Kapitel 29 - Geister der Vergangenheit

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Leonora PoV:

Ich ging durch einen der Flure und sah junge Frauen, die die Schuluniformen der Beauxbatons trugen. Als sie mich sahen, begannen sie zu tuscheln und lachten etwas. Es war so unangenehm ihnen wieder über den Weg zu laufen. Vor allem, weil sie mich wie Dreck behandelt haben. Als ich vorbei ging, wurde ich sachte gegen die Wand geschubst. Ein braunhaariges Mädchen sah mich an.
Inès. Oh nein. Ausgerechnet die. Die hat sogar vor meinen Augen über mich gelästert und dachte ich merk's nicht. "Na. Wie ich sehe, bist du nach wie vor alleine", lachte sie. Alle haben sich vor mir aufgebaut und sahen mich an. Ich musste zurück denken und ein Schauer fuhr über meinen Rücken. Wieso? "Lasst mich in Ruhe. Ich bin nicht alleine."
"Und wie alleine du bist", sagte Inès. Ich presste mich dichter an die Wand. "Was soll das? Wieso könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen? Mir ging's damals schon schlecht genug wegen euch", sagte ich ängstlich.
"Ja, da können wir ja jetzt auch nichts für", sagte Eva. Bei der war's auch als würde man auf Endlosschleife klicken. Die sagte schon seit damals nichts anderes zu mir. "Sieh's ein, du bist anders und wirst niergends jemals dazu gehören", grinste Emy. Inès pflichtete ihr bei. "Du bist vollkommen alleine." Seit den Gesprächen mit Snape ging es mir eigentlich besser und jetzt so was. Als ich was sagen wollte, gab Inès mir eine Backpfeife und ich hielt mir die Wange. "Sie ist nicht alleine", sagte plötzlich jemand von hinten. Sie drehten sich um und Aidan funkelte sie böse an. Als er was sagen wollte, kam noch jemand von der anderen Seite. "Sie sollten sich etwas besser benehmen. Sonst hat Ihre Schule keine Chance mehr auf den trimagischen Pokal." Snape. Sie sahen zwischen den beiden hin und her und hauten dann ab.

Als sie weg waren, schossen beide auf mich zu. "Alles okay?", fragten sie gleichzeitig. "Geht schon, danke", antwortete ich und nahm die Hand von meiner Wange. "Was wollten die von dir?", fragte Aidan. Zwar mochte ich ihn wirklich gerne, aber im Moment wollte ich nur mit Snape reden. "Mich an die Vergangenheit erinnern", murmelte ich und neigte meinen Kopf traurig zur Seite. Snape legte seinen Arm um mich und ich merkte wie ich näher zu ihm rückte. Irgendwie fühlte ich mich sicher in seiner Nähe. "Ich könnte mit Dumbledore reden. Dann müssen die weg", schlug Snape vor. Ich schüttelte den Kopf. "Ich muss mit der Vergangenheit abschließen und das erscheint mir hilfreich", sagte ich.
"Okay...", meinte er. Dann sah er Aidan mit finsterem Blick an. "Ich muss nochmal alleine mit ihr reden", sagte er zwischen zusammengepressten Lippen. Keine Ahnung, wo sein Problem mit Aidan lag.

Wir gingen in seine Räume und setzten uns nebeneinander aufs Sofa.
"Geht es Ihnen wirklich gut?", fragte er besorgt und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Ich legte mich gegen ihn und schwieg. Er akzeptierte die Stille und fragte nicht weiter nach. Wahrscheinlich wollte er einfach für mich da sein. "Ehrlichgesagt nicht", murmelte ich leise. Er sah mich an und nickte langsam. "Kann ich verstehen. Würde ich die, die mich früher so fertig gemacht haben wiedersehen, würde ich mich auch unwohl fühlen."
"Ich versteh einfach nicht, warum die jetzt wieder damit anfangen. Als ob es nicht reichen würde, dass ich sie schon sehen muss", knurrte ich. Er legte seinen Arm um mich und drückte mich sachte an sich. "Regen Sie sich nicht darüber auf. Die sind es nicht wert", ermutigte er mich. Ich nickte.

Snape PoV:

Hoffentlich konnte ich ihr helfen. Gerade wollte ich nur für sie da sein. Es musste schrecklich sein die Menschen, die einem in der Vergangenheit nur Leid zugefügt und einem so viel genommen haben wiederzusehen. Ich stellte mir vor, wie es wäre die Rumtreibe wieder zu sehen und verzog das Gesicht. Jetzt war ich älter und weiter entwickelt. Ich würde mich nicht von ihnen unterkriegen lassen, aber wären sie wieder in mein Leben getreten als ich gedacht habe, sie wären endlich weg, hätte mich das sicher sehr belastet. "Worüber denken Sie nach?"
"Darüber, wie es für mich gewesen wäre, sie wiederzusehen. Ich kann dich gut verstehen. Es muss schrecklich sein, nicht? All der Schmerz kommt wieder hoch, oder?" Sie nickte. Das tat mir so leid für sie. "Wenn sie das nochmal machen, dann stellen Sie sich ihnen einfach gegenüber und zeigen Sie Selbstbewusstsein. Lassen Sie sich nicht unterkriegen. Ich und so viele andere stehen jetzt hinter Ihnen und wir würden es nicht zulassen, dass Sie wieder verletzt werden", ermutigte ich sie und fuhr mehrmals über ihre Schulter. "Danke Professor. Sie müssen wissen, dass mir diese Gespräche wirklich helfen", lächelte sie. Aus irgendeinem Grund machte mich die Aussage glücklich. Ich freute mich einfach, dass ich ihr helfen konnte. Es herrschte einen Moment lang Stille. "Ich hätte eine Frage, Professor..."
"Ja."
"Wäre es vielleicht möglich, dass Sie etwas netter zu Aileen und Aidan sind?" Ich seufzte. Was Aileen anging, war ich sogar bereit, es zu versuchen, aber Aidan Flint... Ich mochte ihn noch nie besonders, aber diese Abneigung wurde aus irgendeinem Grund noch viel schlimmer, als ich sah wie er mit Leonora redete. Er lenkte sie einfach vom Unterricht ab und das gefiel mir nicht. "Ich kann es versuchen", brachte ich zwischen zusammengepressten Lippen hervor. "Dankeschön", sagte sie und schenkte mir ein breites Lächeln. Meine Mundwinkel zuckten - meine Version eines Lächelns - und ich nickte ihr zu. Immerhin konnte ich sie dazu bringen zu lächeln. "Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt gehen. Ich muss erstmal selbst mit der Sache klarkommen", sagte sie. Ich löste mich leicht von ihr. "Ja, klar. Gehen Sie ruhig, aber sagen Sie mir Bescheid, wenn es wieder Ärger geben sollte." Eigentlich wollte ich nicht dass sie ging. Sie half mir mit meinen eigenen Problemen klarzukommen und ich war froh sie zu haben. "Das tue ich. Danke Professor. Und nehmen Sie es bitte nicht persönlich, dass ich gehe. Das liegt wirklich nicht an Ihnen. Ich brauch nur einfach mal 'ne Sekunde Ruhe um abzuschalten", erklärte sie mir und ich nickte. Natürlich nahm ich das nicht persönlich. Dann stand sie auf und strich ihren Rock glatt. "Tschüss", sagte ich und lächelte kurz.
"Auf Wiedersehen", erwiderte sie, lächelte ebenfalls und verschwand.

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