Kapitel 14: Magi gegen Magi

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Einlauter Knall. Merisa schreckte sofort hoch und schaute sich panischim Hotelzimmer um. Sie war allein. Nichteinmal Judar war da. Als sieaus dem Fenster schaute, sah sie dass der Mond bereits untergeht. Esmuss sehr früh am morgen sein.
Auf dem Tisch auf der rechtenSeite des Zimmers lag eine kleine Notiz von ihm.

„Musszurück zu meinen Leuten. Ich komme heute Abend wieder."

Einschüchternes Lächeln schleicht sich auf das Gesicht der Prinzessin.Sie kann es kaum erwarten ihn wiederzusehen.
In der vergangenenNacht hatte sie auch jede menge Zeit um über sich und Judarnachzudenken. Judar ist ein gefallener Magi, aber das macht ihrnichts aus. Ist es denn so schlimm, wenn man das Schicksal verfluchtund nicht anerkennt? Es ist doch jedem selbst überlassen welchen Wegman geht. Sie kennt Judar nun schon einige Zeit und weis, dass vonihm keine Gefahr ausgeht.

Plötzlich knalle es wieder imGebäude. Lautes Geschrei und das Geräusch von aufeinanderknallendem Stahl war zu hören. Ein Kampf?

Merisa rannte ausdem Zimmer und lauschte nach dem Ursprung der Geärusche. Dann hörtesie die eine bekannte Stimme, es war Sinbad.
„Auf dem Dach.",murmelte sie zu sich selbst und sprintete die Treppen hinauf. Obenangekommen traf sie auf eine riesige Menschenmasse. Um die 50bewaffneten Männer und Frauen befanden sich auf dem Dach. Sieumzingelten Sinbad und seine Leute. Aladdin und Morgiana waren auchdabei. Sogar dieser merkwürdige Typ, der sie umbringen wollte, standin der Menge.
„Ja'far!", rief Merisa und rannte auf denWeißhaarigen Mann zu. Ja'far zog seine Waffen und gab MerisaRückendeckung. „Ich bin froh, dass es dir gut geht.", sprach derAttentäter erleichtert und beobachtete das Schauspiel vor sich nunmit Merisa zusammen.
Es schien fast so als würde sich Sinbadgleich mit einem der bewaffneten Männer duellieren. Vor Sinbad standein blonder Mann. Er trug ein unauffälliges Gewand und eine roteKurdel am Hals. Die Waffe, die er in der Hand trug, war mit demselbenSymbol verziert wie ihre Djingefäße.
„Ja'far, was genau gehthier vor? Warum hat dieser Typ da ein Djingefäß?".
„Das istAli Baba, der Anführer der Nebenbande. Wir haben vom König denAuftrag bekommen diese Bande zu verhaften, damit sie den Seehandelmit Sindria wieder aufnehmen.".
Merisa warf dem Weißhaarigeneinen wütenden Blick zu. „Warum erzählt ihr mir so etwas nicht?Ich habe Sinbad tausendmal gefragt was wir hier machen.".
„Sinbadhielt es wohl für das Beste dich aus der ganzen Sachen heraus zuhalten.".
Merisa musste diese Antwort akzeptieren.

Nachwenigen Augenblicken war der Kampf zwischen Sinbad und Ali Babavorbei. Aus irgendeinem Grund, den Merisa zu diesem Zeitpunkt nochnicht ganz verstanden hatte, schloss sich Sinbad und seineGefolgsleute der Nebelbande an. Sinbad sagte zwar dass Merisaweiterhin im Hotel nächtigen soll, doch ihr reicht es langsamauch.
„Sinbad...ganz ehrlich. Ich werde nicht allein in diesemHotel schlafen. Wenn ihr zu der Nebelbande geht, werde ich euchfolgen. Ich bin kein kleines Kind. Ich besitzte 2 Djingefäße undkann mich ganz gut selbst verteidigen. Ich versteh auch nicht warumdu mich immer ausschließt.".
Der König von Sindria schaute dasjunge Mädchen für einen Moment überrascht an. Schließlich nahm ereine ihrer Hände und kniete vor ihr nieder.
„Meine Liebe, bittenehmt es mir nicht übel. Aber ich habe mich stets nur um euchgesorgt. Ihr seid für mich wi-".
„Ach sei doch ruhig.",zischte sie und riss ihre Hand von Sinbad weg. „Ich werde mich vonnun an nur noch mit Ja'far unterhalten.". Mit diesen Worten haktesie sich bei Ja'far ein und lies sich zu dem Quatier der Nebenbandeführen. Man konnte ein leises, „Gute Entscheidung.", von Ja'farin der Ferne hören.

Merisa nutzte die Chance um sich etwasmehr mit Aladdin und diesem Ali Baba zu unterhalten. Es interessiertsie brennend was sie wohl so zu erzählen haben.
„Ihr seid alsoFreunde?", bemerkte Merisa und nahm einen Schluck von dem Wein, dervon König Sinbad bereitgestellt wurde.
Aladdin nickte, „Ja, AliBaba ist mein erster und teuerster Freund. Wir haben zusammen einenDungeon bezwungen und beschlossen uns die Welt anzusehen.".
Merisalächelte. Ihr kam das alles so bekannt vor.
„Ja genau.",begann Ali Baba und legte einen Arm um Aladdin. „Wir haben zusammenden Dungeon Amon bezwungen und jetzt sind wir hier. Aber wie bist duan deine Djingefäße gekommen?"
„Nunja...Ich habe vor einigerZeit einen Magi getroffen. In meiner Heimatstadt gab es ein Fest, dahabe ich ihn kennengelernt. Ich führte mich zu dem Dungeon Ruthraund half mir ihn zu bezwingen." Merisa nahm den Säbel von ihremWaffengurt und präsentierte ihn Stolz den beiden. „Ohne diesenMagi hätte ich es nie geschafft.". Für einen Moment musste siewieder an Judar denken. Ein Lächeln schlich sich unbemerkt auf ihrGesicht als sie für wenige Sekunden in Gedanken versunken war.
„Istdieser Magi ein Freund?", fragte Aladdin mit einem Lächeln imGesicht, „Du siehst so glücklich aus wenn du von ihmerzählst.".
Merisa nickte, „Ja..ich schätze schon.".

Alsder Tag endlich angebrochen war, beschloss Merisa sich noch etwashinzulegen. Die Nacht war kurz und die anderen sind eh zum Palast vonBalbadd gegangen, um Ali Baba zu unterstützen. Er will wohl mit demKönig von Balbadd reden und ihm zum Umdenken bewegen. Die Zuständein dieser Stadt sind wirklich schlimm. Wenn es dem Volk in Merisantusso gehen würde, könnte sie Nachts nicht schlafen.
Wie es wohlden Leuten in Merisantus geht? Ob sie Mirandus wohl bald wieder sehenwird? Oder ihren kleinen Bruder Marvic? Vielleicht sollte sie nachdieser ganzen Sache doch mal zurück in die Heimat gehen.

Sinbadund die anderen kehrten erst sehr spät zurück. Es war bereitsdunkel als sich schließlich alle versammelten. Merisa hörte sichdie Ansprache von ihrem Zimmer aus an. Ja'far hatte ihr bereits alleserzählt. Der König hätte Ali Baba wohl überhaupt nicht zugehört,die Verhandlungen waren ein Reinfall.
Merisas Augen wurden vonSekunde zu Sekunde schwerer. Sie war kurz davor einzuschlafen als sieplötzlich durch ein lauten Knall abermals aufgeschreckt wurde. Siesprang auf und rannte zum Fenster. Auf dem Platz wo sich alleversammelt hatten stand Aladdin und auch Judar. Die beiden scheinenzu kämpfen.
„Was zum..?", murmelte sie zu sich selbst. Sieschnappte sich ihre Djingefäße und rannte die Treppen herunter umdie beiden aufzuhalten.
„Judar! Aladdin! Hört sofort auf!",schrie sie, doch die beiden scheinen sie nicht zu hören. Merisawurde von einer der Druckwellen an die Seite geschleudert. Zu ihremGlück wurde sie von Sinbad aufgefangen.
„Alles okjay, Merisa?",fragte er während er der jungen Frau wieder auf die Beine half.Merisa nickte und wollte gerade wieder zu den beiden Kämpfendenzurückrennen, wurde aber von Sinbad aufgehalten.
„Woher kennstdu Judar?", fragte er mit ernstem Blick.
„Judar ist der Magider mich durch meinen ersten Dungeon geführt hat.", antwortete sieschnell und versuchte sich wieder loszureißen. Doch Sinbad ließ dasnicht zu.
„Hast du eine Ahnung wie gefährlich dieser Kerlist?".
„Was?", Merisa hielt inne und drehte sich zu demKönig um. „Was meinst du?"
„Judar ist gefährlich. Er stehtin Verbindung mit der Organisation Al Thamen.".
„Al Thamen?Warte...". Das hatte sie doch schon einmal gehört. Ist das nichtdieselbe Organisation die Neo das mit den schwarzen Rukh angetanhat?
Merisa schaute ungläubig zu dem schwarzhaarigen Magi dergerade hoch in die Luft fliegt und einen riesigen Eisklotz über sichbildete.
„Aber...Judar...", murmelt sie zu sich selbst. Indiesem Moment schaute Judar zu Seite und bemerkte, dass unter denganzen Menschen auch seine Prinzessin steht. Er grinste sie an undschnippst mit seinem freien Finger. Auf einmal bildet sich ein Borgum die Weißhaarige.
„Keine Sorge Prinzesschen, ich hab dichschon gesehen.", Judar lässt den riesigen Eisklotz über sichaufsplittern so dass er mehrere Geschosse gleichzeitig hat.
„Wäredoch Schade, wenn ich dich aus Versehen aufspießen würde.".
Dannlässt Judar die riesigen Splitter auf alle um sie herum herabregnen. „Judar, stop!", schrie sie. Doch er hörte nicht auf sie.Die Eissplitter prallen überall in den Boden und auch in dieGebäude. Reflex artig hielt sich Merisa die Augen zu.
Als sieihre Augen wieder öffnete, bemerkte sie, dass zum Glück niemandverletzt war. Vor Aladdin hatte sich ein riesiger Djinaufgebaut.
„Was zum...", murmelte die Prinzessin ungläubigund starrte das riesige Ungeheuer an.

„Hah! Keine Sorge, ichhab noch Eis für dich übrig!", schrie Judar und ließ gefühlttausende der Eissplitter auf den Riesen herabstürzen. Das Ungeheuerwurde mehrfach durchbohrt, doch das hinderte es nicht daran sichweiterzubewegen.
„Warum tust du uns das an!", Aladdin sprangauf das riesige Ungeheuer und schien ihm zu befehlen sichzurückzuziehen, doch es hörte nicht auf ihn.
Judar grinste denJungen mit einem verrückten Blick an, „Du musst das dochverstehen. Als Magi besitze ich so viel Kraft, dass ich gar nichtweis wohin damit. Deshalb langweile ich mich auch jeden Tag zu Tode.Aber heute fühle ich mich endlich mal wieder richtig lebendig!"

Aufeinmal stürzte sich der Riese auf Judar. Es folgt ein heftigerKampf, wobei Judar deutlich den kürzeren Zog.
„Judar, stopp!",brülle Merisa. „Dieses Monster wird Judar noch umbringen..",dachte sich Merisa und versuchte aus dem Bork herauszukommen.Unglücklicherweise konnte sie nicht durch das Schild hindurch. Judarmuss den Zauber vorher aufheben.
Gerade als man dachte der Kampfwäre vorbei, da Judar dem Riesen einen Eissplitter in die Brustjagte, kam es doch ganz anders.
Blitzschnell richtete sich dasWesen wieder auf und packte Judar. Für einen kurzen Moment wurderder Magi durch seinen eigenen Borg geschützt, doch dann....

DerBorg um Merisa verschwand sofort. Tränen bildeten sich in den Augender Prinzessin als sie sah wie der Magi zwischen den Händen desDjins zerquetscht wurde.
„Nein...", wimmerte sie. Mit einemdumpfen Schlag landete Judar auf dem Boden. Er regte sichnicht.
Sofort wollte Merisa ihm zur Hilfe eilen, doch wieder wurdesie von Sinbad aufgehalten. „Lass mich los!", schrie sie. IhrBlick klebte an dem leblosen wirkenden Körper der Magis. Mit allerKraft versuchte sie sich loszureißen doch Sinbad lies nichtnach.
„Merisa, das ist zu gefährlich!".
Der Djinn setztezum finalen Schlag an. Diese Attacke wird Judar töten, das wussteMerisa.
„Es tut mir leid.", flüstert sie kaum hörbar bevorsie ihre freie Hand zur Faust ballte und Sinbad ins Gesicht schlug.Der König taumelte zurück und fiel zu Boden. Merisa nutzte dieChance und eilte zu ihrem Freund.
Sie hielt ihm in Arm undversuchte ihn aus der Gefahrenzone zu schleifen. Doch sie war zuschwach. Mit Tränen in Gesicht klammerte sie sich an ihren Magi undhoffte auf ein Wunder. Doch die Hitze des Angriffes war bereits zuspüren. Aus Angst vor dem was naht, schließt sie ihre Augen undstellt sich ihrem Schicksal.

Plötzlich befand sie sich in derLuft. Das Knallen des Angriffes war zu hören, doch sie spürtekeinen Schmerzen. Unsicher öffnet sie ihre Augen und schaut sich um.Eine nur zu bekannte Stimme drang zu ihr durch.
„Da sind wir janochmal rechtzeitig angekommen.", sprach Mirandus. Ihr Blickhuschte nach oben. Mirandus hielt sie auf den Arm. Er war in seinervollen Djin-Ausstattung von Agni. Ein Djinn der seinen Träger ineine Rüstung aus unzerstörbaren Felsen kleidet.
„Wo istJudar!?", fragt sie sofort doch Mirandus konnte sie beruhigen.
„Erist dort.", er deutete auf einen riesigen fliegenden Teppich aufdem sich auch Kougyoku und ihr Gefolge befand. Ihr Diener Kobun Kaleistete bereits Erste-Hilfe.
„Zum Glück...", sagte sieerleichtert und lehnt sich gegen die Rüstung ihres Bruders.
„Aberjetzt würde ich doch gern mal wissen wie es dazu kommt.". Mirandussetzte seine Schwester ebenfalls auf dem fliegenden Teppich ab undbegibt sich dann herunter zu König Sinbad.

Merisa eiltesofort zu dem verletzten Judar und hockt sich neben ihn. Sein Körperwar mit Blutergüssen übersät. Mit zitternden Fingern streicht sieihm eine Strähne aus dem Gesicht.
„Keine Sorge, er wird schonwieder.", hört sie die beruhigende Stimme von Kougyoku. „KobunKa wird sich gut um ihn kümmer.".
Der genannte nickte eilig undließ mit Hilfe seines Metalgefäßes heilendes Wasser über denKörper des Magis laufen.

Plötzlich war ein tiefes Grollen zuhören. Das Monster, welches gerade noch den Priester attackiertehatte, peilte jetzt die Prinzessin von Kou und deren Diener an.
„DasMonster hat noch nicht genau? Na schön...", ihre dünnen Fingergreifen nach der Haarnadel, die bereits zu leuchten beginnt.
„Seidvorsichtig, Prinzessin.", sprach Kobun Ka, der sich jetzt gänzlichum die Heilung von Judar kümmert.
„Natürlich.". Kougyokusprang auf und rief ihren Djinn Vinea zu Hilfe. Ihr Körper wurde voneiner Schutzschicht aus Wasser umhüllt. Doch die hitzigen Angriffedes Gegners brachten diese zum Verdampfen.
Kougyoku zischte undänderte dann ihre Taktik. Sie ließ die Kraft von Nivea in ihre Armeund Haarnadel fließen. Die gerade noch unscheinbare Haarnadelverwandelte sich in eine riesige Klinge, mit der sie den gegnerischenDjinn auch zu Fall brachte. Sie durchbohre den Bauch des Ungeheuerswas dazu führte, dass sich das riesige Wesen zurück in seinMetallgefäß begab.

Merisa konnte das ganze Spektakel nur vondem fliegenden Teppich aus beobachten. Ihre Beine zitterten immernoch vor Schock. Noch nie war sie in so einen Kampf verwickelt. Nochnie hat sie so viel Gewalt auf einmal gesehen. Dieser riesige Djinn,denn Aladdin „Freund" nannte, war in ihren Augen nur einunbarmherziges Monster. Es hatte versucht Judar umzubringen, dasskann und wird sie ihm nie verzeihen.

Mirandus versuchtewährenddessen die ganze Situation aufzuklären.
„Sindbar, wasist hier geschehen? Wie kann es sein, dass einer eurer Verbündetenmeine Schwester angreift?", seine Stimme war ruhig, doch die Worte,die er sprach, waren scharf wie Rasierklingen.
Sinbad ahnte, dassdieser Kampf noch viele Dinge mit sich ziehen würde. „KönigMirandus. Ich versichere euch dass-", doch er wurde sofortunterbrochen. „Dieser Judar hat uns Angegriffen, es ist seineSchuld!", schrie Aladdin total aufgeregt. „Und dieseFrau..sie..sie hat Ugo...". Der Magi flog mit seinem fliegendenTurban auf die Prinzessin zu und attackierte sie mit einemLichtgeschoss.
Sinbad wollte eingreifen, doch Mirandus kam ihmzuvor. Er wehrte das Geschoss mit seiner riesigen steinähnlichen Axtab und landete schützend vor Kougyoku. „Ihr wagt es meine Verlobteanzugreifen?", Mirandus Geduld ist nun komplett aufgebraucht. Erholte weit mit seiner riesigen Axt aus und schlug den Jungen von demTurban herunter, so dass er genau bei seinen Freunden in denSteintrümmern aufschlug.
„Ich weiß nicht wer ihr seit, aberwer die Hand gegen das Haus Asinus und deren Verbündeten erhebt,kann nur ein Feind sein.". Mirandus Blick wanderte zu Sinbad. BeideMänner starrten sich für einen Moment wortlos an, bis sich dieDjinausstattung von Mirandus schließlich auflöst. „Wir gehen.",sagte er ruhig und ließ sich von dem riesigen Teppich zurück zumPalast von Balbadd bringen.

Die Prinzessin von MerisantusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt