Kapitel 29: Ambitionen

77 7 0
                                    


Wochen,und schließlich auch Monate, vergehen wie im Fluge. Judar verbrachtedie meiste Zeit, wie bereits angekündigt, in Merisantus. DasKaiserreich meidet er, seit er herausgefunden hat, dass sie es aufseine Königskandidatin abgesehen haben. Dennoch verschwindet er desÖfteren für mehrere Tage aus dem Palast. Manchmal ist er sogar einbis zwei Wochen weg ohne etwas zu sagen.
Merisa fragte sich nie woer die ganze Zeit über war. Das junge Mädchen wurde von ganzanderen Fragen geplagt.

Wer ist Gyokuen Ren? Warum hat sie soeine unheimliche Aura um sich herum? Und was genau steckt hinterdieser Organisation?

Diese Fragen kreisen in Merisas Kopf,schon seit der Abreise aus Kou. Sie wollte Judar schon einige Malefragen, was es den mit dieser Frau auf sich hat, doch sie wusstegenau, dass er ihr nichts sagen wird.
Er möchte nicht, dass siesich in diesen Kampf einmischt. Schließlich ist die Organisationunter anderem auch hinter ihr her. Es wäre einfach zugefährlich.

„Zu gefährlich....", murmelte Merisa als sieeines der alten, staubigen Bücher zuschlägt und es in die Eckewirft. Die Worte des Magis machten sie wütend. Er behandelt sie, alswäre sie sein kostbares Püppchen. Manchmal nennt er sie sogarso.
Dabei ist Merisa eine durchaus fähige Kämpferin. Doch auchwenn sie schon oft einen Kampf bestritten hat muss sie leiderzugeben, dass diese nicht immer gut für sie enden.

„Vielleichthat Judar ja recht und ich bin wirklich nur ein dummesPrinzesschen.", niedergeschlagen von ihren eigenen Gedanken knalltsie ihren Kopf auf die Tischplatte und starrt betrübt auf den Boden.Hier wurde seit Ewigkeiten nicht mehr richtig geputzt. Aber wer putztauch ein Archiv zudem nur die Königsfamilie zutritt hat? Richtig.Definitiv keiner der Königsfamilie.

„Prinzesschen...wasziehst du denn schon wieder für ein langes Gesicht.", schnurrteplötzlich eine Stimme in ihrem Kopf. Sie spürte Ruthras warmePräsenz schon eine Weile, wahrscheinlich konnte er ihre wirrenGedanken einfach nicht mehr ertragen.
„Du weißt genauwarum...", seufzte sie und stützt den Kopf auf ihre Hand, „..wassoll ich nur tun? Und wo ist Judar eigentlich schonwieder?".

Plötzlich wurde die Luft um sie herum kühl. DieFlamme der Fackeln, die das Archiv nur spärlich erhellte, flackertenim Wind.
„Als der Magi das letzte Mal von seiner Reisezurückkehrte, wirkte er deutlich stärker. Ist dir das schonaufgefallen?", drang Neos Stimme plötzlich an ihr Ohr. Der Djinnhat sich mithilfe seines eigenen Magoi manifestiert und lehnteangespannt an einer der kühlen Steinwände.
„Ich weiß nichtwas du meinst. Er wirkte wie immer...glaube ich.", Merisa runzeltedie Stirn und versuchte sich an jedes Detail ihres letztenZusammentreffens zu erinnern.

....
....
....

Merisasaß am Strand. Der Sand unter ihr war noch von den warmen Strahlender Sonne aufgewärmt und fühlte sich angenehm weich unter ihrerHaut an.
Sie hat die Beine fest an ihren Körper gepresst undihren Kopf entspannt auf den Knien abgelegt. Ihre halbgeschlossenenAugen schauen verträumt auf das leise rauschende Meer hinaus.
Siehörte wie der Sand unter dem Gewicht einer weiteren Person leiseknirscht. Jemand hatte sich direkt neben sie gesetzt, doch Merisamusste nicht einmal ihren Kopf drehen um zu wissen, dass es sich beider Person um Judar handelt.

Der Magi rutschte nahe an sieheran und legte seinen Kopf entspannt auf ihre Schulter. Seinschwarzes Haar kitzelt dabei über ihre Haut. Sie erwiderte seineHandlung, indem sie ihren Kopf leicht zu Seite kippt und sich dabeian Judar anlehnte.

„Willst du gar nicht fragen wo ich war?",begann er schließlich und lies seine rubinroten Augen zu der müdenPrinzessin huschen, ohne dabei seinen Kopf zu bewegen.
„Dochschon. Aber du wirst es mir nicht sagen, oder?". Judar zischtebelustigt und lies seinen Blick zurück auf das Meer wandern.
„Esist besser, wenn du es nicht weißt, Prinzesschen. Du weißtes-".
„Es ist zu gefährlich...ja ja.", unterbrach sie denMagi murrend woraufhin dieser eine Augenbraue hochzog und sie nuranstarrte.
„Du bist also immer noch beleidigt deswegen?".
Merisawusste genau, dass Judar nur versuchte sie anzustacheln. Doch siewird nicht auf seine Tricks hereinfallen.

„Was auch immer dusagst..", murmelte sie provokant zurück und wartete auf seineReaktion.
Plötzlich fand sich Merisa auf den Rücken wieder.Judar umklammerte ihre Handgelenke und presste diese in den Sand,bestimmend aber ohne ihr dabei weh zutun.

„Mein Prinzesschenmöchte also spielen, ja?", grinste er. Judar funkelte Merisa mitschelmisch funkelnden Augen an. Es dauerte eine Weile bis Merisaverstand in welcher Situation sie sich gerade befindet.
„Judar...duweißt doch i-".
„Dafür ist es jetzt zu spät, meineSüße.".

Judar entfernte seine Hände von ihrenHandgelenken, hinterließ aber fesseln aus Eis welche sie weiterhinam Boden hielten.
„Judar.. was-..!?", doch noch ehe sie ihrenSatz zu Ende sprechen kann platziert Judar seine kalten Hände an denSeiten ihres Oberkörpers. Sie wusste genau was jetzt kommt.
DerMagi gräbt seine Finger in die Seiten der Prinzessin und ließ siedamit lauf aufschreien. Er kitzelte das hilflose Mädchen so lang bisihr die Tränen massenhaft über das Gesicht strömen.

Judarlies ihr ein paar Minuten, um nach Luft zu ringen und beugt sich dannwieder über das Mädchen um ihr tief in die Augen zu schauen. Erbeugt sich nach unten und stoppt erst wenige Zentimeter vor ihremGesicht.
„Nimm es mir nicht übel. Du weißt genau, dass ichmich nur um dich Sorge.", mit diesen Worten lösten sich dieFesseln um ihre Handgelenke und Merisa legte sofort ihre Arme, um denHals des Magis um ihn an sich heranzuziehen.
„Ich weißaber...", begann sie und dachte kurz darüber nach wie sie ihreGedanken am besten formulieren sollte, „..du weißt, dass ich dichgern unterstützen würde. Ich komme mir so blöd vor, wenn ich nurhier herumsitze und nichts tue. Während du dich in Gefahr bringst.".Während die Worte nur so aus ihrem Mund regneten, suchten sich ihreHände unbewusste den Weg zu Judars Haar. Nervös spielte sie mitseinem Haar und wickelte immer wieder eine Strähne um ihrenZeigefinger während sie daran dachte was Judar alles zustoßenkönnte.
„Du musst nicht allein kämpfen...ich stehe immerhinter dir...", murmelte sie leise und löst die Umarmungschließlich um in seine Augen zu schauen.

„Ich weis. Aberich bin nicht allein.", erklärte er und streicht dabei eine loseSträhne aus dem Gesicht der Königskandidatin. „Da ist jemand derdieselben Ambitionen hat wie ich."

...
...
...

„DieselbenAmbitionen wie er?", hallte Ruthras Stimme in Merisas Kopf. „Daswaren seine Worte...", murmelt Merisa und dachte nochmal intensiverdarüber nach.
Sie hat auf ihren kurzen Reisen nie jemandenkennengelernt, der auch nur ansatzweise so denkt wie Judar. Dazukommt noch, dass sie nicht mal wirklich weis was denn seineAmbitionen in diesem ganzen Kampf sind. Es muss irgendetwas Schlimmesvorgefallen sein während er in den Händen der Organisation gefangenwar.

Die Prinzessin von MerisantusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt