Kapitel 61 - Hoffnungsschimmer

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Leonora PoV:

Nach dem Unterricht ging ich direkt in die große Halle, um dort meine Aufgaben zu erledigen, allerdings alleine. Ich wollte ihn nicht unnötig verletzen oder sonst was. Vielleicht war das was Aidan und ich eigentlich vor hatten wirklich nicht richtig. Diese Stunde ist ja schon einiges schief gegangen. Er brachte mich einfach zu solchen Handlungen... Ohne dass ich das wirklich wollte...

Ich seufzte und setzte mich an einen Platz, weit weg von allen anderen. Gerade wollte ich einfach nur meine Ruhe haben. Dann packte ich meine Sachen aus und begann mit den Hausaufgaben. Ich sah dass Se... Snape, Professor Snape - in Gedanken schlug ich mich selbst dafür, dass ich ihn immer noch duzte und seinen Vornamen verwendete - des Öfteren zu mir schaute. Und ich hätte schwören können, dass er mich glücklich anlächelte als ich die Halle betrat. Wahrscheinlich freute er sich, dass ich nicht mit Aidan hier war. Alleine die Hausaufgaben zu machen, war nicht gerade spannend. Ich schlief beinahe ein.

"Hey", lächelte jemand. Ron. Gott sei Dank. Jetzt war ich hier wenigstens nicht mehr ganz allein. "Machst du die Hausaufgaben alleine?", fragte er skeptisch. Ich nickte. "Oh... Das klingt blöd. Harry und Hermine sind leider schon gegangen", meinte er.
"Mhm... Willst du dich zu mir setzen?"
"Mr. Weasley, wie kommen Sie dazu Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler gelegentlich abzulenken." Er drehte sich panisch um und sah Snape ängstlich an. "Ähm... Ich... Es tut mir leid, Professor, wirklich. Bitte drücken Sie meinen Kopf nicht wieder nach unten." Snape verzog keine Miene und zog stattdessen seine Ärmel hoch. Ron sah ihn so an als hätte er Mal wieder eine Spinne gesehen und stolperte zurück. "Ich... Ich bin auch schon fertig mit den Hausaufgaben... Wir sehen uns Leo", sagte er und rannte fast schon aus der Halle. Ich schmunzelte etwas und widmete mich dann wieder den Aufgaben.

Die Zeit verstrich und mittlerweile war schon niemand mehr in der Halle. Moment Mal... Ich sah auf... Eigentlich war ich ja dann mit Snape alleine, aber ich sah ihn nicht. Plötzlich bemerkte ich wie ein Arm von hinten um mich herum griff und sah dann die Hand von Snape auf meinem Tisch.  Offensichtlich hatte er sich über mich gebeugt. Mit der anderen Hand nahm er mir die Feder weg. "Sie müssen keinen zehnseitigen Aufsatz zu dem Trank schreiben, Ms. Anciaux", wisperte er leise. Also wenn es sein Ziel war mich zu verführen oder so, dann klappte das ganz wunderbar. Seine Stimme klang sanft und seine Anwesenheit war so unfassbar angenehm. "Bei den meisten wäre ich mit zwei Seiten zufrieden gewesen", sagte er ganz leise. "Aber ich will Ihnen dafür eine gute Note geben können, also..." Er unterstrich ein Wort mit meiner Feder. "Falsch geschrieben", hauchte er leise und legte die Feder dann hin. "Korrigieren Sie das und dann hören Sie bitte auf. Ich bin dafür da Ihre Hand zu quälen, nicht Sie selbst." Ich drehte mich langsam und und sah ihn - nachdem wir gefühlt eine halbe Ewigkeit in den Augen des anderen versanken - fragend an. "Das erste Nachsitzen bei mir. Am Ende hast du doch einen Trank gebraucht", erklärte er und seine Mundwinkel zuckten amüsiert. Ich lächelte leicht. "Übrigens möchte ich mich bei dir bedanken."
"Wofür?", fragte ich irritiert. Er zögerte etwas und schien leicht nervös zu werden. Das der Mal nervös wird... Eigentlich hatte der doch Nerven aus Stahl. "Dafür dass du nicht mit Aidan her gekommen bist, obwohl ich na ja... Eigentlich kein Recht hab, dir solche Sachen zu verbieten. Mir kommt es nur immer noch so vor, als wären wir zusammen und du bist immer noch der wichtigste Mensch in meinem Leben", sagte er nachdenklich und klang etwas beklemmt. Die Trauer in seiner Stimme machte mich irre. Lass mich dich doch einfach in den Arm nehmen. "Umarmungen machen einiges besser, Leonora, aber... Ich sollte mich wirklich von dir fernhalten", murmelte er. Leonora? Er hat meinen Vornamen benutzt. Meine Sinne haben ja Dank ihm schon alle ausgesetzt, aber mein Verstand funktionierte jetzt auch nicht mehr. "Sie sehen aber so aus als hätten Sie eine Umarmung dringend nötig", sagte ich und musterte ihn mitleidig. "Der erste Mensch, der mich umarmt hat, warst du." WAS?! In Gedanken klappte mir die Kinnlade herunter. Er wurde noch nie umarmt. Aua. Ich wusste ja dass sein Leben schrecklich war, aber... Nicht Mal eine Umarmung... Wie einsam muss er sich gefühlt haben? Ich sah ihn mitleidig an. Noch nie hat mir ein Mensch so leid getan. Er war immer alleine. Ich hätte heulen können. Das tat mir wahrscheinlich mehr weh als ihm. "Ich habe mich oft alleine gefühlt, aber nicht weil man mich nicht umarmt hat", murmelte er. "Was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen." Ich sah ihn wie paralysiert an. Aua. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Als hätte er sich das nie gewünscht. Ich könnte mir gar nicht vorstellen, wie es wäre, wenn ich noch nie umarmt worden wäre. Ich wusste gar nicht was ich dazu sagen sollte. Noch kein einziges Mal war jemand wirklich für ihn da. "Aber... Menschen brauchen doch Körperkontakt." Er zuckte mit den Schultern. Dass er das so einfach abwinkte. Verletzte ihn das denn gar nicht? Ohne darüber nachzudenken, was ich tat, stand ich auf und fiel ihm um den Hals. Er erwiderte die Umarmung für den Bruchteil einer Sekunde, schob mich dann jedoch sanft zurück. "Leonora... Nicht... Bitte", sagte er verzweifelt. Ich sah ihm verletzt in die Augen, da mir seine Zurückweisung weh tat, und wandte mich dann langsam ab, um zu gehen.

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