Kapitel 49 - 1. Weihnachtsfeiertag

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Leonora PoV:

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich in zwei kräftigen Armen, die mich fest umschlungen und an eine Wärmequelle pressten. Ich drehte mich vorsichtig in den Armen und sah in Severus schlafendes Gesicht. Seine Augen waren leicht geschlossen. Anders als normalerweise, wenn er schlief, war sein Gesicht angespannt und er wirkte etwas besorgt. Auch sah es nicht gerade so aus, als ob er einen angenehmen Traum hätte. Ich fuhr über seinen Rücken und weckte ihn dann mit einem Kuss. Langsam öffnete er die Augen und sah mich aus eben diesen an. "Guten Morgen, Sev. Hast du gut geschlafen?", fragte ich, obwohl ich die Antwort eigentlich kannte, und berührte seine Wange vorsichtig mit meiner Hand. "Es ging", murmelte er und klang dabei bedrückt. Irgendwie machte ich mir Sorgen um ihn. Ich fragte mich, was los war. "Was ist los?", fragte ich leise und fuhr mit dem Daumen zaghaft über seine Wange. "Nichts schlimmes. Ich hab nur schlecht geschlafen", grummelte er. Seine Antwort klang wenig überzeugend und ich wollte mich nicht einfach damit abfinden. Ihm ging es sichtlich schlecht. "Sicher?"
"Müssen wir so früh morgens über so was sprechen?", fragte er und klang genervt. Ich zog mich traurig zurück und schüttelte unsicher den Kopf. Er stand auf und zog sich etwas an. "Ich möchte dir noch etwas zeigen", sagte er und reichte mir die Hand. Er tat so als wäre nichts. Ich nahm seine Hand vorsichtig an und er zog mich daran hoch, um mich dann an sich zu ziehen und unsere Lippen miteinander zu vereinen. "Tut mir leid, dass ich so blöd reagiert hab. Ich war einfach so in Gedanken und du konntest mich von diesen befreien. Ich hätte nicht so reagieren dürfen. Gehen wir?" Ich nickte, während er meine Hand nahm.

Wir gingen durch den Hintereingang heraus und ich sah, dass die Malfoys offensichtlich einen ziemlich großen Garten, beziehungsweise mehrere ziemlich große Gärten besaßen. "Gehört das alles ihnen?", fragte ich und ließ meinen Blick über die großen Grünflächen schweifen. "Ja. Es ist aufgebaut wie ein... Oder eher mehrere Schlossgärten. Die Hecken sind symetrisch, es gibt verschiedene Pflanzen, mehrere Brunnen und, und, und... Obwohl ich hier jedes Jahr bin, kenn ich nichtmal ein Viertel von den Gärten, aber ich habe eine sehr schöne Stelle gefunden, die ich dir gerne zeigen würde." Ich nickte, während er seinen Arm um mich legte und los ging.

Wir durchquerten verschiedene Teile der Gartenanlage. Manche waren sehr symetrisch und unnatürlich, während andere extra etwas unordentlich aussahen und dementsprechend auch deutlich natürlicher.

Wir erreichten eine Stelle, die mich an einen verwunschenen Garten erinnerte. Die Natur nahm hier ihren freien Lauf und eine Art Fluss, der hinten und vorne jeweils in einem mit Seeblättern überhäuften See endete, zog sich durch diesen Teil. Verschiedene Pflanzen wucherten hier und wir waren umgeben von Büschen und Bäumen. Über das Gewässer führte eine gewölbte Steinbrücke, in deren Seiten, in regelmäßigen Abständen kreisrunde Lücken gelassen wurden. In der Nähe stand eine leicht beschädigte Skulptur. Er zog mich an der Hand auf die Brücke und lehnte sich mit dem Bauch gegen die Wand, während er nachdenklich auf das ruhige Wasser schaute. Ich legte einen Arm um ihn, den Kopf an seine Schulter und griff mit der freien Hand nach seiner. "Manchmal kann man hier auch sehr faszinierende Tiere sehen", sagte er leise und klang dabei völlig gedankenverloren. Ich schwieg, da der Moment in Stille besser zu genießen war. Plötzlich streckte sich ein zierlicher, weißer Kopf aus dem Gebüsch. Als nächstes eine kleine Kralle. Bis das Tier schließlich zu erkennen war. Es war ein weißer Pfau. Nun schaute auch er in Richtung des Tiers. "Darauf hab ich gewartet", wisperte er leise und zog mich langsam an der Hand zu dem Tier.

Wir knieten uns vor ihn, um nicht so viel größer zu sein und ihn zu verschrecken. Etwas ängstlich wirkte das Tier aber dennoch. Vorsichtig und ganz langsam streckte er seine Finger aus und verharrte wenige Milimeter vor dem kleinen Kopf. Das Tier schaute uns schüchtern durch die schwarzen Knopfaugen an. Dann bewegte er seinen Kopf vorsichtig zu ihm und stieß leicht mit dem Schnabel gegen seine Hand. Severus lächelte leicht und strich behutsam mit seinem Zeigefinger über seinen Kopf. Begeistert beobachtete ich das Geschehen. "Normalerweise sind sie nicht ganz so zutraulich, aber inzwischen dürften sie mich kennen. Hier sind viele Pfaue zu Hause", erklärte er ruhig und kraulte das Tier unter dem Kopf, was es zu genießen schien. "Bei einer Wanderung durch die Gärten habe ich sie gefunden und mich ihnen angenähert."
"Wow, das ist klasse. Ich hätte gar nicht gedacht, dass du so tierlieb bist."
"Na ja, wenn wir mal ganz ehrlich sind, sind Tiere weitaus anständigere Lebewesen als Menschen. Ich hab schon einige Leute sagen hören Tiere sind die besseren Menschen, aber ich würde es eher so formulieren, dass Menschen die schlechteren Tiere sind." Ich lachte leise, verstummte nach einer Weile aber wieder. Wo er recht hat, hat er recht. Dann betrachte ich wieder den Pfau, der uns immernoch aus seinen Knopfaugen ansah, in denen ein schöner Glanz lag. Er warf mir einen Blick zu und nahm vorsichtig mein Handgelenk. Etwas irritiert sah ich ihn an, woraufhin er nur lächelte. Langsam führte er meine Hand zu dem Pfau, der auf mich zu hopste und seinen Schnabel sachte gegen meine Handfläche drückte, während Severus mein Handgelenk los ließ und seine Hand stattdessen auf meinen Rücken legte. Ein breites Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich sah das Tier begeistert an. Auf den Spitzen der Bäume lag Schnee und auch die Büsche waren von eben diesem bedeckt, sowie der Boden, weshalb das Tier perfekt in die Landschaft passte. Ich war angetan von dem Anblick und strich mit meinem Handrücken sanft über die Brust des Tiers, bevor ich seinen Kopf zärtlich streichelte. Severus lächelte mich von der Seite an. "Ich wusste, dass dir das gefallen würde. Du liebst Tiere doch, oder?"
"Ja. Hast du das auch meinen Gedanken entnommen?", fragte ich grinsend. "Nein, das hast du mal erwähnt." Dass er sich sowas merken kann. Schon niedlich. Er nahm die Hand, die eben noch auf meinem Rücken geruht hatte, um seine Finger mit meinen zu verschränken. Mit der anderen Hand begann er nun auch wieder das Tier zu streicheln. So saßen wir da. Zufrieden und sorgenlos, angetan vom unbeschreiblichen Anblick des Tiers.

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