Kapitel 35: Da stehen wir wieder...

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Ali Baba und Hakuryu scheinen sich im ersten Moment wirklich gut zu verstehen. Zwar wirkte der neue Kaiser, reifer und auch ernster als es die anderen von ihm gewohnt waren, dennoch fühlte es sich für Aladdin und seinen Freund für einen Moment wie früher an.

Während sich die beiden also unterhielten, wurde Aladdin und auch Merisa von Judar nach draußen geführt, um „Wache zu halten".

„Was schaust du denn so ernst, Knirps?", versuchte er den kleinen Magi anzustacheln, doch Aladdin blieb ernst und versuchte das Geschehen im Palast im Auge zu behalten.

Merisa hingegen starrte in die Ferne, immer noch damit beschäftigt ihre Gefühle zu sortieren. Warum war sie noch gleich hier? Wollte sie Judar zur Rede stellen? Ihn vernichten? Zu ihm zurückgehen? Sie weiß es nicht. Ihr Kopf war so leer. Drückend leer. Falls das überhaupt einen Sinn ergibt.

Die Prinzessin legte ihre Hand auf ihre Stirn. Kein Fieber, aber vielleicht ein Zauber?
„Es liegt kein Zauber auf dir, Prinzesschen..", es war Ruthra, der zu ihr sprach. Seine Stimme wirkte ungewohnt ernst. Wirklich untypisch für diesen Djinn.
„Hör mal, Süße. Du weißt, ich teile dich wirklich nur ungern. Aber..die Sache mit diesem Judar... Warum machst du es dir so schwer? Dein Herz setzt jedes Mal fast aus, wenn du ihn siehst. Das ist für mich ein eindeutiges Signal..".
„Bruder...dieser Magi wird Merisa nur weiter ausnutzen, mit ihr spielen und..-".
„Also als Judar damals in Reim mit ihr gesp-".

„Seid ruhig, ihr verdammten..!", schrie Merisa in ihren Kopf. Verlegen schmunzelnd dreht sie sich von den beiden Magis weg. Judar bemerkte dies natürlich. Das Lächeln der Prinzessin wirkte ansteckend und ließ auch die Mundwinkel des Magis zucken.

Aladdin schmunzelte als er die Kommunikation zwischen den beiden verliebten bemerkte. Wie durch einen Zauber wirkte Judars Präsenz plötzlich nicht mehr so bedrohlich und voller Wut.
„Ich glaube, ich habe die Umgebung aus der Luft besser im Blick...", bemerkte der Blauhaarige und deutete nach oben. „So könnt ihr beiden euch auf ihr unten konzentrieren."
„Was auch immer..", zischte Judar, „aber ich hab dich im Blick, Bengel.".

Kaum war Aladdin in der Luft verschwunden, herrschte wieder Stille. Merisa stand immer noch abgewandt von Judar und schaute in die Ferne. Ihre Gedanken kreisen um die Worte ihres Djinns. Vielleicht hat er recht. Was habe ich den zu verlieren? Mein Leben? Im Grunde habe ich doch damit schon abgeschlossen als ich hierhergekommen bin.

„Damit das klar ist, ich werde mich für nichts entschuldigen.", Judars Stimme war plötzlich so nahe. Als sich Merisa umdreht, steht der Schwarzhaarige genau hinter ihr. Seine roten Augen funkelten die Prinzessin gefährlich an, während er mit verschränkten Armen vor ihr steht.
„Dennoch...weiß ich, dass ich dich nicht hätte benutzen sollen..". Judar wirkte fast schon kleinlaut als er das sagte. Er weicht dem verwirrten-erwartungsvollen Blick der Prinzessin gezielt aus. „Aber um fair zu sein, mit dir zu reden hätte nichts gebracht...immer dieses Friedensgetue...". Er rollt mit den Augen und schüttelt gleichzeitig den Kopf. Versucht er gerade die Stimmung zu lockern? Nach allem, was passiert ist?

„Was ist so schlimm an etwas Frieden? Einfach nichts zu tun...", Merisa schaute zu dem Magi. Als sie ihm ins Gesicht schaute, trafen sich ihre Blicke sofort.
„Judar...ich bin müde..", fast schon erbärmlich, krächzte sie diese Worte als sich ihre Augen mit Tränen füllen. „..Ich möchte einfach bei dir sein...keine Kämpfe..keine Rache...ich will einfach nicht mehr..".
Wie erstarrt stand der Magi vor seiner Prinzessin und konnte nicht glaube, dass sie nach all dem immer noch bei ihm sein möchte. Sie muss verrückt sein. Oder verzweifelt. Oder...

Judar rollte eine Träne über seine makellos blasse Haut. All die Male, die er Merisa verletzt hatte, gab er der Organisation die Schuld daran. Jetzt ist keiner da. Die Organisation ist zerschlagen, Gyokuen ist tot. Merisa weint und er ist der Grund. Wie die letzten Male auch. Doch selbst jetzt will sie an seiner Seite bleiben.

„Vielleicht hast du recht...", murmelt er, „..etwas Frieden klingt fantastisch...". Mit einem lauten Seufzten fährt er sich durchs Haar und denkt für einen Moment über seine nächsten Taten nach. Wie könne er wohl alles wieder ins Rechte rücken?

Plötzlich wurde der Magi an seinem weißen Chunnari gepackt und nach unten gezogen. Merisa lehnte sich nahe an ihn heran und platziert ihre Lippen sanft und gleichzeitig energisch auf seine. Es dauerte einige Minuten, bis sich der Magi von diesem Schock erholte, doch dann legte er seine Arme um ihre Taille und zog sie noch näher an sich heran. Ein leises Seufzten entkam seinen Lippen, als ihm bewusst wurde, dass er jetzt an einem Punkt angekommen ist, an dem er einfach leben kann.

Er löste sich von Merisa, nimmt ihr Gesicht in beide Hände und funkelt sie aufgeregt an. „Wie wärs, wenn wir sofort nach Merisantus gehen und etwas..-".
„Judar, ich denke, wir sollten hie-", versuchte Merisa Judar etwas zu zügeln, doch er unterbrach sie wieder.
„Direkt hier? Von mir aus.", schnurrte er und zog die Prinzessin an der Hüfte noch näher an sich heran. Aber Merisa drückte sich sofort von ihm weg. „Verdammt Judar! Denkst du nicht, wir sollten hier erstmal alles in Ordnung bringen?".
Doch Judar verstand ihre Frage nicht ganz. „Nein ich denke nicht. Der Bengel macht das schon.".
Die Weißhaarige verdreht die Augen und packt Judar am Arm, um ihn zurück zum Palast zu schleifen. „Wir beenden die Sache hier und jetzt...danach kannst du machen, was du willst.". Diese Worte zaubern ein breites Grinsen in das Gesicht des Magis. „Das ist doch mal eine Belohnung nach meinem Geschmack.".


Die Prinzessin von MerisantusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt