kleine Schwester

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Jacob P.O.V.

Mittlerweile ist es schon später Abend. Es ist ein schlimmer Anblick. Seth liegt auf Sams Sofa und weint sich die Augen aus dem Kopf. Es ist ein großer Schock gewesen, als er zurückkehrte und uns erzählt hat, was passiert ist. Er ist nicht lange bewusstlos gewesen dank unserer schnellen Heilung, aber es war lange genug, damit sie abhauen konnten. Mit Hedda. Er macht sich Vorwürfe, dass er sie nicht beschützen konnte. Es nimmt uns alle mit, was mit Hedda passiert ist. Wir haben sie wohl alle recht schnell ins Herz geschlossen. Nicht nur Trauer sondern auch Wut erfüllt uns. Ich weiß nicht wieso, aber es geht mir so sehr gegen den Strich, dass sie sie doch bekommen haben und wir haben es nicht Mal gemerkt!

Plötzlich ist von draußen wolfartiges Gebelle zu hören. Irritiert gehen wir nach draußen. Seth neben mir verspannt sich und knurrt den uns fremden Wolf an. Offensichtlich ist er auch Gestaltwandler. "Was willst du hier!?", knurrt Seth aggressiv und Paul und Embry halten ihn zurück, bevor er auf den Fremden los gehen kann. Der Junge verwandelte sich zurück und läuft dann auf uns zu. Nur wenig vor uns kommt er zum Stehen. Er sagt mit warnender Stimme: "Ihr werdet euch aus Heddas Leben raushalten und ihr nicht mehr zu nahekommen. Ansonsten sind wir nächstes Mal nicht mehr so freundlich. Wir werden Hedda nach Hause bringen. Sucht sie nicht! Vergesst am besten, dass ihr sie je gekannt habt!"

Das muss einer der Jungs sein, die Hedda gekidnappt haben, wahrscheinlich ihr Bruder. Seths Antwort ist ein tiefes Knurren. Das letzte was er tun wird, ist sein Prägung zu vergessen! Ich sehe ihn abschätzig an und frage: "Wieso bist du zu deiner eigenen Schwester so grausam?" Er lacht nur höhnisch auf. Wir schauen ihn fragend an. Was ist daran bitte lustig? Unter seinen Lachern presst er heraus: "Sie ist nicht meine leibliche Schwester." Und da macht es Klick bei uns.  Hedda hat uns ja erzählt, dass sie sich recht sicher ist, dass diese Leute nicht ihre leibliche Familie sind und nun haben wir die Bestätigung.

"Wie ist sie dann zu euch gekommen?", fragt Sam nach. Er zuckt mit den Schultern. "Wir haben bekannte Besucht. Der Mann lag im Krankenhaus. Da haben meine Eltern Hedda das erste Mal gesehen. Sie ist nur wenige Tage alt gewesen. Meine Eltern haben sie mitgenommen. Sie wussten von Anfang an, dass sie etwas Besonderes ist. Besonderer als nur ein gewöhnlicher Gestaltwandler. Sie ist mächtiger, so viel mächtiger, als wir alle.", erklärte er gleichgültig, als würden wir uns übers Wetter unterhalten.

Mir platzt der Kragen! Dieser Typ ist unfassbar! Ich packe ihn am Kragen seines Shirts und drücke ihn mit Wucht an die Hauswand hinter mir. Er scheint kurz überrascht. Tja, damit hat er wohl nicht gerechnet! Seth fragt bissig: "Was meinst du damit, dass sie etwas Besonderes ist?" Doch der Idiot bleibt stumm und grinst nur vor sich hin. Er würde es uns nichts verraten und er weiß, wie sauer uns das macht.

Wütend schlägt Seth gegen die Hauswand und sagt: "Weißt du wenigstens, wie ihre leibliche Familie heißt?!" Er scheint ernsthaft kurz zu überlegen. Schließlich sagt er: "Ich glaube, Black oder sowas in die Richtung." Nun schauen mich alle gespannt an. Hedda ist meine kleine Schwester, MEINE KLEINE SCHWESTER!!! Ich weiß nicht, was ich gerade fühlen soll. Ich bin überwältigt, glücklich meine Schwester gefunden zu haben, traurig, was ihr zugestoßen ist, wütend, auf die Leute, die ihr das angetan haben und noch so viel mehr! Das Maß ist voll! Ich schlage ihn mit geballter Faust ins Gesicht, sodass seine Nase anfängt zu bluten und ein widerliches Knacken zu hören ist. Dann schubse ich ihn zu Jared und presse unter zusammen gebissenen Zähnen heraus: "Kümmere dich um ihn, während wir meine Schwester befreien werden!"

Wir laufen in den Wald und verwandeln uns. So schnell ich kann, jage ich vorne weg zu der Hütte, die Hedda uns beschrieben hat. Versteckt im Dickicht bleiben wir stehen und beobachten die Hütte. Wir sehen nur drei Leute außerhalb und in der Hütte sind kaum Geräusche zu hören. Wir wissen nicht, wo die anderen sind, aber das ist jetzt auch egal. Plötzlich ertönt ein Schrei von drinnen. Hedda!

Die anderen stürzen sich auf die Wachen, während ich einfach durch die Tür ins Innere stürme. Wortwörtlich, ich habe gerade keine Zeit gehabt, sie zu öffnen. Naja egal. Ich jage durch die Zimmer und mache dabei ordentlich Lärm, als ich alles in meinem Weg zerstöre. Wieder ein Schrei aus der Tür zu meiner rechten. Meine Wut steigt und steigt. Also nochmal, quer durch die Mitte bzw. durch die Tür. Ein wütendes Knurren entweicht mir. Hedda liegt bewusstlos auf einem Bett. Ein Junge ist über sie gebeugt und scheint sie festzuhalten. Der andere hat eine leere Spritze in der Hand. Sie sehen mich geschockt an, doch ich gebe ihnen kaum Zeit zu reagieren, ehe ich meine Wut an ihnen auslasse.  Ich verliere komplett die Kontrolle und... sagen wir es sieht nicht wirklich gut für sie aus. Fertig mit mit diesen Arschlöchern, verwandle ich mich zurück und lasse mich neben das Bett mit meiner kleinen Schwester fallen. Ich rüttle fest an ihren Schultern, doch sie wachte nicht auf. Ihr Puls ist schwächer als er sein sollte! Tränen strömen mein Gesicht herunter. Schnell nehme ich sie auf meine Arme und laufe los, in Richtung Haus der Familie Cullen. Sie müssen ihr helfen, sie müssen einfach! Sie kann nicht sterben, nicht jetzt, nicht nachdem wir sie jetzt erst wiedergefunden haben. Ich wusste nie, dass ich noch eine kleine Schwester habe, aber ich würde es mir jetzt gar nicht anders wünschen.

Das Haus kommt in der Ferne schon in Sicht und wie erwartet, öffnet Edward uns bereits die Tür. Es bedarf keiner großen Mühe, extra laut zu denken und ich bin wohl zum ersten Mal froh, dass er Gedanken lesen kann. Carlisle kommt ebenfalls zur Tür. "Was ist passiert?", fragt er sofort, als er Heddas bewusstlose Form in meinen Armen sieht. "Ich weiß es nicht. Sie haben ihr irgendwas gespritzt. Ihr Puls ist schwach. Bitte, ihr müsst ihr helfen. Sie darf nicht sterben!", sage ich außer Atem. Carlisle nickt und Edward öffnet die Tür weiter: "Bring sie hoch in mein Arbeitszimmer." Ich tue wie mir aufgetragen und lege sie oben auf die Liege, die im Raum steht. Mit einer Handbewegung zeigt er mir, ich solle draußen warten. Nur widerwillig lasse ich sie mit ihm alleine, aber wenn jemand ihr helfen kann, dann ist es Carlisle. Ich setzte mich vor dem Haus auf die Treppen und fahre mir aufgebracht durch die Haare. Die restlichen Cullens versammeln sich auch auf der Terrasse. "Wer ist das Mädchen?", fragt Renesmee, welche sich neben mich setzt. Sie ist mittlerweile äußerlich um die 16. Ich sehe sie aus verzweifelten Augen an, meine wunderschöne Geprägte. "Sie ist meine kleine Schwester", antworte ich mit dünner Stimme und erzähle ihnen, wie wir Hedda getroffen haben und was alles passiert ist. Sie versuchen mich zu beruhigen, was aber nicht wirklich gelingt. Es dauert nicht lange, da kommt auch der Rest des Rudels aus dem Wald geprescht. Seth fragt sofort nachdem er sich zurück verwandelt hat: "Wie geht es ihr?"

Gerade als ich ihm antworten will, dass ich es nicht weiß, kommt Carlisle aus der Tür wie die Ruhe selbst. Sofort springe ich auf und wir sehen ihn abwartend an. "Sie haben ihr ein starkes Narkosemittel gegeben. Ihr Körper sollte es relativ schnell verbrennen, auf Grund eures schnellen Kreislaufes und der höheren Körpertemperatur. Sie ist derzeit deshalb nicht in Lebensgefahr, meiner Meinung nach. Dennoch würde ich es besser finden, wenn sie hierbleibt, bis sie aufwacht, damit ich sie im Auge behalten kann. Ich werde noch weitere Tests machen und warte auch auf die Ergebnisse ihres Blutbildes.", erklärt Carlisle sachlich mit einem kleinen Lächeln, während uns ein Stein vom Herzen fällt. "Behaltet sie hier, so lange es nötig ist. Hauptsache, sie kommt wieder auf die Beine.", sage ich und bedanke mich ausgiebig bei Carlisle. "Natürlich, werden wir euch sofort benachrichtigen, falls es Neuigkeiten gibt.", sagt Esme mit einem mütterlichen Lächeln.

"Ja, du kannst zu ihr.", sagt plötzlich Edward und sieht zu Seth. Dieser kratzt sich verlegen im Nacken und nach einem Nicken von mir und Sam, zeigt Edward ihm den Raum, in welchem Hedda liegt. Die anderen verabschieden sich nach und nach und gehen zurück ins Reservat. Ich verbringe noch etwas Zeit mit Nessie, ehe ich mich auf den Heimweg mache. Ich weiß, dass meine Schwester bei den Cullens sicher ist und ich habe so ein Gefühl, dass Seth auch nicht allzu bald nach Hause gehen wird.

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Überarbeitet am: 11.01.2021

THE WHITE WOLFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt