Kapitel 65 - Immer

35 0 0
                                    

Leonora PoV:

Die Nacht wurde lediglich vom schwachen Mondlicht und von den Sternen erleuchtet. Es war ziemlich kalt und ich stand jetzt schon seit einer halben Stunde hier oben auf dem Astronomieturm. Der Ort war einfach perfekt um nachzudenken. Ich lehnte mich an die Brüstung und legte meine Arme auf das Geländer. Ich liebte ihn so sehr, aber wahrscheinlich habe ich ihn für immer verloren. Das zwischen uns konnte einfach nichts mehr werden... Wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, war das alles was ich wollte. Ich wollte nur ihn. Menschen wollen wohl immer das, was sie nicht haben können. Seine Worte hallten in meinem Kopf wieder. Er hasste mich. Eine Träne stahl sich aus meinem Augenwinkel. Wie konnte er sowas zu mir sagen? War ihm denn nicht bewusst wie sehr mich diese Worte verletzten? Sollte es so auseinander gehen? Waren das jetzt seine letzten Worte? Die eisige Kälte umhüllte mich und ließ mich zittern. Von innen frohr ich genauso sehr und ich stellte mir die Frage, ob ich je wieder Wärme fühlen würde. Ohne ihn konnte ich doch sowieso nicht glücklich werden. Ich werde ihn immer so sehr lieben. Es gab niemanden, der seinen Platz einnehmen könnte... Der Wert, den er für mich hatte, war so hoch. Niemals könnte ich einen anderen auf die gleiche Weise lieben. Er war alles für mich. Ich wollte diese dunklen, kalten Nächte nicht mehr alleine verbringen. Schneeflocken fielen von Himmel hinab, während mich der Wind umspielte. Warum war er nicht hier? Alles erinnerte mich an ihn. Ich musste unwillkürlich zurück denken. Jeder Moment mit ihm, der sich mir vor meinem geistigen Auge abspielte, versetzte mir einen Stich ins Herz. Inzwischen hasste er mich. Weitere Tränen liefen über meine Wangen. Es wird nie mehr so sein, wie es mal war. Dieser Gedanke war unerträglich. Aber... Empfand er wirklich so für mich? Ich konnte das einfach nicht glauben... Wahrscheinlich lag es mehr daran, dass ich es nicht wollte... Wenn er es so gesagt hat, wird es wohl stimmen. Warum sollte er mich belügen? Er wollte das nicht mehr. Er liebte mich nicht mehr. Fertig, aus. Man konnte nichts mehr daran ändern und ich sollte einfach lernen damit klar zu kommen. Für bekanntlich heilt die Zeit ja alle Wunden... Dann hoffe ich Mal, dass das in diesem Falle bedeutet, dass ich ihn vergessen kann und endlich lerne mit den Tatsachen klarzukommen. Aus uns wäre doch eh nichts geworden. Das sollte einfach nicht sein. Ihr gehört zusammen. Nein. Das war nur ein Irrtum. Wir werden nie wieder zueinander finden. Vielleicht war es auch besser so. Sicherlich war es schmerzhaft, aber wer wusste was eine Beziehung mit sich gebracht hätte. Genauso viel Leiden. Dann lernte ich lieber ohne ihn zu leben. Letztendlich redete ich mir das nur ein. Egal was ich mir selber sage, ich wusste, dass ich ihn brauchte. Ich wollte ihm all meine Liebe schenken. Niemandem sonst würde ich dieses Geschenk machen. Eine Sternschnuppe flog vorbei und ich schloss die Augen. Bitte komm zu mir zurück. Das ist mein größter Wunsch. Ich öffnete die Augen langsam wieder und folgte der Sternschnuppe noch bis sie am Horizont verschwand. Hoffentlich funktionierte das. Selbst diese Kleinigkeit erinnerte mich zurück. Als wir nebeneinander im Boot saßen und wir uns was wünschten. In dem Moment hab ich das als kindisch empfunden und dachte es wäre lustiges Herumgealber, aber jetzt wollte ich nur, dass mir diese Sternschnuppe meinen Wunsch erfüllte. Ich kam mir so dumm vor. Na ja... Ich war so verzweifelt, dass ich vor nichts Halt machte. Alles was ich wollte, war dass er zurück zu mir kam und wir wieder glücklich werden würden.

Snape PoV:

Meine Beine trugen mich zum Astronomieturm. Dort könnte ich in Ruhe über alles nachdenken und mir einfallen lassen wie ich jetzt handeln sollte. Ich brauchte einfach einen klaren Kopf.

Als ich ganz oben ankam, sah ich eine zierliche Gestalt an der Brüstung stehen. Ich erkannte sie sofort. Die Sachen, die sie trug eigneten sich wohl kaum für dieses Wetter. Ich machte mir unwillkürlich Sorgen und ging auf sie zu. "Ms. Anciaux." Sie fuhr sichtlich erschrocken herum und sah mich panisch an bis sie erkannte, dass ich es war. "Was machen Sie denn hier draußen bei der Kälte?"
"Was interessiert Sie das?", entgegnete sie mürrisch. Einmal wollte ich nett sein und dann das. Ich wusste, dass ich selbst daran Schuld war, was es umso schlimmer machte. Wenn wir wenigstens im Guten auseinander gehen würden. "Antworten Sie mir", befahl ich.
"Sie hassen mich doch... Also sollten Sie sich doch eigentlich darüber freuen, dass mir hier die Gliedmaße abfrieren", zischte sie wütend. Wie verletzt sie wohl gerade war... Ich hab so viel falsch gemacht und auf der einen Seite tat es mir leid, aber auf der anderen wurde mir auch wieder bewusst, was sie alles getan hat. "Taten sagen mehr als Worte, Anciaux. Daher bin ich der festen Überzeugung Sie hassen mich mindestens genauso sehr", entgegnete ich ruhig, obwohl ich innerlich kochte. Ich musste wieder daran denken, wie sie und Aidan geflirtet haben und sonst was, nur um mich eifersüchtig zu machen. Wahrscheinlich ist daraus noch mehr geworden. Wenn sie nicht schon längst zusammen im Bett gelegen haben. Ich kam mit bedrohlichen Schritten auf sie zu und sah wie sie sich an die Brüstung presste und mich ängstlich anschaute. Eigentlich wollte ich ja nicht, dass sie Angst vor mir hatte, im Gegenteil... Ich wollte der Mensch sein, bei dem sie sich wohl und sicher fühlte... Ich verwarf den Gedanken schnell wieder. Nie wieder werde ich mich auf sie einlassen. Sie hat mich so verletzt. "Professor Snape..."
"Nein", unterbrach ich sie wütend und kam ihr noch näher. Ihr Atem war ganz flach und ihre Augen weiteten sich. "Sie wollen das doch gar nicht. Sie verstellen sich unnötig. Zeigen Sie mir doch einfach, was Sie wirklich fühlen. Es ist nichts dabei", versuchte sie auf mich einzureden. Was ich fühlte wusste ich doch selbst schon nicht mehr... In mir herrschte so ein Chaos, dass ich nicht bändigen konnte... Ich liebte sie. Ich wollte sie beschützen. Ich hasste sie. Ich war wütend. Ich war enttäuscht. Ich war traurig. Ich war verzweifelt. Ich wollte für sie da sein. Ich hatte Angst. Ich wusste nicht was ich tun sollte... "Wenn du wüsstest, was du mir mit deinem Verhalten angetan hast", sagte ich leise mit traurigem Unterton. "Was meinen Sie denn wie es mir ging?", fragte sie mich lauthals. "Sie haben mit meinen Gefühlen gespielt und..."
"ICH hab mit DEINEN Gefühlen gespielt?", entgegnete ich und drückte sie gegen das Geländer. "Was denkst du wie es ist, wenn die Person, die du liebst, dir erst sagt, sie würde auf dich warten und dann mit dem Kerl Zeit verbringt, der sie schon die ganze Zeit anmacht?", fragte ich sie gereizt und schaute sie angsteinflößend an. "Was denkst du wie es sich anfühlt sich Tage lang den Kopf zu zerbrechen und Angst zu haben den einzigen Menschen, der einem je etwas bedeutet hat zu verlieren?", schrie ich sie an. Ihr Blick zeigte mir, dass sie mich fürchtete, aber in dem Moment war ich zu wütend um darauf Rücksicht zu nehmen. "Nur um dann herauszufinden dass das alles nur war um einen eifersüchtig zu machen", sagte ich etwas leiser, aber klang dabei immernoch gefährlich. Ihr standen Tränen in den Augen und sie sah mich verletzt an. Dann drückte sie mich leicht weg. "Und was meinst du, wie es ist zu hören, dass einen die einzige Person, die man liebt, hasst?", fragte sie leise und wandte ihren Blick ab. Ich konnte noch so eben sehen wie eine kleine Träne über ihre Wange lief. Nun stand ich wie paralysiert da. Ich war verletzt. Sie war verletzt. Zwischen uns lag eine ungemeine Spannung, aber letztlich fühlten wir das gleiche. Egal wie sauer wir gerade waren, wir hassten uns nicht. Das würde niemals so sein. Sie wirbelte herum und sah mich nun weniger traurig, mehr wütend an. "Und was meinst du, wie viele schlaflose Nächte ich hatte, weil du mich nicht mehr wolltest. Weil du mich einfach so weggeworfen hast."
"Was? Ich hab dich nicht..."
"Hör mir zu!", schrie sie mich an und ich zuckte kaum merklich zusammen. "Ist dir überhaupt klar durch welchen Schmerz ich gegangen bin? Ich habe mich gefragt, woran das alles lag und ob ich dir einfach nicht gut genug war. Ich dachte, ich wäre nur ein Spielzeug für dich gewesen. Weißt du wie es sich anfühlt immer und immer wieder zu denken, man würde nicht akzeptiert werden, weil man zu schlecht ist? Und dann gibt es eine Person, von der man denkt, sie würde einen akzeptieren und lieben... Und wieder wird man nur im Stich gelassen." Immer mehr Tränen rannen über ihre Wangen und das ganze Leid, für das ich verantwortlich war, spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. Dabei wollte ich sie vor dem Leiden bewahren. "Wenn man von noch einem Menschen verlassen wird und... Wenn dieser Mensch seine Macht ausnutzt nur um einen fertig zu machen... Sie haben mich mehr verletzt als meine größten Feinde." Ihre Stimme bebte. Dann sah sie kurz herunter, schnappte zitternd nach Luft und sah wieder zu mir. "Ich habe gedacht, du liebst mich und würdest wieder zurück kommen... Jede verdammte, einzelne Sekunde hatte ich dich im Hinterkopf und musste zurück denken. An die Zeit mit dir", winselte sie. "Und anstatt mit mir zu reden, startest du irgendwelche verletzenden Versuche mich zurück zu gewinnen. Was denkst du denn wie das endet?" Inzwischen schrie ich schon fast. Alle angestauten Gefühle brachen aus mir aus. "Ich hab versucht mit dir zu reden! Aber du hast alles abgewehrt! Ich bin für dich doch so belanglos und wertlos gewesen, dass du mich selbst in der Beziehung angelogen hast!"
"Was? Ich wollte dich schützen!", keifte ich. "Indem du mir weh tust?"
"Weh getan hast du dir selber", zischte ich und schubste sie leicht gegen die Brüstung. "Und nicht nur dir selbst. Wie war's denn mit Aidan im Gemeinschaftsraum, hmm? Bestimmt besser als mit mir", raunzte ich. "Hören Sie auf Aidan mit reinzuziehen", entgegnete sie erzürnt. "Deine Eifersucht..."
"Meine Eifersucht? Was ist mit meiner Eifersucht? Siehst du denn nicht wie Aidan sich an dich..."
"Nein! Das bildest du dir ein", keifte sie. "Du sagst ich hätte dich wie ein Spielzeug behandelt, dabei warst du doch die, die Spielchen gespielt hat. Ich hätte dir so was nie angetan", sagte ich verzweifelt, aber immer noch laut. Endlich kam das alles raus. Das hätte ich ihr schon vor Langem sagen sollen. "Ich habe keine Spielchen gespielt! Ich hätte alles für Sie getan. Und ich hab mir alle Mühe gegeben Sie zurück zu gewinnen. Alles was ich wollte, war es Ihnen nahe zu sein und dann sagen Sie, Sie hassen mich und können mir dabei nicht Mal in die Augen schauen."
"Wundert dich das?! Immer wenn ich gesehen hab wie du zu Aidan gegangen bist oder sonst was bin ich durchgedreht, da war es nicht anders! Du hast mich in den Wahnsinn getrieben! Und ich war einfach wütend. Du hast mich so sehr verletzt", winselte ich. Ich fühlte Wut und Trauer zugleich und merkte wie ich langsam zerbrach. Ich musste mir selbst die Tränen unterdrücken. "Und wieso... Wieso hören wir dann nicht auf mit dem Scheiß? Das führt doch zu nichts. Letztendlich lieben wir uns doch", sagte sie etwas sanfter und ruhiger. Ich senkte meinen Blick. Das durfte so nicht weiter gehen. Es war so weit. Ich zückte unauffällig meinen Zauberstab und sah ihr ein letztes Mal in die Augen. Diese Augen würden mich bald nicht mehr kennen. Ohne zu zögern, richtete ich meinen Zauberstab auf sie und... "Oblivi..."
"Expelliarmus!" Sie war schnell genug um sich zu verteidigen und so flog mein Zauberstab weg. Sie sah mich erzürnt und gleichzeitig enttäuscht an, während ich perplex da stand. Hat sie mich gerade wirklich entwaffnet? Bis jetzt habe ich so ziemlich jedes Duell gewonnen und war meinen Gegnern immer weit überlegen... "Haben Sie gerade wirklich versucht, meine Gedanken an Sie zu löschen?", fragte sie laut und funkelte mich böse an. "Glaub mir, das ist das Beste."
"Meine Erinnerungen gegen meinen Willen zu löschen ist ganz sicher nicht das Beste. Wie kommen Sie auf so einen Schwachsinn?" Wieder rannen Tränen über ihre Wangen und ich schaute betroffen zu Boden. "Spinnen Sie eigentlich komplett?"
"Es tut mir leid... Ich... Ich bin nur unsicher und verzweifelt... Ich dachte damit wäre alles wieder gut... Es... Es tut mir leid", stammelte ich vor mich hin, während ich nur noch mehr an unserem Verhältnis zerbrach. "Wir wissen beide, dass das so nicht weiter gehen kann", sagte sie leise. Ich nickte, unwissend was ich tun sollte. "Dann trennen sich unsere Wege jetzt wohl endgültig", sagte sie fast schon panisch, lief an mir vorbei, sah noch einmal zu mir und ging dann weiter. Nein. Unsere Wege sollten sich nicht trennen. Nicht hier und nicht jetzt. Mit ihr ging es mir so viel besser und jeder merkte das. Alle sagten, wir wären füreinander bestimmt oder so was. Das konnte nicht das Ende sein. 

Hogwarts FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt