Familie Back

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Jacob P.o.V.

Es vergeht etwas über eine Woche. Ich habe Hedda jeden Tag besucht. Es ist die einzige Zeit, in der wir Seth dazu überreden können, ihre Seite zu verlassen, etwas zu essen und sich frisch zu machen. Es dauert länger als gedacht für sie, um aufzuwachen. Das Blutbild und die Tests zeigen, dass das Narkosemittel aus ihrem Kreislauf raus ist und dennoch rührt sie sich nicht. Ihre anderen Vitalwerte sind auch alle normal. Carlisle vermutet, dass sie sich in einer Art komatösen Schlaf befindet, damit ihr Körper sich von den emotionalen Strapazen der letzten Tage erholen kann. Wir hoffen, dass sie bald aufwacht. Wir haben viel zu besprechen.

An diesem trockenen, aber natürlich bewölktem Dienstag wird mein Frühstück vom Telefon unterbrochen. „Black", hebe ich den Hörer ab. „Jacob, sie ist wach.", erklingt Esmes sanfte Stimme am anderen Ende der Leitung. Erleichterung flutet mich und ich kann es kaum erwarten, mit meiner kleinen Schwester zu reden. „Ich bin auf dem Weg. Danke!", sage ich und lege auf. Ich drehe mich um und sehe Dad in der Tür, welche Küche und Wohnzimmer verbindet. „Sie ist aufgewacht.", sage ich lächelnd zu ihm. „Bring sie nach Hause, Jacob.", sagt er mit einem nachdrücklichen Nicken.

Ich fahre ausnahmsweise den Weg zu den Cullens. Hedda sollte zwar körperlich fit sein, aber ich möchte nicht, dass sie sich gleich wieder überanstrengt. Vor dem Haus kommt mir schon Renesmee entgegen. Ich ziehe sie in meine Arme. „Ihr geht es gut. Sie isst gerade. Komm", fröhlich zieht sie mich ins Haus und in die große Küche. An der modernen Kücheninsel sitzen Hedda und Seth. Die Cullens sind verteilt im Haus. Hedda hat einen Teller mit einem großen Stapel Pancakes vor sich stehen. Bei Seth bin ich mir nicht sicher, ob er die Pancakes oder meine Schwester mit verliebten Augen anschmachtet. Schätzungsweise beides. Aber er hat bereits einen leeren Teller vor sich stehen. Der Vielfraß! Er hat wahrscheinlich wieder die Nacht hier verbracht, sowie auch in der letzten Woche.

„Guten Morgen", sage ich und ziehe Hedda vom Stuhl in meine Arme. „Hey", sagt sie leise und lächelt mich an, nachdem wir uns lösen. „Wie geht es dir?", frage ich sie und sie setzt sich wieder auf den Stuhl, um ihr Frühstück zu beenden. „Gut, ich fühle mich, wie neu geboren. Besonders nach diesem leckeren Frühstück!", zum Ende hin wirft sie Esme, welche bei uns in der Küche ist, ein dankbares Lächeln zu. Diese winkt nur ab, zufrieden dass es Hedda schmeckt. Wir unterhalten uns etwas, bis Carlisle auch zu uns stößt. „Deine Werte sind im normalen Bereich und du bist hiermit offiziell entlassen.", sagt er zu Hedda und wirft uns ein Lächeln zu. Wir Wölfe bedanken uns ausgiebig bei den Vampiren für alles. Dann klettern wir in das innere meines Trucks und fahren zu meinem Haus. Durch den Innenspiegel beobachte ich Seth und Hedda auf der Rückbank. Seth sitzt rechts am Fenster, Hedda in der Mitte und sie lehnt an ihm, während seine Arme um ihr liegen. Scheint so, als wären die zwei sich nähergekommen. Es freut mich sehr für beide. Ich weiß, ich muss mir keine Sorgen um das Liebesleben meiner kleinen Schwester machen. Seth ist ein korrekter Typ.

Bei mir Zuhause angekommen, wartet schon der Rest vom Rudel. Dad muss sie wohl informiert haben. Er weiß bereits über Hedda Bescheid und hat zugegeben, uns diesbezüglich etwas verschwiegen zu haben. Es regnet Umarmungen für Hedda, ehe wir es uns alle im Wohnzimmer bequem machen.

Hedda P.O.V.

Wir sitzen alle versammelt bei Jacob Zuhause. Billy rollte zu uns und blickt ernst in die Runde. "Hedda, ich würde dir gerne eine Geschichte erzählen. Du musst wissen, ich habe außer Jake, Rebecca und Rachel noch ein weiteres Kind, eine Tochter. Diese Tochter hat es nach ihrer Geburt jedoch nie bis hier nach Hause geschafft. Sie ist noch im Krankenhaus entführt worden. Wir haben Tage, Wochen, Monate nach ihr gesucht. Aber es gab nicht die geringste Spur, wo sie sein könnte. Schließlich haben wir uns nach vielen Jahren der Trauer damit abgefunden, sie nie wieder zu sehen. Wir haben einfach immer gehofft, dass, wo auch immer sie ist, sie ein gutes Leben hat.", erzählte Billy mit einem traurigen Blick. Die arme Familie! Was sie durchgemacht haben müssen...

Dennoch verwirrt es mich etwas. "Das tut mir leid. Aber wie kommt es, dass du mir diese Geschichte erzählst? Das ist etwas sehr privates.", sage ich zögerlich. Ich möchte nicht unhöflich erscheinen. Billy mustert mich nachdenklich. Schließlich sagt er: "Hedda, ich denke du bist dieses Mädchen und meine Tochter." Ich sehe ihn geschockt an. „W...was?", stottere ich geschockt und restlos verwirrt. Wie kann das sein? Wie kommen sie darauf? „Bevor wir dich gerettet haben, hat dein Adoptivbruder uns einen Besuch abgestattet. Er hat uns erzählt, wie seine Eltern dich aus einem Krankhaus hier entführt haben und dein richtiger Name Black sei", erklärt Sam mit mitfühlender Stimme. Mir schießen Tränen in die Augen und rollen nur wenig später meine Wangen herunter. Ich schließe Billy in eine feste Umarmung, die er bereitwillig erwidert. Ich spüre etwas nasses an meiner Schulter und nehme an, dass auch Billy zu Tränen gerührt ist. Ich habe eine Familie. Ich habe meine Familie gefunden. Ich kann es nicht fassen!

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Überarbeitet am: 11.02.2021

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