Kapitel 2: Züngelnde Flamme

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Merisas Nacht war kurz, viel zu kurz. Sie fühlte sich als hätte sie überhaupt nicht geschlafen. Um diesen Gefühl loszuwerden stieg sie sofort nach dem Aufstehen unter die kalte dusche. Das kalte Wasser prasselte auf ihre gebräunte Haut während sie mit ihren Finger durch das nasse schwere Haar fuhr. Ein leises Stöhnen entkam ihren Lippen als sie den Kopf noch etwas nach hinten fallen ließ, so dass das kalte Wasser in ihr Gesicht regnete und ihr Tropfen für Tropfen half richtig wach zu werden.
Eilig zog sie sich eine weiße Stoffhose an, die an den Seiten aufgetrennt war, und ein gleichfarbiges bauchfreies Top. Ihr weißes Haar knotete sie zu einem Dutt zusammen, dann schaut sie nochmal schnell in den Spiegel um dann schließlich ihr Zimmer Richtung Leibwachenunterkunft zu verlassen.

Leise klopfte sie an das hölzerne Fenster und wartete auf eine Reaktion ihrer Leibwache Goldym. Es dauerte eine Weile bis ein verpennter Goldym seinen Kopf aus dem Fenster streckt. Sein schwarzes Haar ist komplett zerzaust und seine Augen immer noch geschlossen.
„Wer ist da und was will es?", murmelt er als er sich mit dem Kopf gegen den Rahmen des Fensters lehnt.
Merisa musste sich ein Lachen verkneifen. Sie räusperte sich und stemmte die Hände in die Hüfte um dann mit energischen Ton zu sprechen.
„Ich bin es. Deine Herrin und Gebieterin. Prinzessin Merisa von Merisantus.".
Sofort riss die Leibgarde die Augen erschrocken auf und schaute die Prinzessin hektisch an. Merisa konnte nicht ernst bleiben. Sobald sie das erschrockene Gesicht von Goldym sah brach sie vor lachen zusammen.

„Du sahst einfach zu süß aus!", lachte sie und hielt sich den Bauch. Goldym hatte sich mittlerweile angezogen und zurecht gemacht, doch seine Prinzessin hatte sich immer noch nicht eingekriegt.
„Ja ja...", murrte er peinlich berührt und drehte sich von ihr weg. „Was willst du zu so einer Zeit eigentlich schon draußen?".
Merisa beruhigte sich langsam wieder und wischte sie die letzten Tränen der Freude aus dem Gesicht.
„Ich konnte nicht mehr schlafen und wollte dich um einen Gefallen bitten.". Goldym wendete sich wieder zu dem jungem Mädchen und wartete gespannt.
„Wenn irgendwann der Tag kommt an dem ich...naja...gehe...", begann sie und knete dabei nervös ihre Hände. „Bitte bleib hier u-".
„Sei ruhig...", unterbrach der Schwarzhaarige seine Herrin. Merisa schaute ihn erschrocken an als er plötzlich auf sie zu kam und ihre Hände hielt.
„Wenn du dich wirklich dafür entscheidest von hier zu gehen, Merisa...", er kniete vor ihr nieder und legte seine Stirn an ihre Hände. „..dann werde ich dich begleiten, so habe ich es damals geschworen.".
Wieder sammelten sich Tränen in den Rändern ihrer Augen. Gerührt von seinen Worten fällt sie dem Krieger um den Hals und drückt ihn fest an sich.
„Goldym...", murmelte sie lächelnd,"...danke...".

Merisa und Goldym verbrachten den gesamten Vormittag zusammen. Die Prinzessin bat ihren Diener um ein kurzes Schwerttraining, damit sie ihre Fähigkeiten noch einmal auffrischen kann. Schließlich wird sie dass die nächsten Tage nicht machen können wenn der Prinz da ist. Der König sagte bereits dass sie sich wie eine Prinzessin verhalten soll und Schwerttraining gehört in ihrer Stadt nicht zu den dingen die eine Prinzessin geschweigeden eine Frau tun sollte.
In dieser Hinsicht ist Merisantus sehr veraltet. Hier kämpfen nur die Männer. Die Frauen sind nur hübsche Wesen die sich um die hart arbeitenden Männer kümmern und sie verwöhnen. Als Prinzessin hat Merisa da noch Glück gehabt, denn sie kann sich mehr erlauben als eine „normale" Frau. Dazu kommt noch dass sie von ihrem Diener Goldym unterstützt wird, damit das Training im großen und ganzen geheim bleibt.

Schließlich ist es soweit. Goldym brachte seine Prinzessin zurück in den Palast, wo sie bereits von einer der vielen Dienerinnen erwartet wird.
Flinke Hände ziehen die junge Prinzessin in das Badezimmer, wo sie von unten bis oben gewaschen wird. Das lange weiße Haar wird zu einem Zopf über ihre Schulter geflochten. Dazu kommen rote, grüne und auch schwarze Federn, sowie dünne Goldkettchen als Haarschmuck hinzu.
Am Hals, Handgelenk und auch Knöcheln werden ihr goldene Reifen mit roten und weißen Steinen angebracht. Um die Brust trägt sie einen dünnen weißen Stoff der gerade so die nötigsten Stellen abdeckt. Der Rock ist vorn genau so knapp bemessen geht aber hinten in eine große verzierte Schleppe über und ebenfalls in einem reinem weiß gehalten. Beide teile sind wieder mit Goldkettchen und kleinen Steinen und Kristallen verziert.
Als sie sich im Spiegel betrachten bemerkt sie dass der weiße Stoff ihren leicht gebräunten Hautton noch mehr zur Geltung bringt. Die kleinen Kettchen überall am Outfit ließen das eigentlich recht schlichte Outfit teurer und verspielter wirken als es ihr lieb ist.
Dieses Outfit schrie regelrecht, „Ich möchte dir gefallen." und das passte überhaupt nicht zur ihren Absichten.

Gerade als Merisa ihre Dienstmädchen darum bitten wollte nach einem anderen Outfit zu schauen platze Merisas jüngerer Bruder, Mavic herein.
„Merisa wir-", er hielt für einen Moment inne und starrte seine Schwester mit großen Augen an. Sie verschränkt ihre Arme vor der Brust und schaute betrübt zu Boden. „Ich weis...ich sehe...merk-"
„Wirklich wunderschön.", sprach der König und lächelte seine einzige Tochter an. Er reichte die Hand welche sie zögerlich entgegen nahm und ließ sie sich einmal drehen.
„Wie eine wahre Prinzessin.", murmelte er und hinterließ mit seinen Worten ein schüchternes Lächeln auf dem Gesicht seiner Tochter.
„Das wird dem Prinzen von Kou sicher gefallen...", sprach der König plötzlich und verließ das Zimmer so schnell wie er es betreten hatte.
Merisa biss die Zähne zusammen und versuchte ihre Wut zu unterdrücken. Für einen kurzen Moment dachte sie, er würde sie wirklich mal als Tochter sehen und nicht nur als eine Prinzessin. Eigentlich hatte sie sich schon längst an dieses Gefühl gewöhnt. Doch manchmal fühlt sich der allbekannte Schmerz so fremd an. Als würde ihn Jemand von neuem entfachen und das immer und immer wieder.
Die plötzliche Berührung an ihrer Schulter riss sie aus ihren Gedanken. Es war Marvic der seine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte.
„Mach dir nichts drauß. So ist er zu mir und deinem Bruder auch. Wir sind nichts als Werkzeuge.".
Merisa nickte bedrückt und schaute ihrem Vater hinterher. „Er hat sich seit dem Tod von Mutter wirklich sehr verändert."

Die Besucher aus dem Kaiserreich Kou sind endlich angekommen. Der König nahm auf seinem Thron platz während sich Mirandus, Marvic und Merisa links neben ihn stellten um die Gäste zu begrüßen.
Mirandus trug eine schwarze Stola die er sich nur über die Schultern und Arme gelegt hatte. Der Rand des stoffes war mit eleganten Ornamenten verziert. Seine Brust wurde lediglich von seinen goldenen Ketten verdeckt. Dazu trug er eine passende schwarze Stoffhose mit einem eindrucksvollen, mit Ornamenten verzierten Gürtel. Seine goldenen Augen starren angespannt zum Tor des Thronsaals.
Marvic hingegen schien das ganze sehr entspannt zu nehmen. Er trug eine blaue Stoffjacke mit goldenen Verzierungen und darunter eine weiße Tunika. Seine Hose ist weiß und weist keinerlei Flecken oder ähnliches auf. Außerdem zierte ihn ein roter Stoffgürtel an denen verschiedenen Schmuckstücke baumelten und ein dunkelgraues Stirnband.
Selbst die Diener des Hauses tragen ihre Festkleidung, auf Wunsch des Königs.

Das Tor öffnet sich und ein Mann der Leibgarde des König trat hinein.
„Wehrter König. Die Gäste aus dem Kaiserreich Kou sind angekommen.", berichtet er und trat beiseite. Hinter ihm traten einige Gestalten in den Raum.
Ganz vorn ein junger Mann, etwa im Alter der Prinzessin. Er wird von 3 Frauen begleitet die seine Diener zu sein scheinen. Er ist wohl der junge Prinz von Kou.
Direkt hinter ihm befindet sich ein junges Mädchen, sie hat die selben roten Haare wie der junge Mann vor ihr. Das wird seine Schwester sein, also die Prinzessin von Kou. Auch sie hat ihre Gefolgsleute im Schlepptau.
Merisa ließ den Blick weiter schweifen. Ganz am Ende der Gruppierung befindet sich ein Mann, der nicht ganz ins Bild passt. Sein Haar ist lang und schwarz und seine feuerroten Augen musterten die Königsfamilie von Merisantus. Etwas an ihm war merkwürdig.

Der König begrüßte die Gäste und führte alle zum Festplatz. Vom Thronsaal aus kann man ihn direkt über den linken Gang erreichen. Man kommt dann zu einer Brücke die über einen Wasserfall hinweg zu einem gemütlichen Festplatz mitten im Grünen führt.
Der gesamte Platz wurde mit kleinen Fackeln erleuchtet. Sogar die magische Beleuchtung im Springbrunnen wurde für diesen Anlass aktiviert. Es gab Essen und Getränke in hülle und fülle.

Der Abend verlief ruhig für Merisa. Sie versuchte sich weitestgehend von den Gästen und den Augen ihres Vater zu entziehen. Meist versteckt sie sich irgendwo am Rande der Feier und geht in der Masse des Besuches unter. Doch dies blieb nicht lang so.
Sie spürte plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter. Vor Schreck viel ihr beinahe der Becher aus der Hand in der sich ihr Wein befand.
„Merisa." hörte sie die Stimme ihres Vaters. „Ich möchte dir Jemanden vorstellen...". Die Stimme ihres Vaters hatte einen unangenehmen Ton an sich. Sie wusste auch sofort wer diese Person ist die er ihr vorstellen möchte.
Mit einem gezwungenem Lächeln drehte sie sich um und schaut in die roten Augen des 3. Prinzen von Kou. Er schaute sie mit einem ruhigen und freundlichen Blick an während er sie mustert.
„Mein Name ist Kouha Ren.", sagte er freundlich und verbeugte sich vor der Prinzessin. Merisa tat es ihm gleich, „Ich bin Merisa Asinus. Sehr erfreut.".
„Was für ein wunderschöner Name.", bemerkte er und trat etwas näher an die Prinzessin heran.
„Fast so wunderschön wie die Frau die ihn trägt.", sprach er während er ihre Hand nimmt. Merisa spürte sofort wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Sie schaute verlegen zur Seite und versucht dadurch seinen Blicken auszuweichen. Merisas Reaktion schien ihn zu amüsieren. Sein Grinsen wurde breiter und er begann mit dem Daumen über den Handrücken ihrer Hand zu streicheln.
„Meine Prinzessin...", begann er, drehte sich von ihr weg und deutete mit seiner freien Hand herüber zu den freien Plätzen am Tisch. „Lasst uns doch an den Tisch gehen und uns etwas unterhalten. Ich würde dich wirklich gern näher kennenlernen.". Merisa zögerte einen Moment. Hektisch überlegte sie sich eine Ausrede, doch ehe sie etwas sagen konnte wurde sie von ihrem Vater, dem König, zu dem Prinzen von Kou geschubst.
„Ich bin davon überzeugt dass meine Tochter der gleichen Meinung ist."
„Ist das so?", grinste der junge Prinz, legte einen Arm um die Taile von Merisa und führte sie zum Tisch.

Kouha nahm Platz auf einem der riesigen weichen Sitzkissen, die überall um den Tisch herum platziert waren. Er zog die Prinzessin mit sich, so dass sie nur wenige Zentimeter zwischen sich hatten.

Zu Merisas Erleichterung saßen die beiden nicht allein am Tisch. Direkt gegenüber befand sich Prinzessin Kougyoku. Sie verdeckte ihr Gesicht zur Hälfte mit ihren Ärmeln und schaute betrübt nach unten.
Bevor Merisa reagieren konnte, gesellte sich bereits ihr ältere Bruder Mirandus zu ihnen. Er nahm direkt neben der bedrückt wirkenden Prinzessin platz. Dieser erschreckte sofort und lies ein kaum hörbares Quieken aus ihrem Mund entweichen. Mirandus lachte leise und rutschte etwas von der Prinzessin weg.
„Verzeiht, ich wollte nicht aufdringlich sein.", begann er und wartete auf ihre Reaktion. Das junge Mädchen schaute mit hochroten Gesicht nach oben. Für einen kurzen Moment trafen sich ihre Blick, doch Kougyoku konnte dem Blick des Königsnachfolgers nicht standhalten und wich ihm sofort wieder aus.
„E-es ist okay...I-ich bin nur e-e-etwas schreckhaft....", murmelt sie in ihre übergroßen Ärmel hinein.
Der gebräunte Mann nickte und reicht ihr ein Becher mit Wein. „Aber aber....ihr habt nichts zu befürchten.", grinste er schelmisch und wartete darauf dass sie das Getränk entgegen nimmt. Zögerlich streckte sie ihre zierlichen Finger nach dem Becher aus und nahm einen Schluck.
„A-aber Prinzessin! Ihr könnt euch doch jetzt nicht betrinken!", kam plötzlich ein hysterischer Mann angerannt. Mirandus musterte ihn verwirrt und fragte sich welche Funktion er wohl hat.
„Meine Name ist Koubun Ka. Ich bin der Assistent der jungen Prinzessin! Und es ist meine Aufgabe für das Wohl der Prinzessin zu sorgen! Ich empfinde es als unan-".
Mirandus stoppte den Mann mit einer einfach Handbewegung. Koubun Ka starrte ihn für einen Moment an. Schweißperlen sammelten sich auf der Stirn des Beraters. Er schien nicht damit gerechnet zu haben plötzlich unterbrochen zu werden.
„Was denkt ihr denn was ich für Absichten hege?", fragt der Thronfolger provokant.
„Es ist doch offen- ...nun ja.", stottert der Berater. Mirandus konnte ihm ansehen was er sagen wollte. Doch aufgrund des hohen Ranges den Mirandus nun mal trug, traute er sich nicht seine Worte auszusprechen.
Der Blick der Weißhaarigen wandert zu Kougyoku. Sie hatte ihr Gesicht nun komplett in ihren Ärmeln vergraben. Anscheinend war ihr die Situation so peinlich dass sie einfach kein Wort heraus bekam. Mirandus beschloss sich fürs erste zurück zu ziehen.
„Verzeiht, Prinzessin. Ich wollte euch nicht belästigen.", sagte er und wollte gerade das Weite suchen. Er spürte den triumphierenden Blick des Beraters regelrecht auf seinem Hinterkopf. Es machte ihn rasend. Jeden anderen hätte er sofort zum großen Schöpfer zurück geschickt.
Der Älteste der Asinus Geschwister kam allerdings nicht weit. Ehe er auch nur einen Schritt machen konnte hielt ihm jemand am Handgelenk fest. Kalte zierliche Finger wickelten sich um seine warme, braungebrannte Haut. Überrascht schaute er nach unten und sah dass es die schüchterne Prinzessin Kougyoku war die nach ihm griff.
„Bitte...", murmelt sie kaum hörbar in sich hinein, „..Verzeiht das Verhalten meines Beraters....ich möchte nicht dass ihr geht...".
Für einen Moment starrte er dass Fräulein verdutzt an. Schließlich formte sich sein Mund zu einem grinsen und er nahm wieder neben der Prinzessin platz. Der Berater murmelte ebenfalls noch etwas in seinen nicht vorhanden Bart hinein, wurde dann aber von der Prinzessin weggeschickt.

Merisa beobachtete das ganze Spektakel mit einem verstohlenem Lächeln auf den Lippen. Sie dachte darüber nach ob dass die ganze Zeit Mirandus Plan war. Vielleicht soll sie sich keine Sorgen machen weil er eine Ehe mit der Prinzessin anstrebt? Aber ist dass den der richtige Weg?
Ein unbemerktes seufzten verlies den Mund der Prinzessin. Nichteinmal Kouha bemerkte das seufzten der jungen Frau. Der gerade noch so charmant wirkende junge Mann hatte schon wenige Minuten nachdem sie sich an den Tisch setzten das Interesse an ihr verloren. Oder besser gesagt, wurde sein Interesse von Jemand anderem geweckt, denn Marvic nahm neben dem jungen Prinzen platz und begann ihn in ein Gespräch zu verwickeln.

Merisa nutzte die Chance und machte sich aus dem Staub. Mit leisen Schritte schlich sie sich zurück in den Palast. Sie steuerte den Balkon unter der Brücke zum Festgelände an um dort zumindest für einen Moment mal Luft zu holen. Sie schloss die Tür und dreht sich um, nur um dann vor Schreck zurückzuweichen und ihren Rücken gegen die kalte Tür zu pressen.
Vor ihr stand ein Mann an dem Geländer des Balkons. Es war der selbe Mann der bei der Ankunft ganz hinten im Raum stand und sie mit seinen roten Augen musterte. Auch diesmal wanderten seine roten Augen über ihren Körper. Seine Blicke fühlten sich unnatürlich an, wie Nadeln die sich in ihre Haut bohren.
„Wer bist du?", fragte sie schließlich und löste sich unsicher von der Tür. „Ich habe dich bei der Ankunft von Kou gesehen, konnte dich aber nicht zuordnen...", murmelte sie mehr zu sich als dass sie es an ihn gerichtet hätte.
Der unbekannte zischte verächtlich und gab ihr ein eingebildetes Grinsen, „Du kennst den Hohepriester von Kou nicht, du dummes Ding?". Er sprach seine Worte in einem belustigten Ton. Merisa konnte nicht sagen ob er sie damit tatsächlich angreifen wollte oder nur provozierte.
Das junge Mädchen lächelte ihn an und verbeugte sich vor dem dunkelhaarigen Mann.
„Verzeiht, ich wollte euch nicht kränken.". Der immer noch recht Unbekannte schaute sie verdutzt an, sagte aber nichts.
„Mein Name ist Merisa, ich bin die -".
„Die Prinzessin von Merisantus, ich weis.", sprach er beiläufig als hätte ihr Status keine Bedeutung für ihn. „Das Kaiserreich Kou plant eine Vermählung mit euch und dem 3. Prinzen von Kou, Kouha Ren. Natürlich weis ich da wer ihr seit.", zischte er wieder als hätte man seine Ehre verletzt.
„Verzeih, natürlich wisst ihr das.", bemerkt sie und trifft einige Schritte näher an ihn heran. Ihr Gesicht zierte immer noch ein unbeholfenes Lächeln. Sie wusste nicht was mit ihr los war. Irgendetwas an diesem Mann hypnotisierte sie förmlich.
„Wie ist dein Name?", fragt Merisa schließlich als sie sich schleichend zu dem Priester vorgekämpft hatte. Die blutroten Augen des Priesters verfolgen jede Bewegung der Prinzessin.
„Mein Name ist Judar..", er schien sich mit ihrer plötzlichen Nähe nicht sonderlich wohl zu fühlen, unternahm aber auch nichts um wieder mehr Abstand zwischen den beiden zu schaffen.
Merisa setzte sich entspannt auf das Geländer des Balkons und schwingt ihre Beine herüber, so dass sie in der Luft baumeln.

„Was sind die Aufgaben eines Hohepriesters?", fragte sie Weißhaarige schließlich um die Stille wiedermal zu durchbrechen.
Der Magier seufzte genervt, „Warum nervst du mich mit deinen dummen Fragen?".
Merisa zog die Augenbrauen hoch und schaute ihn verwundert an. Noch nie hatte es Jemand gewagt so mit ihr zu reden. Die Menschen um sie herum waren immer sehr angespannt und verklemmt. Sie empfand sein Verhalten nicht als frech oder ungehobelt, nein. Es war sehr erfrischend mit Jemanden zu reden der nicht erst über seine Wortwahl nachdenken muss.
„Ich Jemanden zu finden mit dem man sich nett unterhalten kann.", jammerte die Prinzessin und schaute den Hohepriester mit einer Schmolllippe an.
„Da oben wartet ein Prinz auf dich mit dem du dich unterhalten solltest.", zischte er wieder und verschränkte genervt die Arme vor der Brust.
„Kouha unterhält sich lieber mit meinem jüngerem Bruder. Außerdem glaube ich nicht dass es jemals zu einer Verlobung kommen würde...zumindest hoffe ich das..", den letzten Teil murmelte Merisa wieder mehr zu sich. Doch der Schwarzhaarige hörte jedes Wort. Er mustere sie für einen Moment.
„Der König erzählte uns die Verlobung wäre im eurem Sinne.". Schlagartig dreht sie sich zu Judar um.
„Im Sinne der Stadt Merisantus, ja, aber nicht in meinem Sinne.", zischte nun auch die Prinzessin. Dieses Thema brachte sie einfach zur Weißglut.
„Es ist allein die Idee meines Vaters gewesen diese Verlobung zu arrangieren. Wenn es nach mir ginge wäre ich schon längst weg. Ich würde den nächstbesten Dungeon bezwingen und mich nie wieder in dieser Stadt blicken lassen. Ich würde mir die Welt ansehen, neue Orte entdecken, Abenteuer bestreiten...und..-u-und..", sie begann zu stottern. Sie spürte plötzlich den brennenden Blick von Judar auf ihrer Haut. Als sie ihren Blick zur Seite huschen ließ bemerkte sie dass der junge Magier lächelte. Seine roten Augen bohrten sich in ihre.
Merisas Gesicht färbte sich Tomatenrot, „E-es tut mir leid. Ich rede zu viel....". Sie hielt sich erschrocken die Hand über den Mund und dachte darüber nach was sie da sagte. War das wirklich sie die da gerade gesprochen hat? Merisantus den Rücke kehren und nie wieder zurück blicken? Ist es das was sie will?
Ihr Blick zuckte zur Seite als sie dachte sie hätte einen schwarzen Vogel neben sich gesehen. Doch da war nichts.
Sie Blicke zurück zu dem Magi und erschrak sich regelrecht vor seinem breitem Grinsen. „Du willst einen Dungeon bezwingen?", fragt er sie schließlich und beugt sich zu der Prinzessin herüber.
„Wollen ja...aber...", zögert sie für einen Moment.
Judar bohrte nach, „..aber?". Wieder rückte der Magi näher, musterte sie genau. Gedanklich hatte er bereits einen Entschluss gefällt. Er wird die Prinzessin nicht so einfach ihrem Schicksal überlassen.
„..es ist in unserer Stadt nicht erlaubt das Frauen einen Dungeon bezwingen...geschweigeden überhaupt kämpfen dürfen.".
Das Gesicht des Magiers erschlafft. „Also kannst du nichteinmal kämpfen?". Er setzte sich auf das Geländer und stützte seinen Kopf in seine Hand. „Wie langweilig."

„Es ist zwar so dass ich nicht kämpfen darf...allerdings...", murmelt sie vor sich hin und streicht sich eine lose Strähne hinter ihr Ohr.
„...allerdings lasse ich mir nicht gern etwas vorschreiben....ich bin vielleicht nicht sonderlich gut aber ich kann mit einer Klinge umgehen...".
Das Gesicht des Magiers bleibt für einen Moment ausdruckslos. Er schien über ihre Worte nachzudenken. Für eine Sekunde zuckte sein Mundwinkel und er packte die Prinzessin am Arm um sie mit sich zu zerren. Sie wollte protestieren, wurde aber direkt von dem schwarzhaarigen unterbrochen.
„Weist du, ich bin nicht einfach ein Priester..", begann er ohne seine Schritte zu stoppen. „Ich bin ein Magi.".
Ihre Augen weiteten sich. „Ein Magi...? Heiß dass...du..".
„Ja, ich werde dich zu meinem Königskandidaten machen.".

Die Prinzessin von MerisantusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt