnach.
„Wieso hast du es verheimlicht?"
Diesmal zögertMerisa für einen Moment. Erst wollte sie ihn anlügen, entschiedsich aber doch für die Wahrheit.
„Es gab einige Problememit...Leuten meines Reiches...Ich bin geflohen aus Angst jemanden zuverletzen oder etwas tun zu müssen was ich nicht möchte...",sagte sie ohne auf Details einzugehen. Sinbad bemerkte sofort, dassihr dieses Thema mehr als unangenehm war. Er nickte und beließ esauch dabei.
„Warum bist du nach Sindria gekommen?".
„Daswas ich zu Ja'far gesagt habe ist wahr. Ich möchte wirklich einfachnur reisen und die Welt sehen. In meinem bisherigen Leben durfte ichnie die Stadt verlassen. Jetzt möchte ich die Chance nutzen.". Einschüchternes Lächeln ziert das Gesicht der hübschen jungen Frau,womit sie auch Sinbad ergriff. Er erwiderte das lächeln, legte einenArm um sie und führt sie aus dem Palast heraus.

„Dannwünsche ich dich hiermit herzlich willkommen in Sindria.". Merisaschaute den Mann neben sich verwirrt an. „Ist das alles, was duwissen wolltest?".
Das bewegte Lächeln formte sich zu einembreiten Grinsen. „Ich konnte meine Heimat anfangs auch nichtverlassen, doch als ich die Chance dazu hatte ergriff ich sie.Zusammen mit meinen Gefährten bereiste ich die Welt."
Merisanickte. Sie war sich nicht ganz sicher ob Sinbad ihr glaubt oder ihrvertraut, dennoch fühlt es sich gut an die Wahrheit gesagt zuhaben.Zusammen mit Sinbad kehrt sie zum Festplatz zurück, doch sie setztesich nicht zurück an den Tisch. Mit müder Stimme bat sie Ja'far ihrdas Zimmer zu zeigen in dem sie nächtigen kann. Das Zimmer befandsich im obersten Stock eines Turms und besaß ein eigenes Bad sowieein Balkon. Ja'far wünschte der jungen Frau eine erholsame Nacht undließ sie dann allein im Zimmer. Merisa setzte sich auf das großeBett. Ihre Hände gleiten über den weichen Stoff der Decke. Sie waraus demselben Material wie ihre Decke, Zuhause in ihrem Schlafgemach.Allein das Gefühl weckte Erinnerungen.
Müde gleitet dieerschöpfte Prinzessin zwischen die Laken und zieht sich die Deckeweit über die Schultern. Es ist kalt.
Ihr Körper rollt sichzusammen. Wie ein Embryo liegt sie einsam zwischen den weichen,kalten Laken und schlingt die Decke um ihren zierlichen Körper. Siehasst dieses Gefühlt. Das Gefühl der Stille und der Einsamkeit.

Die Prinzessin von MerisantusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt