Gestaltwandeln mal anders

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Hedda P.O.V.

Es sind bereits zwei Tage vergangen seit ich offiziell meine richtige Familie kennengelernt habe. Billy, mein Vater, kümmert sich rührend um mich und hätte mich am liebsten immer in seinem Blickfeld. Er hat wohl etwas Angst, dass alles nur ein toller Traum ist und ich mich gleich in Luft auflöse. Jake ist ein toller großer Bruder, auch wenn er manchmal etwas übertreibt mit seinem Beschützerinstinkt. Auch mit Rachel und Rebecca verstehe ich mich blendend. Auf Grund dessen, dass die zwei je eine eigene Wohnung im Reservat haben, ist es kein Problem gewesen, bei Billy und Jake einzuziehen. Ich habe mich in Rachels altem Zimmer breit gemacht und liebe es sehr. Ich unterhalte mich viel mit meiner Familie, erzähle ihnen von meinem bisherigen Leben und sie erzählen mir vieles über ihres. Ich habe mir nicht erträumen können, dass die Flucht von meiner vermeintlichen Familie ein solches Ende nehmen würde. Doch ich bin froh, dass ich den Mut dazu aufgebracht habe.

Außerdem ist es schön, nach all den Wochen wieder ein richtiges Rudel zu haben. Wölfe sind nun mal Rudeltiere und keine Einzelgänger. Die Jungs haben mich fröhlich aufgenommen und auch mit Leah verstehe ich mich sehr gut, sehr zur Überraschung der Jungs. Seth freut es sehr, da Leah wohl seit der Sache mit Sam und dem Tod ihres Vaters nicht mehr so fröhlich gewesen ist, wie in den letzten Tagen.

Heute strecken sich tatsächlich ein paar Sonnenstrahlen über den Himmel, weshalb wir beschließen, an den Strand zu gehen. Die Jungs raufen sich gerade im Wasser, während Leah und ich uns am Strand über Gott und die Welt unterhalten. "Hey, kommt ihr heute auch noch ins Wasser oder was?", fragt ein klatsch nasser Jared, der vor uns zum Stehen kommt. Leah nickt zustimmend, steht auf und geht Richtung Meer. Wartend liegt der Blick nun auf mir. Dankend lehne ich ab: "Nein, danke. Mir ist gerade nicht nach schwimmen. Ich genieße die Sonne, solange ich es noch kann." Ich sonne mich entspannt, bis sich etwas vor meine Wärmequelle schiebt. Widerwillig öffne ich meine Augen. Vor mir stehen Jared, Seth und Paul, alle mit dem gleichen dämlichen Grinsen im Gesicht. Misstrauisch sehe ich sie an. Irgendwas haben die doch vor. Zu spät bemerke ich, dass Paul einen Eimer mit Wasser hinter seinem Rücken vor holt und ihn auch prompt über mir ausleert. Meine Augen weiten sich geschockt und ich fauche sie an: "Ihr könnt mich mal!" Ich springe auf und sprinte Richtung Meer, vorbei an den anderen, die jenes gerade verlassen. Ich tauche unter die Wasseroberfläche, ehe ich bereits das allzu bekannte Kribbeln in meinem Körper ausbreitet und mein Bikini verschwindet.

Seth P.O.V.

"Ihr könnt mich mal!", mit diesen Worten rennt sie ins Meer, obwohl die anderen es gerade verlassen. Sie springt in die Wellen und taucht unter. Wir müssen ganz schön lachen. Leah fährt uns wütend am: „Ihr habt keine Ahnung, was ihr gerade getan habt, ihr Idioten!" Leah geht wieder hüfttief ins Wasser und ruft Heddas Namen. Irritiert beobachten wir sie, als uns auffällt, dass Hedda nirgendswo zu sehen ist. Wo ist sie nur? Auch wir gehen schnell ins Wasser und rufen ebenfalls ihren Namen, als wir uns verteilen, um sie zu finden. Wir tauchen und suchen sie unter Wasser.

Leah P.o.V.

Hedda taucht einige Meter entfernt von uns im tieferen Gewässer auf. "Leah?", ruft sie hilfesuchend. Ich weiß sofort, worauf sie hinaus möchte. "Schwimm, ich erklär es ihnen!", rufe ich ihr mit einem beruhigenden Lächeln zu. Dankbar nickt sie und taucht wieder ab. Dabei kann man kurz ihre weiße Schwanzflosse sehen. Als ich mich den Jungs zu wende, sehe ich, dass sie alle mit großen Augen auf die Stelle starren, wo Hedda gerade verschwunden ist. Irgendwann wenden sich ihre geschockten Blicke auf mich. "Kommt mit", sage ich seufzend und wir gehen zurück an Land.

Wir setzen uns auf unsere Handtücher und die Jungs sehen mich erwartungsvoll an. Ich erkläre: "Also wie ihr gesehen habt, hat Hedda gerade statt Beinen eine weiße Schwanzflosse gehabt. Sie ist eine Sirene. Also kann sie sich nicht nur an Land verwandeln, sondern hat auch noch eine dritte Gestalt im Wasser. Immer wenn ihre äußere Haut mit Wasser in Kontakt kommt, verwandelt sie sich. Es reicht ein einzelner Tropfen Flüssigkeit. Sie kann unter Wasser atmen und verdammt schnell schwimmen." Die Jungs sehen mich noch geschockt an als vorher. Sie haben wahrscheinlich gedacht, dass wir ihnen einen Streich gespielt haben. Als sie sehen wie ernst ich jedoch bin, nicken sie mir schließlich etwas benommen zu, dass sie verstanden haben.

Ein lautes platschen zieht meine Aufmerksamkeit zurück zum Meer. Hedda schwimmt nah des Strandes und beobachtet uns oder eher die Reaktion der Jungs. „Sie ist hier. Jake, kannst du sie aus dem Meer an Land tragen?", mache ich auf unseren Zuschauer aufmerksam. Langsam stehen die Jungs auf und wir gehen wieder zu ihr ins Wasser. Gut, dass uns die Kälte mit unserer hohen Temperatur nichts ausmacht.

„Hey", sagt sie leise, als wir bei ihr ankommen. Sie sieht die Jungs unsicher an. Sie haben bisher noch nicht wirklich etwas dazu gesagt. Seth geht aber ohne zu zögern zu ihr und zieht sie in eine feste Umarmung. Leise murmelt er ihr eine Entschuldigung für den blöden Streich zu und ebenso leise vergibt sie ihm. Dazu bekommt er noch einen Kuss auf die Wange, welchen ihn sofort zum Lächeln bringt. Auch Jake nimmt seine Schwester in den Arm und trägt sie anschließend im Brautstyle aus dem Wasser. Zum Glück sind gerade keine Passanten hier unterwegs.

Hedda P.O.V.

Jake setzt mich am Strand auf meinem Handtuch ab. Interessiert und neugierig mustern die Jungs meine schillernde weiße Flosse. Sie ist länger, wie meine Beine normalerweise wären. Es verunsichert mich etwas. Seth muss es gesehen haben, denn er setzt sich hinter mich, sodass ich zwischen seinen Beinen sitze. Er legt seine Arme um mich und drückt mich vorsichtig an seine warme Brust. „Es ist egal, in was du dich verwandeln kannst. Du bist immer noch du!", wispert er beruhigend in mein Ohr. Die Jungs nicken auf Seths Aussage mit einem breiten Grinsen in jedem Gesicht. Glücklich sehe sie an. Es freut mich so sehr, dass sie es einfach so akzeptieren, als wäre es etwas Alltägliches.

Sam fragt schließlich: "Du bleibst jetzt aber nicht für immer so bleiben, oder?" Ich lächelte etwas belustigt bei der Frage, auch wenn sie berechtigt ist. "Nein, keine Sorge. Sobald ich trocken bin, verschwindet der Fischschwanz wieder." Sie sehen ziemlich erleichtert aus. Wahrscheinlich sind sie schon am überlegen gewesen, wie sie mich ansonsten am besten hier wegkriegen, ohne dass uns jemand sieht. Die Flosse ist weder klein noch unauffällig.

Dank der Sonne, unserer hohen Körpertemperatur und den Handtüchern dauert es nur wenige Minuten, bis die Flosse meinen Beinen weicht und ich wieder meinen normalen Bikini trage. Mit der Verwandlung kommt ein weißes Oberteil passend zur Flosse.

„Meine Schwester ist eine Sirene. Dieses Rudel wird immer verrückter", murmelt mein Bruder vor sich hin und ich muss bei seinen Worten auflachen. Ich kann ihn nur zustimmen. Gestaltwandler, Vampire, Halbvampire und jetzt auch noch eine Sirene. Das volle Programm. Wir verbringen auch noch den restlichen Tag am Strand, aber dieses Mal achten die anderen darauf, dass wir keinen weiteren Zwischenfall haben.

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Überarbeitet am: 11.02.2021

THE WHITE WOLFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt