Von der Vergangenheit eingeholt

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Seth P.O.V.

Am nächsten Morgen werde ich von warmen Sonnenstrahlen geweckt. Langsam schlage ich meine Augen auf. Ich reibe mir über die Augen, als die gestrigen Ereignisse meinen Kopf fluten. Sofort muss ich breit grinsen. Ich habe meine wunderschöne Prägung gefunden und sie möchte uns eine Chance geben! Motiviert springe ich nun doch aus dem Bett und mache mich rasch fertig. Im Vorbeigehen rufe ich Mum ein 'Bis später' zu und mache mich dann schleunigst auf den Weg zu Sam und Emily.

Hedda P.O.V.

Ich habe diese Nacht wirklich gut geschlafen. Wahrscheinlich, weil dieses Bett echt bequem ist und ich keine Angst haben musste, im Schlaf überfallen zu werden. Fertig gemacht, gehe ich runter und geselle mich zu den anderen an den Frühstückstisch. Die Jungs sind alle wieder hier oder trudeln nach und nach ein. Wie hält Emily nur immer dieses viele Testosteron aus?

Wenig später kommt auch Seth, welcher sofort den Stuhl neben mir in Beschlag nimmt. Ich lächle ihn an und begrüße ihn: "Hey." - "Guten Morgen!", strahlt er zurück und wir wenden uns wieder unserem Frühstück zu.

"Und, hast du darüber nachgedacht, ob du hierbleiben willst?", fragt Jake schließlich. Ich sehe ihn an und lasse dann meinen Blick durch die Runde schweifen. Auch die anderen sehen mich gespannt an. Zögernd antworte ich: "Um ehrlich zu sein, noch nicht... Ich würde nach dem Frühstück ein bisschen im Wald laufen gehen und in Ruhe darüber nachdenken." Sie nicken verstehend. Als wir fertig sind, helfe ich Emily beim Abwasch.

Danach ziehe ich meine Schuhe an, verlasse das Haus und verschwinde zwischen den Bäumen. Ich komme allerdings nicht weit, da jemand meinen Namen ruft. Ich drehe mich um und sehe Seth auf mich zu joggen. "Was dagegen, wenn ich dir Gesellschaft leiste?", fragt er und vergräbt seine Hände nervös in seinen Hosentaschen. Lächelnd nicke ich und wir gehen hinter verschiedene Bäume, um uns zu verwandeln, damit wir unsere Kleidung nicht zerstören. Als ich hinter meinem Baum hervortrete, wartet schon ein sandfarbener Wolf auf mich. Wir mustern uns gegenseitig und Seth stupst mich liebevoll an. Er ist so süß!

Wir rennen tiefer in den Wald. Es tut gut den Wind in meinem schneeweißen Fell zu spüren. Wir tollen eine ganze Weile rum, spielen fangen und kämpfen spielerisch miteinander. Schwer atmend halten wir an der Spitze hiesigen Klippen an. Von hier kann man den Strand sehen. Wieder gehen wir hinter Bäume und verwandeln uns zurück. Ich werfe mir meine Klamotten über, die an meinem Bein befestigt sind. Wir setzen uns an den Rand der Klippen mit etwas Sicherheitsabstand und reden stundenlang über Gott und die Welt.  Am späten Nachmittag machen mir uns auf den Rückweg zu Sams Haus, dieses Mal aber auf zwei Beinen, da es nicht weit es. Es macht echt Spaß mit Seth zu reden und er bringt mich ständig zum lachen.

Wenige Minuten vom Haus entfernt, steigt mir ein leider sehr bekannter Duft in die Nase. "Stimmt etwas nicht?", fragt Seth besorgt, da ich mich sichtlich anspanne und aufhöre zu lachen. Ich sehe ihn eindringlich an, packe seine Hand und ziehe ihn wesentlich schneller Richtung Haus. Verwirrt stolpert er hinter mir her. Es bringt allerdings nichts, denn nur wenige Meter später sind wir von elf Wölfen umzingelt plus einer in Menschengestalt, Andy. Ich rücke näher an Setz ran und mustere Andy mit zusammengekniffenen Augen.

"Wenn das nicht meine geliebte, kleine Schwester ist. Ich denke, du weißt warum wir hier sind. Du bist lange genug vor uns weggelaufen.", sagt er mit einem amüsierten Grinsen. Ein Knurren verlässt meine Kehle, ebenso wie Seths, der seinen Arm schützend um meine Hüfte legt. "Oh und siehe da. Sie hat sich einen Freund gefunden. Renn lieber Kleiner, bevor wir es uns anders überlegen!", schnaubt Andy belustigt und auch die Wölfe geben lachähnliche Laute von sich. "Lass ihn da raus, Andy!", sage ich warnend, doch er nimmt mich nicht ernst und sieht mich nur belustigt an. "Aww, aber wo wäre denn da der Spaß?", sagt er spöttisch und im nächsten Moment wird Seth von mir weggerissen. Ich drehe mich um und erstarre bei dem Bild vor mir.

Mit weit aufgerissenen Augen sehe ich, wie Alex Seth im Schwitzkasten hält und ihm ein Messer an den Hals drückt. Er muss sich wohl unbemerkt zurückverwandelt haben. "Lass ihn sofort gehen!", sagte ich mit bebender Stimme und will zu ihm. Doch knurrende Wölfe halten mich davon ab. Alex sieht mich amüsiert an. Auch Andy lacht laut auf. "Wieso sollte er?", fragt er spöttisch. Eine Träne rollt über meine Wange. Ich kann nicht zulassen, dass sie Seth etwas antun!

"Ok, du hast gewonnen! Lasst Seth gehen und ich...", sage ich resigniert. Andy hackt nach: "Und du?" "Und ich komme mit zurück ohne Schwierigkeiten zu machen.", ende ich meinen Satz. "Nein", krächzte Seth hervor, kann aber kaum sprechen, durch das Messer an seinem Hals. "Warum nicht gleich so?", Andy nickt Alex zu und dieser lässt Seth los. Allerdings nockt er ihn dann aus. Entsetzt möchte ich zu ihm, allerdings versperren mir die anderen erneut den Weg. "Verwandle dich!", fordert Andy. Mit einem letzten Blick auf den ohnmächtigen Seth verwandle ich mich traurig und laufe mit den anderen in den Wald. Sie bilden einen Kreis um mich, sodass ich ja nicht abhauen kann. Wir stoppen schließlich bei der kleinen Hütte, die meiner 'Familie' gehört. Alle verwandeln sich zurück und ich werde in eines der kleinen Schlafzimmer gezerrt. "Du hättest nicht weglaufen sollen. Aber keine Sorge, jetzt wird alles wie früher, versprochen!", mit einem fiesen Lächeln schließt Andy die Tür hinter sich und ich höre das leise Klicken des Schlosses. Traurig und verzweifelt lasse ich mich schluchzend auf das Bett fallen. Ich fahre mir durch die Haare, als die ersten Tränen fließen. Ich will nicht wieder zurück! Ich kann nicht! Irgendwann muss ich dann wohl doch eingeschlafen sein.

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Überarbeitet am: 07.01.2021

THE WHITE WOLFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt